Clariant: Hariolf Kottmann ersetzt Jan Secher als CEO
Secher, der seit Januar 2006 an der Spitze von Clariant stand, wolle sich anderen Aufgaben ausserhalb des Konzerns zuwenden, teilte der Konzern am Donnerstagabend mit. Der Verwaltungsrat sprach dem abtretenden Chef «Dank und Anerkennung» aus: «Jan Secher hat einen entscheidenden Beitrag zur Neuausrichtung des Unternehmens geleistet», wird Jürg Witmer, Präsident des Verwaltungsrats von Clariant, in der Mitteilung zitiert.
Mit Kottman weiterentwickeln
Der Verwaltungsrat sei davon überzeugt, dass Kottmann einen «hervorragenden Leistungsausweis für die erfolgreiche Weiterentwicklung» von Clariant mitbringe. Er habe breite Führungserfahrung in der Spezialitätenchemie – sowohl in der Restrukturierung von Geschäften als auch beim erfolgreichen Aufbau neuer Aktivitäten. Ziel sei es, die operative Performance «nachhaltig zu verbessern» und das Potential der Firma konsequent weiter zu entwickeln. Der 53-jährige Deutsche Kottmann ist seit 2001 Mitglied der Geschäftsleitung des deutschen Karbonfaserherstellers SGL Carbon in Wiesbaden.
Kottmann hatte an der Universität Stuttgart Chemie studiert und dort 1984 in Organischer Chemie promoviert. 1985 begann er seine Karriere im Hauptlabor der ehemaligen Hoechst AG in Frankfurt. Später war er auch bei der von Hoechst abgespaltenen Celanese AG in New Jersey tätig.
Abgang nach schwieriger Zeit
Der Schwede Jan Secher hatte seit Frühjahr 2006 die operative Leitung von Clariant. Er folgte auf Roland Lösser, der 2003 an der Spitze des damals angeschlagenen Konzerns Reinhardt Handte abgelöst hatte. 1997 hatte Clariant mit Hoechst fusioniert und 2000 die britische Pharma- und Agrofirma BTP übernommen. Die 2,6 Mrd CHF schwere BTP-Akquisition lag dem Konzern indes schwer auf dem Magen. Clariant leitete darauf Restrukturierungen ein, kämpfte jedoch mit angestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen.
Harter Sanierungskurs
Unter Secher wurde im November 2006 ein weiteres Restrukturierungsprogramm mit einem Abbau von 2’200 Stellen bis 2009 angekündigt. Bereits rund 1’800 Stellen sind inzwischen abgebaut; der Personalbestand belief sich Ende Juni weltweit auf 20’177 Beschäftigte. Noch 2006 schrieb der Konzern noch rote Zahlen. 2007 gewann er aber wieder Boden und erzielte einen Gewinn. Im ersten Halbjahr 2008 stieg der Reingewinn gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 26% auf 92 Mio CHF. Doch der Börse schien es nicht schnell genug zu gehen. Die Clariant-Aktie, die letztes Jahr mehr als 40% verloren hatte, steht derzeit mit einem Kurs von zehn Franken etwa dort, wo sie bei Jahresanfang notiert hatte. (awp/mc/pg/36)