Mit einem Umsatz von 7,121 Milliarden Franken nach neun Monaten liegt Clariant im Rahmen der Erwartungen. Den Ausblick für das vierte Quartal sehen die Investoren als verkappte Gewinnwarnung – die Aktie fällt.
Von Christian Feldhausen
(Foto: PD)
In den ersten neun Monaten 2002 hat der Chemiespezialist Clariant 7,121 Milliarden Franken umgesetzt. Das sind auf vergleichbarer Basis in Franken 4 Prozent weniger als im Vorjahr. In lokalen Währungen sieht das Bild erfreulicher aus: Die Umsätze stiegen um 4 Prozent. Die Frankenstärke hat damit deutlich auf die Umsatzentwicklung durchgeschlagen, was auch bei den Detailzahlen für die fünf Divisionen sichtbar wird.
Im unteren Mittelfeld der Analystenschätzungen
Im Vorfeld hatten die Finanzanalysten mit Erlösen in Höhe von 7,054 (Bank Vontobel) bis 7,200 Milliarden Franken (Deutsche Bank) gerechnet. Damit erwarteten sie einen Umsatzrückgang in Franken von höchstens 4,7 Prozent, aber mindestens 2,8 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode. Die Investoren reagierten am Morgen mit Verkäufen auf die Bekanntgabe der Zahlen, die Aktie führte hinter ABB zeitweise die Verliererliste im SMI an.
Verhaltener AusblickSchwerer als der Rückgang beim Umsatz wiegen für die Investoren jedoch die von CEO Reinhard Handte präsentierten Aussichten. So geht der Clariant-Chef davon aus, dass die generelle Unsicherheit über die makroökonomische Entwicklung auch in den kommenden Monaten bestehen bleibt und das Ergebnis des zweiten Halbjahres unter jenem des ersten Halbjahres liegen wird. «In Anbetracht der derzeitigen wirtschaftlichen Situation rechnen wir damit, dass die operativen Margen des Geschäftsjahres 2002 jene des Jahres 2001 nicht markant übertreffen werden», beschrieb Handte die Lage. Trotz dieser Erschwernisse will Clariant das Nettoergebnis verbessern, in der Gewinnzone liegen und den vergleichbaren Vorjahreswert übertreffen.
Als Gewinnwarnung verstanden
Die Zahlen über neun Monate seien innerhalb der Erwartungen
ausgefallen, erklärte ein Analyst der ZKB gegenüber AFX. Kritischer äusserte er sich zum Ausblick: «Wir fassen die Aussagen zum Ausblick als Gewinnwarnung auf.» Die Ebitda-Margen dürften im zweiten Halbjahr tiefer als im ersten Semester ausfallen. Wegen des schwachen Marktumfelds erwarte er auch keinen Einfluss durch die Kostensenkungsmassnahmen. Als Wermutstropfen bezeichnete ein Analyst der Bank Sarasin die geäusserten Erwartungen zur operativen Marge, aber dies als enttäuschend zu bezeichnen, sei übertrieben. Clariant befinde sich inmitten einer Restrukturierung, die langsam anfangen sollte zu greifen. Dass dem nun scheinbar nicht so sei, bezeichnete er als «nicht wie erhofft».
Verkauf des Emulsionsgeschäfts an Celanese(Foto: PD)
Die Division Textil, Leder & Papierchemikalien konnte ihren Umsatz in Landeswährungen um 1 Prozent steigern. In Franken ging der Umsatz dagegen um 7 Prozent auf 2,110 (2,279) Milliarden Franken zurück. In Asien seien die Geschäfte mit Textilfarben und Textilchemikalien zufriedenstellend verlaufen. Bei Leder hätten die Geschäfte im Sektor Automobil angezogen. Das Europageschäft mit Emulsionen wurde vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen an Celanese verkauft.
Weiter hoher Preisdruck bei Pigmenten
In der Division Pigmente & Additive stiegen die Umsätze um 3 Prozent in Landeswährung, fielen in Franken aber um 4 Prozent. Die Volumina bei Pigmenten seien zwar gewachsen, der Druck auf die Preise sei aber unverändert hoch geblieben, hiess es bei Clariant. Mit Additiven wurde leicht mehr umgesetzt. Die bisherige Trennung zwischen Pigmenten und Additiven wird aufgehoben, so dass die neue Organisation neu vier Geschäftseinheiten umfasst: Coating Industries, Plastic Industries, Printing Industries und Specialized Industries.
Gemischtes Bild bei Konzentraten
In der Division Masterbatches, das sind Farb- und Chemikalienkonzentrate, betrug das Umsatzwachstum 4 Prozent in Landeswährungen, in Franken fiel der Umsatz um 2 Prozent auf 793 (812) Millionen Franken zurück. Besonders der deutsche Markt zeigte sich schwach: Die Exporte von Polyesterfasern gingen zurück. Sehr gut entwickelte sich hingegen das Geschäft in Asien und Südamerika. In den USA war der Geschäftsverlauf lediglich zufriedenstellend.
Positives Bild bei Personal Care
Bei Funktionschemikalien gelang ein Umsatzwachstum von 6 Prozent in Landeswährungen. In Franken ging der Umsatz um 3 Prozent auf 1,595 (1,665) Milliarden Franken zurück. Dank strenger Kostenkontrolle und guter Kapazitätsauslastung sei das dritte Quartal bei den Waschmittelrohstoffen positiv verlaufen. Das Segment Personal Care hat sich, vor allem in Lateinamerika, positiv entwickelt.
Bisheriges Zugpferd schwächt sich ab
Die Division Life Science & Elektronikchemikalien hat in den ersten neun Monaten ihren Umsatz in Landeswährungen um 7 Prozent gesteigert, wobei das dritte Quartal 2001 allerdings schwach gewesen ist. In Franken stieg der Umsatz um 1 Prozent auf 1,220 (1,210) Milliarden Franken. Bei den Elektronikmaterialien seien niedrige Umsätze im schwachen Halbleitermarkt durch ein gutes Geschäft im Sektor Flachbildschirme ausgeglichen worden. Das junge Geschäft mit Lichtmanagementfilmen habe zugenommen.
Clariant: Konzernumsatz nach 9 Monaten 20022001±_in_% in Franken±_in_% in lok. WährungenTextil-, Leder- & Papierchemikalien21102279-71Pigmente & Additive14031463-43Masterbatches793812-24Funktionschemikalien15951642-36Life Science & Elektronikchemikalien1220121117Total71217407-44in Mio. Franken
Clariant: Konzernumsatz im 3. Quartal 20022001±_in_% in Franken±_in_% in lok. WährungenTextil, Leder & Papierchemikalien682729-66Pigmente & Additive451461-28Masterbatches253257-17Funktionschemikalien519534-310Life Science & Elektronikchemikalien377352716Total22812332-29in Mio. Franken