Claude Cornaz, CEO Vetropack Holding: «Eine weitere Steigerung ist nur sehr beschränkt möglich»

von Patrick Gunti


Herr Cornaz, Vetropack hat im 1. Halbjahr eine Gewinnsteigerung von 181 Prozent erreicht – damit hat Ihr Unternehmen die Erwartungen mehr als erfüllt. Welches sind die Hauptgründe und wie schätzen Sie dieses Resultat ein?


Der konsolidierte Semestergewinn 2007 von CHF 43,9 Mio. ist ein sehr erfreuliches Resultat und ein weiterer Schritt in der Ertragsverbesserung. Alle unsere Werke waren voll ausgelastet. Zudem konnte die Produktivität gesteigert und die Kosten gesenkt werden. Kurz, wir haben sehr gute operative Fortschritte gemacht.


Gleichzeitig darf nicht übersehen werden, dass der Währungseinfluss 4 Prozent betrug. Ferner kam es zu keinen Kapazitätsausfällen aufgrund von Wannenneubauten oder Reparaturen und unsere am 1. März 2006 akquirierte Glashütte in der Ukraine wurde erstmals mit 6 und nicht wie im Vorjahr mit nur 4 Monaten berücksichtigt – was wiederum einer Gewinnsteigerung von 4 Prozent entspricht. Der Rest war organisches Wachstum. 


Der Umsatz stieg um 22 Prozent – die Vetropack-Werke laufen alle unter voller Auslastung. Ist eine weitere Steigerung 2007 überhaupt noch möglich?


Eine weitere Steigerung ist nur sehr beschränkt möglich. In unseren Werken wird an 365 Tagen rund um die Uhr gearbeitet. Unter diesen Voraussetzungen sind keine «Zusatzschichten» mehr möglich. Ausserdem ist unser Lagerbestand mittlerweile sehr tief, Verkäufe ab Lager sind nur in beschränktem Rahmen möglich. Deshalb gehen wir im Vergleich zum 1. Semester von keinen weiteren Umsatzsteigerungen bis Ende Jahr mehr aus.


Welche Erwartungen haben Sie für das kommende Jahr? Mit der Fussball-Europameisterschaft in der Schweiz und Österreich wird die Nachfrage nach Glas ja wahrscheinlich weiter stark ansteigen.


Wir erwarten vom der Europameisterschaft durchaus einen positiven Effekt. Aber die Inlandmärkte in der Schweiz und in Österreich machen nur etwa ein Drittel des Gruppenumsatzes aus. Insgesamt betrachtet wird im Jahr 2008 keine Steigerung im Ausmass von 2007 mehr möglich sein, weil unsere Werke ausgelastet sind und wir die positive Entwicklung der Märkte bereits heute voll nutzen.



«Wir wollen uns in wachsenden Märkten Mittel- und Osteuropas weiterentwickeln ohne unsere bisherigen Märkte – dazu gehören insbesondere die Inlandmärkte – zu vernachlässigen.» (Claude Cornaz, CEO Vetropack Holding)


Der Nachfragezuwachs ist sowohl im Inland wie auch im Ausland gross. Wo sehen Sie die Gründe für das Wachstum in der Schweiz?


Als Folge des Wannenneubaus in St-Prex war die Produktion im Jahr 2006 drei Monate (Februar – April 2006) eingestellt, das hat im Umsatz Spuren hinterlassen. Im 1. Semester 2007 ist der Marktbedarf um gut 6 Prozent gewachsen. Wir haben wieder mehr Bierflaschen produziert und den Export gesteigert, der im Vorjahr aufgrund des Wannenneubaus zurückgenommen werden musste.


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Viel Neues im Osten: In diese Richtung richtet Vetropack seit über 15 Jahren ihre Sortimente und Dienstleistungen aus und ist heute in Österreich, Tschechien, der Slowakei, Kroatien und der Ukraine Marktleader.  Welche weiteren Pläne verfolgen Sie in Osteuropa?


Unsere Strategie hat sich als richtig erwiesen. Das bestätigt uns, so weiter zu machen. Das heisst, wir wollen uns in wachsenden Märkten Mittel- und Osteuropas weiterentwickeln ohne unsere bisherigen Märkte – dazu gehören insbesondere die Inlandmärkte – zu vernachlässigen. Zudem ist die laufende Integration der Anfang März 2006 akquirierten Glashütte Gostomel in der Ukraine sehr zeit- und arbeitsintensiv. Allfällige weitere Schritte sind zurzeit noch völlig offen.



«Ein sorgsamer Umgang mit den Ressourcen und eine umweltbewusste Glasproduktion sind uns wichtig – nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch aus ökologischen.» (Claude Cornaz)


Der Trend nach hochwertigem Verpackungsmaterial ist offensichtlich. Was sind denn die Vorzüge des Werkstoffes Glas gegenüber anderen Materialien?


Glas ist 100 Prozent Natur, völlig geruchs- und geschmacksneutral sowie undurchlässig für CO2 oder O2, was die Haltbarkeit der abgefüllten Produkte verlängert. Dank der hohen Hitzebeständigkeit kann Glas bei sehr hohen Temperaturen gereinigt werden. Glas ist edel. Dementsprechend präsentiert es seinen Inhalt. Kurz, Glas ist die ideale Verpackung für hochwertige Produkte und deren Positionierung und Differenzierung.


Die Verarbeitung von Glas benötigt sehr viel Energie, was bei steigenden Energiepreisen eine grosse Herausforderung für Ihr Unternehmen bedeutet. Wie geht Vetropack dieses Problem an?


Vetropack investiert schon lange gezielt in modernste Schmelztechnologien – an allen Standorten. Ein sorgsamer Umgang mit den Ressourcen und eine umweltbewusste Glasproduktion sind uns wichtig – nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch aus ökologischen. Die neuen Schmelzwannen, die wir beispielsweise 2006 in der Schweiz, der Ukraine und der Slowakei gebaut haben, benötigen weniger Energie und der Ausstoss von Schadstoffen wie CO2 und NOX ist um fast ein Drittel reduziert – und das bei gleich bleibender oder sogar höherer Schmelzleistung.


Herr Cornaz, vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen.





Zum Unternehmen:
Vetropack zählt zu den führenden Verpackungsglasherstellern in Europa. Mit Glasverpackungen für die Getränke- und Lebensmittelindustrie sowie einem umfangreichen Servicepaket liefert Vetropack ‹Glas nach Mass›. Die Dienstleistungen reichen vom Verpackungsdesign über die Produktion und termingerechte Versorgung bis hin zu Beratung und Support im Bereich Verpackungsanalyse, Abfüll- Konditionierungs- und Verschliesstechnik, Glasveredlung und Etikettierung.

Vetropack ist auf den sechs Heimmärkten Schweiz, Österreich, Tschechien, Slowakei, Kroatien und Ukraine.  Die Vetropack-Gruppe beschäftigt 3100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In sieben Glaswerken steht mit insgesamt 16 Schmelzwannen eine Produktionskapazität von über 4000 Tagestonnen Verpackungsglas zur Verfügung. Sämtliche Werke sind nach ISO 9001:2000 zertifiziert.


Zur Person:
Claude R. Cornaz (Dipl. Masch.-Ing. ETH/BWI) ist seit Januar 2000 Verwaltungsratsdelegierter und CEO der Vetropack Holding. Er begann seine berufliche Laufbahn 1987 als Assistent Bereichsleiter «Management Services» bei Contraves. Anschliessend war er vier Jahr als Projekt-Ingenieur bei der Nestec SA in Vevey tätig, ehe er 1993 zur Vetropack Holding stiess, wo vor seiner Ernennung zum CEO als Leiter Gruppenstab Unternehmensentwicklung, Leiter Fachführungsbereich Technik/Produktion/Logistik und ab 1996 als Mitglied der Gruppenleitung tätig war. 1998 wurde er Stellvertreter des Vorsitzenden der Gruppenleitung und im Mai gleichen Jahres in den VR des Unternehmens gewählt. Neben seiner Tätigkeit bei Vetropack ist Cornaz im Vorstand der FEVE (Fédération Européenne du Verre d’Emballage), Präsident der IGEB (Interessengemeinschaft energieintensiver Branchen) und VR-Mitglied bei Bucher Industries.

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