Damit erhält der Bund ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen und in der Hauptversammlung der Grossbank. Das Bundesfinanzministerium sprach am Donnerstag in Berlin von einem «starkem Signal für eine starke Commerzbank». Die Beteiligung des Bundes sei «keine Teilverstaatlichung, sondern Wahrnehmung unserer Verantwortung für einen der grossen deutschen Akteure am Finanzmarkt», sagte Sprecher Torsten Albig. Robert Halver, Marktstratege bei der Baader Bank, begrüsste den Schritt: «Damit bleibt für Deutschland die für die Volkswirtschaft wichtige Kernbranche Banken erhalten.»
Allianz muss weitere Dresdner-Risiken übernehmen
Der Allianz-Konzern, von dem die Commerzbank die Dresdner Bank übernimmt, will zusätzlich faule Papiere in der Dresdner-Bilanz im Milliardenumfang übernehmen. Dies teilte die Commerzbank in Frankfurt mit. Hintergrund sind unerwartet hohe Abschreibungen bei der Dresdner Bank. Die im DAX notierten Aktien von Commerzbank und Allianz stürzten zweistellig ab. Commerzbank verloren zeitweise über 20 Prozent auf 4,79 Euro. Bis Handelsende erholte sich das Papier aber auf 5,25 Euro. Dies ist ein Minus von 13,8 Prozent.
295 Mio. Stammaktien zu je 6 Euro
Der Bankenfonds (SoFFin) beabsichtigt nach Angaben der Commerzbank, dem Institut zusätzlich Eigenkapital in Höhe von zehn Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen. Dies soll durch die Ausgabe von rund 295 Millionen Stammaktien zu je sechs Euro und durch «eine stille Einlage» in Höhe von etwa 8,2 Milliarden Euro gesichert werden, hiess es.
Kernkapitalquote von ca. 10 Prozent
Die Commerzbank könne damit eine Kernkapitalquote von etwa 10 Prozent erreichen, um sich in der Krise zu behaupten. Die Commerzbank hatte bereits im November 8,2 Milliarden Euro Kapital vom Bund erhalten. Damit soll die Bank vom Staat direkte Kapitalhilfen von 18 Milliarden Euro erhalten. Zudem erhält die Commerzbank staatliche Garantien für die Ausgabe von Schuldverschreibungen von 15 Milliarden Euro. Innerhalb dieser Garantie hatte die Bank am Donnerstag bereits eine Anleihe mit einem Volumen von fünf Milliarden Euro platziert.
Auch die Allianz zeichnet stille Einlage bei der Commerzbank
Die Allianz übernimmt bei Vollzug des Deals erhebliche Risiken. Deutschlands grösster Versicherungskonzern will nach Angaben der Commerzbank die Kapitalausstattung der Dresdner Bank stärken. Dies erfolge durch die Übernahme von verbrieften Wertpapieren im Wert von 2 Milliarden Euro für einen Kaufpreis von 1,1 Milliarden Euro. Diese Papiere haben in der Finanzkrise dramatisch an Wert verloren.
Allianz wird nach Dresdner-Bank-Verkauf 14 Prozent an Commerzbank halten
Die Allianz wird nach dem Verkauf der Dresdner Bank an die Commerzbank nicht einmal halb so viele Anteile an dem fusionierten Geldinstitut halten wie ursprünglich geplant. Nach der veränderten Vereinbarung und der erneuten Milliarden-Spritze des Staates wird der Allianz-Anteil an der Commerzbank bei etwa 14 Prozent liegen, wie eine Allianz-Sprecherin am Donnerstag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX sagte.
Entlastung bei Risikopapieren von 17,5 Mrd. Euro
Für die neue Commerzbank ergebe sich in der Bilanz damit eine Entlastung bei Risikopapieren von 17,5 Milliarden Euro, berichtete der Konzern. Dies setze Eigenkapital von 700 Millionen Euro frei. Ausserdem werde die Allianz eine stille Einlage in Höhe von 750 Millionen Euro zeichnen. «Damit steht die Übernahme der Dresdner Bank kurz vor dem Abschluss», teilte die Commerzbank mit. Die Allianz-Aktie verlor am Donnerstag 5,4 Prozent auf 66,67 Euro. (awp/mc/pg/29)