Commerzbank-Chef warnt vor weiteren Kreditausfällen
Blessing zeigte Verständnis dafür, dass die Politik auf die öffentlichen Diskussionen um die Annahme des Rettungsschirms mit Verärgerung reagiert hat. «Die Politik hat in der Krise schnell, mutig und kraftvoll reagiert. Und deshalb sollten wir uns dafür auch mal bedanken. Dass manche Politiker verärgert sagen: Mensch, das war ein Riesenkraftakt unsererseits, und jetzt debattiert ihr erst einmal zehn Tage, ob ihr das mögt oder nicht – das kann ich verstehen», sagte er. Hintergrund ist, dass Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann gesagt hatte, sein Haus werde kein Staatsgeld annehmen. Ihm wurde vorgeworfen, es dadurch für andere Banken schwieriger zu machen, sich an dem Paket zu beteiligen.
«Wir Banken haben das nicht allein in der Hand»
Blessing wollte nicht ausschliessen, dass die Commerzbank möglicherweise noch einmal Kapital aufnehmen muss: «Wir sind gut ausgestattet und werden uns intensiv um das operative Geschäft kümmern. Aber ich sage ganz offen: Wir Banken haben das nicht allein in der Hand, wir werden sehen, ob sich in einem halben Jahr die Ansprüche aller Beteiligten im Markt noch einmal dramatisch verändert haben.» Angesichts immer höherer Kapitalanforderungen an den Märkten könnte schon bald «derjenige stigmatisiert sein, der keine Staatshilfe bekommt».
Lehre aus der Krise
Der Commerzbank-Chef sprach sich wenige Tage vor dem Weltfinanzgipfel in Washington für weitreichende Reformen des Finanzsystems aus. «Wir müssen verhindern, dass Banken Regulierungslücken ausnützen und mit ihrem Geschäft immer dort hin gehen, wo die Vorschriften am lockersten sind. Es ist ein Problem, wenn Staaten die Finanzindustrie mit einer laschen Regulierung anlocken wollen», sagte er. Er halte auch die Praxis für problematisch, Kredite «ganz schlank» an den Kapitalmarkt weiterzureichen, weil dadurch der Anreiz sinke, die Risiken zu prüfen. Es sei eine Lehre aus der Krise, «dass der, der das Risiko einkauft, einen Teil davon selbst in den Büchern behalten sollte». (awp/mc/ps/17)