Commerzbank bekommt zweite Welle der Krise zu spüren

Im dritten Quartal musste die Bank ihre Risikovorsorge erstmals in diesem Jahr auf mehr als eine Milliarde erhöhen. Bis Ende September liegt sie damit schon bei 2,9 Milliarden Euro. Blessing rechnet auch im vierten Quartal noch einmal mit mehr als einer Milliarde und dämpfte zudem die Erwartungen für das letzte Jahresviertel. «Insgesamt dürfte es im vierten Quartal sehr schwierig werden, ein positives operatives Ergebnis zu erzielen», sagte er am Donnerstag in Frankfurt.


Operatives Plus im Q3 ein «Ausrutscher»?
Damit dürfte das leichte operative Plus im dritten Quartal – dem ersten seit Mitte 2008 – nach Einschätzung von Händlern erst einmal ein einmaliger «Ausrutscher» bleiben. Das leichte operative Plus ging vor allem auf höhere Kurse bei zuvor grösstenteils als wertlos eingestuften Wertpapieren zurück. Unter dem Strich dürfte die Bank im laufenden Jahr damit tief in den roten Zahlen bleiben, da neben dem erwarteten operativen Verlust auch im vierten Quartal die Integration der Dresdner Bank auf das Ergebnis drücken wird – wenn auch mit 400 Millionen Euro deutlich weniger als zuletzt. Insgesamt kostet der Konzernumbau der Commerzbank in diesem Jahr damit rund zwei Milliarden Euro.


Dickes Minus 2009
Der Verlust dürfte im laufenden Jahr bei rund drei Milliarden Euro liegen. 2008 war die Commerzbank vor allem wegen der kurz vor der Lehman-Pleite und damit zum ungünstigsten Zeitpunkt gekauften Dresdner Bank mit 6,5 Milliarden Euro in die roten Zahlen gestürzt und musste sich in die schützende Hände des Staates begeben. Gewinne werden die Aktionäre wohl allerfrühestens im kommenden Jahr sehen. Innerhalb ihrer am Donnerstag bestätigten mittelfristigen Ziele, denen zufolge die Bank 2012 operativ mehr als 1,5 Milliarden Euro verdienen will, peilt die Commerzbank einen Gewinn 2011 an. Blessing hatte zuletzt allerdings angedeutet, dass die Bank bei optimalen Verlauf bereits im kommenden Jahr wieder profitabel sein könnte.


Rückzahlung der Staatsgelder noch nicht in Sicht
Die Commerzbank gehört weltweit zu den Banken, die nach wie vor nicht in der Lage sind, die staatlichen Hilfen zurückzuzahlen. Sie zählt damit anders als zum Beispiel die Deutsche Bank zu den Verlierern der weltweiten Finanzkrise. Aber immerhin ist das Vertrauen der Märkte in die Commerzbank, die derzeit mit rund 18 Milliarden Euro vom Staat gestützt wird, zurückgekehrt. Sie kann sich inzwischen wieder ohne staatliche Garantien Geld am Kapitalmarkt besorgen. Damit geht es der Commerzbank besser als den ebenfalls vom Staat gestützten britischen Grossbanken Royal Bank of Scotland und Lloyds , die erneut Geld vom Staat oder staatliche Hilfe bei einer Kapitalerhöhung brauchen.


Noch lange unter staatlicher Kontrolle
Es ist jedoch nach wie vor nicht vor 2011 mit dem Start der Rückzahlung der staatlichen Gelder zu rechnen. Unter normalen Marktbedingungen will die Bank 2012 damit beginnen. Wenn sich die Märkte positiv entwickeln, könnte dies bereits ein Jahr früher der Fall sein. Die Bank bleibt damit noch lange unter Kontrolle der Regierung und der EU-Kommission, die ja auch auf die Abspaltung zahlreicher Töchter unter anderem dem einst als Hoffnungsträger eingekauften Immobilienfinanzierer Eurohypo drängen. Abschreibungen auf den Wert der Eurohypo waren auch einer der Hauptgründe für das dicke Minus von mehr als einer Milliarde im dritten Quartal, das die Commerzbank bereits am Montag verkündet hatte.


Aktie rutscht ans DAX-Ende
Die Details am Donnerstag waren dann für die Experten wenig überraschend. Mit Sorge wurden jedoch die Aussagen Blessings über den weiteren Jahresverlauf und die Risikovorsorge aufgenommen. Das grösste Problem ist einem Börsianer zufolge die erhöhte Risikovorsorge im dritten Quartal und die düsteren Aussagen Blessings zu dem Thema. Die Aktie rutschte in den ersten Handelsminuten ans Ende des Dax . Sie verlor mehr als drei Prozent auf 6,97 Euro und baute damit ihre Verluste der vergangenen Wochen aus, notiert allerdings immer noch rund 200 Prozent über dem Niveau vom Frühjahr.


Risikovorsorge beträgt mittlerweile mehr als vier Milliarden Euro
Die Commerzbank rechnet im laufenden Jahr jetzt mit einer Risikovorsorge von mehr als vier Milliarden Euro. Zuletzt hatte die Bank noch gehofft, dass die Kosten für mögliche Kreditausfälle unter dem Vorjahreswert von rund 3,6 Milliarden Euro liegen könnte. Neben dem starken Engagement im deutschen Mittelstand bereitet der Commerzbank vor allem das Osteuropageschäft Probleme. Finanzvorstand Eric Strutz rechnet aber zumindest mittelfristig wieder mit einer Entspannung bei der Risikovorsorge. Kurzfristig bleibe das Geschäft jedoch schwierig, wie Blessing betonte. (awp/mc/ps/12)

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