Commerzbank plant für Jahre mit Staat
Dies sagte Blessing in einem Interview mit der «Welt am Sonntag» («WamS»). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versicherte in der «Bild am Sonntag»: «Wir werden uns zurückziehen, sobald die akute Notlage überstanden ist.» Die Kanzlerin stellte klar: «Im Übrigen werden wir nicht das Tagesgeschäft steuern.»
18,2 Milliarden Euro zur Absicherung
Der staatliche Bankenfonds SoFFin gibt der Commerzbank insgesamt 18,2 Milliarden Euro, um den kurz vor dem Abschluss stehenden Kauf der Dresdner Bank und weitere Belastungen aus faulen Kreditpapieren abzusichern. Im Gegenzug wird der Bund grösster Einzelaktionär der zweitgrössten deutschen Bank mit 25 Prozent plus einer Aktie.
Dresdner-Kauf verteidigt
In mehreren Zeitungen verteidigte Blessing, der die zweitgrösste deutsche Bank erst seit Mai führt, den Kauf der angeschlagenen Konkurrentin Dresdner Bank: Der Milliardendeal sei gut für Deutschland, eine Absage der Übernahme wäre keine Alternative gewesen, erklärte Blessing. «Die Übernahme war richtig und ist richtig», sagte er «Bild»-Zeitung (Samstag). Der DAX-Konzern zahlt für die Tochter des Versicherers Allianz gut fünf Milliarden Euro.
SDK kritisiert Dresdner-Übernahme als «unverantwortlich»
«Es war unverantwortlich, die Dresdner Bank in dieser Krise zu übernehmen», kritisierte Aktionärsschützer Lothar Gries von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). «Blessing hat doch früher selbst dort gearbeitet. Er hätte die Leichen im Keller kennen müssen», sagte Gries der Wirtschaftszeitung «Euro am Sonntag». Blessing leitete im Jahr 2000 die Online-Aktivitäten einer Dresdner- Tochter (Advance Bank). Im Zuge der Dresdner-Übernahme durch den Versicherer Allianz im Jahr 2001 wechselte Blessing zur Commerzbank.
Löcher bei Dresdner erst im Dezember erkannt
Blessing versicherte in der «WamS», die neuen Löcher bei der Dresdner seien erst im Dezember offensichtlich geworden. In der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» erklärte der Chef des DAX- Konzerns, die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers Mitte September habe die Lage dramatisch verändert: «Deshalb waren wir genötigt, Staatshilfe zu beantragen.»
Blessing: Staatsgeld für mögliche weitere Turbulenzen
Blessing räumte in der «WamS» ein: «Wenn Sie beide Hilfspakete herausrechnen, wäre unsere Kapitalausstattung in der Tat nicht besonders rosig.» Allerdings sei es bei den in der vergangenen Woche vereinbarten zusätzlichen zehn Milliarden Euro an Staatsgeld nicht darum gegangen, «das Überleben der Bank zu sichern»: «Vielmehr wollten wir einen zusätzlichen Puffer, um das gemeinsame Institut gegen mögliche weitere Turbulenzen wetterfest zu machen», sagte Blessing. «Wenn keine weiteren Grosskatastrophen mehr eintreten, sollte unser Kapitalpuffer reichen.»
Stellenabbau soll unverändert erfolgen
Am Zeitplan für die Übernahme und dem Umfang des geplanten Stellenabbaus ändere sich nichts, wie Commerzbank- Gesamtbetriebsratschef Uwe Tschäge «Euro am Sonntag» sagte: «Wir haben nach wie vor vom Vorstand die verbindliche Zusage, dass es im Zuge der Übernahme der Dresdner Bank zu keinen betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2011 kommt.» Auch am Umfang des Stellenabbaus von 9.000 Stellen, davon 6.500 im Inland, werde sich nach derzeitigem Kenntnisstand nichts ändern. Nach dem Vollzug der Übernahme im Januar sollen die beiden Institute in diesem März endgültig miteinander verschmolzen werden. (awp/mc/ps/07)