Coaching meets Research… für die Praxis der Zukunft

Und haben Forschende, die sich für die Wirkung und Anwendung von Coaching in der Praxis interessieren, die naive Illusion, dass ihre Bemühungen, dem Phänomen Coaching auf die Spur zu kommen – sei es nun aus psychologischer, betriebswirtschaftlicher, soziologischer oder gar linguistischer Perspektive – irgendwen ausser sie selbst interessieren könnte?


Probleme von Menschen in komplexen Situationen 
Robert Wegener, Leiter des 1. Internationalen Coaching-Forschungskongresses vom 9. und 10. Juni in Olten meint dazu: «Wer sich als Coach nicht für die neuesten Forschungsergebnisse und deren praktischen Nutzen für die Praxis interessiert, wird über kurz oder lang im Coaching-Markt nicht bestehen.» Die Begründung: jede Profession muss sich Fragen über Wirkungszusammenhänge, Erfolgsbedingungen und Nebenwirkungen stellen. Coaching, das für Klienten und Kundinnen tatsächlich einen Wertbeitrag zur Verfügung stellen will, macht hier keine Ausnahme. Im Gegenteil: Coaching beschäftigt sich mit Problemen von Menschen in komplexen Situationen und hat anspruchsvollen ethischen, aber auch inhaltlichen Herausforderungen zu genügen.


Coaching-Forschung kein Nebenprodukt
Deshalb darf Coaching-Forschung nicht als Nebenprodukt betrachtet werden. Die teils ernüchternden Ergebnisse der Psychotherapieforschung – die zeigt, dass therapeutische Behandlungen keineswegs immer die gewünschten Verbesserungen zeitigen, ja sogar auch zu Verschlechterungen für den Klienten führen können – sollten als Lernbeispiel genutzt werden. Wegener verweist weiter auf die Scharlatanerie-Kritik und Stimmen, die den Begriff Coaching nicht mehr hören können, da sich dahinter alles und nichts verberge. Eine parallele Entwicklung, die neben dem Coaching-Boom oftmals in Vergessenheit gerät.


Dialog zwischen Praxis und Forschung
Angesichts dieser Herausforderungen für die Weiterentwicklung von Coaching ist die Idee des Kongresses «Coaching meets Research … für die Praxis der Zukunft» im Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW entstanden. Das zentrale Anliegen des Kongresses ist der Dialog zwischen Praxis und Forschung: Praktizierende Coachs, HR-Fachleute, Ausbildende, Trainer/innen wie auch Fach- sowie Berufsverbände diskutieren mit Forschenden aktuelle Ergebnisse und ihre Konsequenzen. Dazu ist Mut gefragt, da sich zeigen könnte, dass Coaching möglicherweise weniger leistet als von ganz optimistischen Coachs behauptet wird. Und es braucht das Engagement der Praxis, weil intelligente Forschung auch neue Wege aufzeigen kann, wie Coaching noch wertschöpfender eingesetzt werden kann.


Think Tank
Die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW versteht sich als eine Dialogplattform, die zwischen den beiden nur scheinbar voneinander losgelösten Welten vermittelt. Ihr Anliegen ist, die Praxis für den Nutzen von Forschungserkenntnissen zu sensibilisieren sowie der Praxis die Möglichkeit zu bieten, ihre Forschungsfragen einzubringen. Forschende sollen Gelegenheit haben, vom Wissen erfahrener Coachs zu profitieren, um so gemeinsam die Coachingforschung gewinnbringend weiterzuentwickeln. Dazu wird im Rahmen eines speziell konzipierten Kongress-Think-Tanks Raum geschaffen. (fhnw/mc/ps)

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