Die Bank stehe vor einer der weltweit weitreichendsten Veränderungen, sagte der erst seit fünf Monaten amtierende Konzernchef Vikram Pandit am Freitag vor Investoren in New York. Der Verkauf der Aktivitäten, die nicht genug Gewinn abwerfen oder nicht länger zum Kerngeschäft zählen, soll über die nächsten zwei bis drei Jahren erfolgen. Ob bei der Rosskur auch die auf dem Prüfstand stehende deutsche Citibank zum Verkauf steht, sagte Pandit nicht. Ein Gutteil der betroffenen Geschäfte stammt aus dem Immobiliensektor und damit verbundenen Bereichen. Die Kosten des Konzerns sollen Berichten zufolge um 20 Prozent gesenkt werden.
Kurswechsel
Die heftige Zwangsdiät bedeutet einen teilweisen Kurswechsel Pandits gegenüber seinen Vorgängern. Durch zahlreiche Fusionen und Übernahmen wuchs die Citigroup über Jahre hinweg zum riesigen, fast überall tätigen Finanzsupermarkt. Kritiker halten den Giganten längst für nicht mehr erfolgreich führbar. Pandit beharrt jedoch trotz der weitreichenden Verkäufe grundsätzlich auf dem Modell des Universal-Finanzkonzerns. Der 51-Jährige widersetzt sich damit Forderungen einiger Analysten nach einer völligen Aufspaltung des Riesen.
Tiefrotes Minus von insgesamt 15 Milliarden Dollar
Die Bank schrieb in den vergangenen zwei Quartalen ein tiefrotes Minus von insgesamt 15 Milliarden Dollar und streicht derzeit Tausende Stellen. Ihre Abschreibungen und Werteinbussen wegen der Kreditkrise addieren sich auf mittlerweile rund 40 Milliarden Dollar. Im Gegenzug verschaffte sich die Bank etwa ebenso viel dringend benötigtes frisches Kapital. Pandit hatte den Chefsessel im Dezember übernommen, nachdem Vorgänger Charles Prince über die Probleme gestolpert war.
Citigroup will wachsen
Pandit gab als Wachstumsziel bis auf weiteres ein Umsatzplus von 9 Prozent aus. Der Jahresgewinn soll mindestens 20 Milliarden Dollar betragen. Die Kapitalrendite («return on equity»), eine wichtige Messlatte der Branche, soll zwischen 16 und 18 Prozent liegen. In einer ersten Phase müsse die Bank wieder fit werden, sagte Pandit. Dann folge die Restrukturierung und in der dritten Phase Wachstum. Weltweit beschäftigt die Bank derzeit noch knapp 370 000 Mitarbeiter. Bisher sollen rund 15 000 Stellen gestrichen werden.
Weltweit Bankenkrise
Weltweit haben Banken bisher mehr als 300 Milliarden Dollar wegen der Kreditkrise an Abschreibungen oder Wertkorrekturen vorgenommen. In Europa traf es die Schweizer UBS am schwersten, aber auch die Deutsche Bank rutschte zum Jahresauftakt erstmals seit fünf Jahren in die roten Zahlen. (awp/mc/gh)