von Jolanda Lucchini
Herr Ammann, der Sony Pictures-Film «A Quantum of Solace» ist ein riesiger Erfolg. In den USA war er mit Einnahmen von 70,4 Millionen Dollars am ersten Wochenende weitaus erfolgreicher als alle Bond-Filme zuvor. In der Schweiz brachte er den Kinos sogar das beste Wochenend-Einspiel aller Zeiten. Spüren Sie Auswirkungen dieses Erfolgs?
Als «Entertainment Company of the 21st century» ist «Quantum of Solace» für unseren Konzern natürlich eines der wichtigsten Produkte des Geschäftsjahres 2008. Alle Geschäftsbereiche sind involviert. Für die Schweiz ist der Film durch Regisseur Marc Foster und Schauspieler Anatole Taubmann zusätzlich von Bedeutung. Im Bereich Consumer Electronics haben wir den Film in die «James Bond Promotion» aufgenommen und sind mit den Resultaten sehr zufrieden.
Weniger erfreulich ist für das japanische Mutterhaus Sony Corporation, dass der Nettogewinn im zweiten Firmen-Quartal (Juli-September) um 38 Prozent auf 20,8 Milliarden Yen (rund 245 Millionen Franken) gesunken ist. Die Gewinnerwartung für das Gesamtjahr wurde deshalb um mehr als die Hälfte gesenkt. Kann den Branchenriesen nur noch ein schwächerer Yen retten?
Die Währungsschwankungen haben Einfluss auf alle international tätigen Unternehmen. Sony Corporation hat aufgrund der aktuellen Situation die Gewinnerwartungen korrigiert. Ziel ist es, das Unternehmen auch in Zukunft profitabel zu führen. Dazu werden verschiedene Initiativen geprüft.
Zum Beispiel sollen 16’000 Arbeitsplätze in den nächsten zwei Jahren weltweit gestrichen werden. Wie stark wird Sony Schweiz davon betroffen sein?
Die gesamte Elektronikbranche ist neben anderen Branchen von der Wirtschaftskrise betroffen und unter Druck. Insgesamt baut Sony bis März 2010 8000 Feststellen ab, was etwa 5 Prozent der Gesamtbelegschaft entspricht, und etwa 8000 Zeitstellen respektive temporäre Mitarbeiter. Inwieweit die Schweiz betroffen sein wird, kann zum heutigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden.
Sony Corporation hat das diesjährige Verkaufsziel für LCD-Fernseher, Digitalkameras und Camcorder gesenkt, weil die Käufer in den USA und in Europa in diesen Bereichen zurückhaltender geworden sind. Wie spüren Sie bei Sony Schweiz diese Entwicklung im Consumer-Bereich?
Der Verkauf im Bereich der BRAVIA-LCD-Fernseher war in der Schweiz durch die Euro08 durchaus erfolgreich. Mengenmässig sind wir sehr zufrieden. Allerdings wirkt sich die Preiserosion im gesamten Bereich Unterhaltungselektronik auf den Wert aus.
Der Trend von der digitalen Kompaktkamera zur digitalen Spiegelreflexkamera ist in der Schweiz bereits spürbar. Der Bereich der digitalen Kompaktkameras hat sich zu Gunsten der Spiegelreflexkameras leicht zurückhaltender entwickelt. Mit der Übernahme von Konica Minolta ist Sony vor rund drei Jahren mit dem a-Spiegelreflexsystem in den Spiegelreflex-Markt eingestiegen. Die digitale Spiegelreflexfotografie ist in der Schweiz im Trend und Sony belegt mit dem aktuellen Sortiment von 5 Kameras, 30 Objektiven und Zubehör bereits Platz Nummer 3.
Im Bereich Handycam-Camcorder geht der Trend ganz klar Richtung Full High Definition. Ein Plus ist die Kompatibilität unserer Produkte. So können auf unseren VAIO Notebooks mit Blu-ray-Laufwerk Filme editiert, auf den Blu-ray-Playern abgespielt und schliesslich auf unseren Full HD BRAVIA Fernsehern gezeigt werden ? alles in höchster Bild- und Tonqualität.
«An Innovationen wird es auch 2009 nicht fehlen.»
Bei den Flachbildschirmen und Digitalkameras von Sony sollen hohe Produktionskosten attraktive Preise verunmöglichen. Mit welchen Strategien will man darauf reagieren?
Sony setzt seit jeher bei allen elektronischen Produktkategorien auf innovative Technologien, beste Qualität und Design. Unsere Kunden schätzen diese Vorteile und entscheiden sich deshalb für Sony. Wir werden diese Strategie auch künftig verfolgen.
Der Verkaufserfolg bei den Blu-ray-Playern lässt bisher auf sich warten
Das ist nur eine Frage der Zeit. Mit dem Durchbruch von Blu-ray im Februar 2008 wurde das Nachfolgeformat der DVD festgelegt. Hinter Blu-ray stehen rund 300 Unternehmen.
Der Druck, immer wieder neue innovative Geräte auf den Markt zu bringen und so führend zu bleiben, ist gross. Mit welchem herausragenden Produkt will Sony als nächstes den Markt erobern?
An Innovationen wird es auch 2009 nicht fehlen. Im Januar wird der erste, drei Millimeter dünne OLED-Fernseher erhältlich sein. In Europa wartet man gespannt auf den E-Reader. Und an der Unterhaltungselektronik-Messe CES Anfang Januar in Las Vegas wartete Sony mit weiteren Produktneuheiten auf.
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Ein Lichtblick war 2008 das Spielkonsolen-Business. Sony konnte von der PlayStation 3 über 85 Prozent mehr Geräte als im Vorjahreszeitraum verkaufen. Liegt dies auch daran, dass die Gamer-Szene, eine meist jugendliche Käuferschicht, bisher kaum auf die Krise reagiert hat?
Die Gamer-Szene legt grossen Wert auf Bild- und Tonqualität. Bei Sony werden diese Ansprüche erfüllt. Das Klischee des jugendlichen Gamers ist weit verbreitet. Wir haben aber festgestellt, dass es immer mehr Gamer über 30 gibt. Ausserdem entdecken auch Frauen das Gamen und Spiele wie Buzz! oder Singstar sind beliebt bei Familien. Die Playstation wird weiterhin die Innovatorenrolle übernehmen. Der Mensch möchte auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten unterhalten werden und wird sich weiterhin Unterhaltung leisten.
In Ihrer Verantwortung liegt auch der Businessbereich mit professionellen Produkten für Broadcast, Healthcare und IT. Welche Bedeutung hat diese Sparte für Sie?
Der professionelle Bereich ist ein Lösungsgeschäft. Unsere Kunden schätzen, dass Sony Gesamtlösungen anbietet. Dieser Bereich gewinnt auch in der Schweiz an Bedeutung. Für Broadcast Lösungen beispielsweise setzen das Schweizer Fernsehen und lokale Film- und Fernsehproduktionen seit Jahren auf Sony auch im Bereich High Definition. Immer mehr Unternehmen suchen nach Lösungspartnern, die die technologische Kompetenz und entsprechenden Produkte haben. Sony hat auch im Bereich Stadien in Europa eine führende Position. In der Schweiz sind wir zurzeit daran, die Postfinance-Arena des SC Bern mit Multimedia-Lösungen auszustatten.
«Der professionelle Bereich ist ein Lösungsgeschäft. Unsere Kunden schätzen, dass Sony Gesamtlösungen anbietet. Dieser Bereich gewinnt auch in der Schweiz an Bedeutung.»
Green IT ist derzeit ein grosses Thema. Sony gehört punkto Umwelt-Engagement zur Spitze in der Branche und hat 2007 den Sustainable Energy Award der Europäischen Union erhalten. Was gab den Ausschlag, dass Sony den Preis bekam?
Für Sony gehört der sinnvolle Umgang mit Ressourcen seit Jahren zur Unternehmensphilosophie. Dementsprechend hat sich Sony auch verpflichtet, von der Entwicklung bis zur Entsorgung eines Produktes Umweltaspekte konsequent zu berücksichtigen. Als einziges Unternehmen der Branche wurde Sony 2007 von der EU mit dem Award für «Sustainability» ausgezeichnet. Als Partner des WWF ist es Sony ein Anliegen, zur CO2 Reduktion aktiv beizutragen.
Stromsparende, rezyklierbare Produkte werden künftig immer stärker ein Verkaufsargument sein. Wo setzt Sony hier mittelfristig weiter an?
Es gibt bei Sony bereits erste Studien von Produkten, die mit kinetischer Energie funktionieren. Mittelfristig wird sich Sony weiter mit energiesparenden Produkten profilieren, die von der Entwicklung bis zur Entsorgung Umweltaspekte berücksichtigen. Ausserdem wird sich Sony auch für Standards einsetzen, die dem Konsumenten einen Vergleich ermöglichen werden.
Das Verkaufsnetz von Sony umfasst in der Schweiz an verschiedenen Standorten eigene Stores, die Sony Center. Wie wichtig sind sie für den Umsatz?
Die Sony Center sind inhabergeführte Unternehmen, die mindestens 90 Prozent Sony Produkte führen. Aktuell sind sieben Sony Center in der ganzen Schweiz verteilt und ergänzen den Handel.
Sony hat kürzlich ein neues Shop-in-Shop-Konzept vorgestellt. Was bezweckt man damit?
Mit dem neuen Konzept möchten wir unseren Kunden bereits beim Einkaufen die Interaktion mit unseren Produkten respektive das Erleben unserer Produkt- und Unterhaltungswelten ermöglichen. Unsere Produkte stehen dabei im Vordergrund. Die eigentliche Verkaufsumgebung bildet einen Rahmen, der als Raumkonzept zeitgemäss gestaltet wird. Wir werden 2009 insgesamt 14 Verkaufspunkte in der ganzen Schweiz mit diesem Konzept umgestalten.
Herr Ammann, besten Dank für das Interview.
Der Gesprächspartner
Claudio Ammann (50) ist seit 2004 Managing Director von Sony Overseas SA in der Schweiz. Davor war er in unterschiedlichen Positionen im Sales- und Marketing Bereich für den japanischen Elektronikkonzern tätig, unter anderem von 1999 ? 2001 als Leiter für das LCD-Projektorengeschäft bei Sony Professional Europe.
Claudio Ammann absolvierte eine kaufmännische Ausbildung in der Speditionsbranche, ergänzt durch mehrjährige Auslandaufenthalte in Paris, Florenz und Moskau. Über seine berufsbegleitende Management-Ausbildung fand er schliesslich als Marketing-Manager Einstieg in die Luxusgüterbranche, bevor er dann zu Sony wechselte.