Über weitere Grossaktionäre und Anleihen verschafft sich die problembeladene Bank erneut dringend benötigte Kapitalspritzen von 14,5 Milliarden Dollar (9,8 Mrd Euro). Citigroup streicht zudem entgegen allen bisherigen Beteuerungen die Dividende um mehr als 40 Prozent zusammen.
Quartalsverlust von knapp 10 Mrd. Dollar
«Unsere finanziellen Ergebnisse in diesem Quartal sind ganz klar inakzeptabel», sagte der seit Dezember amtierende Konzernchef Vikram Pandit am Dienstag in New York. Unter dem Strich stand im vierten Quartal 2007 ein Rekordverlust von 9,83 Milliarden. Ein Jahr zuvor hatte die Bank noch einen Gewinn von 5,1 Milliarden Dollar verbucht.
Kursverlust zum Handelsstart
An der Börse fielen Citigroup-Titel zum Handelsstart um fast 3 Prozent auf rund 28,60 Dollar. Binnen Jahresfrist halbierte sich der Börsenwert der Bank damit fast. Dies macht eine Beteiligung für neue Investoren vergleichsweise günstig.
Unsicheres Umfeld bleibt
Pandit will mit dem Grossreinemachen rasch einen Schlussstrich unter die Kreditkrise ziehen. In den Büchern stehen allerdings noch weitere bedrohte Milliardenwerte im Zusammenhang mit hochriskanten Kreditgeschäften. «Wir müssen besser werden und wir werden besser werden», sagte Pandit. Das Umfeld bleibe aber unsicher.
Radikaler Umbau – Aufspaltung möglich
Der neue Chef arbeitet unter Hochdruck am radikalen Umbau des Finanzriesen. Nicht zum Kerngeschäft zählende Bereiche sollen abgestossen werden, kündigte Pandit an. Analysten halten auch eine Aufspaltung für möglich. Manche erachten den Giganten mit Aktivitäten in nahezu allen Finanzbereichen für nicht mehr steuerbar. Berichten zufolge steht Citigroup vor einer Entlassungswelle mit dem Abbau von mehreren Zehntausend ihrer über 300.000 Stellen. Im Frühjahr 2007 hatte die Bank bereits 17.000 Stellen gestrichen.
Wie bei der UBS Geld von Staatsfonds aus Singapur
Die zusätzlichen Kapitalspritzen kommen rund zur Hälfte vom asiatischen Staatsfonds Singapore Investment Corporation. Der Investor hatte sich im Dezember in einer ähnlichen Rettungsaktion bei der Schweizer Grossbank UBS beteiligt. Citigroup zapft zudem eine Reihe weiterer Geldgeber an – so auch den bereits beteiligten saudi-arabischen Grossaktionär Prinz Walid und den legendären früheren Citigroup-Chef Sandy Weill. Im November war schon das Emirat Abu Dhabi mit einer Milliardenspritze eingestiegen.
Citigroup ist nun eine der am meisten von Staatsfonds aus der asiatischen und arabischen Welt abhängigen Banken. Die Investoren unter Regierungskontrolle besitzen immenses Kapital unter anderem aus Öl-, Gas- und Finanzgeschäften.
Dreistellige Milliardenabschreibungen
Die Abschreibungen der grossen US-Banken durch die Turbulenzen an den Immobilienmärkten steuern mittlerweile zusammen auf die Marke von 100 Milliarden Dollar zu. Die Kapitalspritzen durch neue Aktionäre addieren sich auf rund 60 Milliarden Dollar. Die Citigroup ist bei weitem am stärksten betroffen. In den nächsten Wochen veröffentlichen weitere grosse US-Banken ihre Bilanzen. Auch bei ihnen werden nochmals hohe Abschreibungen erwartet. Nach den Verlusten durch Hypothekengeschäfte zeichnen sich derzeit zunehmend enorme Zahlungsausfälle bei Kreditkarten ab.
Dividende kürzen
Die Quartalsdividende für die Citigroup-Aktionäre wird von 54 auf 32 US-Cents gekürzt. Je Aktie lag der Verlust im Schlussquartal bei 1,99 Dollar im Vergleich zu einem Gewinn von 1,03 Dollar ein Jahr zuvor. Im Gesamtjahr 2007 verbuchte Citigroup einen Gewinneinbruch um mehr als 80 Prozent auf gerade noch 3,63 Milliarden Dollar. Die Erträge sanken 2007 um 9 Prozent auf 81,7 Milliarden Dollar.
Angesichts der enormen Probleme hatte Pandits Vorgänger Charles Prince im November seinen Hut nehmen müssen. Zuvor hatte die Bank bereits 3,9 Milliarden Dollar zum Grossteil wegen der Kreditkrise abschreiben müssen. (awp/mc/pg)