Clariant musste im dritten Quartal eine Wachstumsverlangsamung hinnehmen: Der Umsatz stieg nur noch um 2% auf 2,111 Mrd CHF an. Im Vergleich dazu betrug das Wachstum von Januar bis September 4% auf 6,447 Mrd CHF. Das dritte Quartal schloss auch mit roten Zahlen ab: Der Verlust aus fortgeführten Geschäften stieg im Vergleich zur Vorjahresperiode auf 45 Mio CHF von 14 Mio CHF.
Als Grund für den Verlust im Berichtsquartal nennt Clariant Restrukturierungskosten in der Höhe von 120 Mio CHF, diese sollen im Gesamtjahr gar auf 250 Mio CHF zu stehen kommen. Die Kosten fallen für die Schliessungen von Fabriken im britischen Selby, in Rhode Island in den USA sowie in Naucalpan in Mexiko an.
Auch operativ enttäuschend
Doch auch unter Ausrechnung der Sonderbelastungen, die von den Analysten nicht in dieser Höhe erwartet wurden, enttäuschte Clariant. Der EBITDA vor Einmaleffekten sank auf 188 (227) Mio CHF, der EBIT vor Einmaleffekten auf 123 (160) Mio CHF. Beide Zahlen kamen deutlich unter den Erwartungen der Experten zu liegen.
Zu schaffen machen dem Konzern weiterhin hohe Rohstoff- und Energiekosten sowie die negativen Währungseinflüsse. In den ersten neun Monaten stiegen die Rohstoffkosten um 4%, was mit einer einprozentigen Preiserhöhung nicht ausgeglichen werden konnte. Deshalb sank die Bruttomarge auf 28,9% von 30,7%.
Prognose gesenkt
Clariant sieht sich in den verbleibenden Monaten 2007 nicht in der Lage, die kumulierten negativen Einflüsse auszugleichen. Für 2007 rechnet Clariant deshalb neu mit einem EBIT vor Einmaleffekten im Bereich von 530 Mio CHF. Bis dato hatte Clariant eine stabile operative Marge auf Vorjahreshöhe (7,3%) in Aussicht gestellt. Die neuen Koordinaten implizieren eine EBIT-Marge von lediglich 6,5%.
Umbau wird beschleunigt fortgesetzt
Clariant will nun die die vor Jahresfrist angekündigte Umstrukturierung, die auch einen Stellenabbau von 10% beinhaltet, beschleunigt fortsetzen. Dazu werden auch am Hauptsitz in Muttenz hundert Stellen abgebaut. Zum Abbau in der Konzernzentrale kommt es, weil operative Entscheidungen künftig mehr auf regionaler und lokaler Ebene getroffen werden sollen.
Neben den Standortschliessungen sollen auch die Vereinfachung der Abläufe und des Produkteangebots sowie tiefere Betriebs- und Allgemeinkosten zu einer Erhöhung des Betriebsgewinns auf Stufe EBIT führen. Clariant-CEO Jan Secher schloss gegenüber AWP zudem nicht aus, dass 2008 zwei weitere Produktionsstandorte geschlossen werden. Seit Ende 2006 sank die Zahl der Beschäftigten weltweit um 504 auf 21’244; inklusive der neu am Berichtstag angekündigten Schliessungen hat der Konzern bereits bei 1’000 Arbeitsplätzen den Rotstift angesetzt. Damit ist Clariant hier bei der Streckenhälfte angelangt, sagte Secher.
Aktie bricht ein
Die Clariant-Aktien wurden nach der Publikation der Zahlen auf Talfahrt geschickt. Das Ergebnis enttäusche auf der ganzen Linie und nach Jahren der Restrukturierung gehe den Anlegern nun die Geduld aus, sagten Marktteilnehmer. Die Aktie brach bis zur Mittagszeit um 15,6% auf 12,08 CHF ein. Der Gesamtmarkt (SMI) stand zum Berichtszeitpunkt 0,4% tiefer. (awp/mc/pg)