Coninx Museum Zürich: Rémy Markowitsch ? Spirit

Ähnlich wie er bisher Fotografien aus Büchern durchleuchtete und auf diese Weise neu generierte, durchleuchtet er in der Ausstellung «Spirit» die riesige Sammlung des Hauses Coninx. Er befragt sie und ihren Schöpfer, den Sammler Werner Coninx, und bringt sie in einen vielschichtigen Dialog. Markowitsch ruft die Geister des Hauses wach und führt sie in der Gegenwart seiner Ausstellung, die einen installativen Bogen durch die Räume spannt, zusammen.


Der Künstler hinter der Sammlung
Werner Coninx (1911 ? 1980), ein Sohn des Tages-Anzeiger Gründers Otto Coninx, war ein besessener Sammler.
Max Frisch hat Werner Coninx, seinen Jugendfreund, in der Erzählung «Montauk» als höchst sensiblen, intelligenten, aber auch komplizierten, schwermütigen und einsamen Menschen porträtiert. Coninx, der selbst zum Maler ausgebildet war, als Künstler aber wenig Erfolg hatte, verlegte sich im Laufe seines Lebens immer mehr auf das Sammeln anderer Werke. In seiner Kollektion finden sich Arbeiten seiner Zürcher Künstlerfreunde, dann aber auch Bilder eines Calame, eines Hodler oder ganze Werkgruppen der erst jüngst wieder viel beachteten Gebrüder Aurèle, Aimé, Charles und François Barraud.







Die Sammlung
Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der Graphik. Im intimen Rahmen der Handzeichnung und der Druckgraphik sind Blätter von Picasso, Bonnard, Vuillard oder Kirchner vereint. Coninx, der selbst nie fremde Kontinente bereist hatte, legte ausserdem eine beachtliche Sammlung mit Plastiken u. a. aus Indien, China und Afrika an.

Portrait of a Collection, 2005


Markenzeichen den «Spirit» zu finden
In der schieren Anmassung dieser kaum überblickbaren Kollektion ergab sich für Rémy Markowitsch für die Ausstellung «Spirit» ein unmittelbarer Anknüpfungspunkt an sein eigenes Schaffen, in dem er ebenfalls das überbordend Masslose thematisiert und damit den Phänomenen von Rausch und Manie auf der Spur ist. Mit der Wissbegier eines Forschers hat er die im Haus Coninx angelegten Spuren der einstigen Bewohner und der von ihnen zusammengetragenen Kunst verfolgt, aufgedeckt und umgedeutet.Grundüberlegungen sind der Lichtführung gewidmet: Einem Crescendo und Decrescendo vergleichbar, wechseln sich taghell belassene Räume ab mit solchen, in denen das Licht gebrochen ist und anderen, die ganz dunkel bleiben. Diese Lichtregie beeinflusst und interpretiert nicht nur die Wirkung der raumbezogen präsentierten Werke, sie thematisiert auch die architektonischen Veränderungen im Haus. 1997 wurden die dunkel getäferten Räume im Zuge einer gründlichen Renovation in helle, nüchterne Ausstellungsräume verwandelt.







Farbenspiel und Stimmung
Die Installation «You are not alone Vol. 4», eine aus über 2000 Weinflaschen erbaute Wand, bricht das Licht grün und verleiht auch der gegenüber liegenden «Dark Wall», die aus düster tonigen Blättern von Robert Schürch, Ignaz Epper, Fritz Pauli und Gregor Rabinovitch zusammengestellt wurde, eine unheimliche Note. Mit diesem Fokus auf einen Schwerpunkt der Sammlung gelangt die zur Introversion und zum Klaustrophobischen neigende Wesensart von Werner Coninx ins Bewusstsein.
«You are not alone Vol. 4»,
«You are not alone Vol. 4»,


Flashs bis zum Overkill
Die im ehemaligen Esszimmer der Villa Coninx installierte Videoarbeit «Portrait einer Sammlung» versucht, die Kollektion sowohl physisch wie mental fassbar zu machen.Über 2000Werke ? Gemälde, Plastiken, Zeichnungen ? sind alle gleich gross auf die Wand projiziert und brennen sich wie Lichtblitze im Tempo von sechs Sujets pro Sekunde in unser Gedächtnis ein. Die Bedeutung des Einzelwerks weicht dem Eindruck immenser Fülle und überlagert sich mit der Stimme des Künstlers, der die Passage über Werner Coninx aus Max Frischs «Montauk» liest. Weitere Schritte der Aneignung und Transformation von Bestehendem unternimmt Markowitsch an einem unerwarteten Ort im Haus.


Bücher als geistigen Kontext
Ein von Max Frisch für die Familie Coninx entworfener Schrank, der seiner sperrigen Grösse wegen im Keller gestanden hatte, wurde von Markowitsch in Zusammenarbeit mit dem Kunstschreiner Martin Schmid durch wenige, gezielte Eingriffe in einen Bücherschrank verwandelt. «Fresh Frisch» ist nun das Zentrum einer Hausbibliothek, die Bücher als geistigen Kontext zur Ausstellung aufnimmt. Der Bibliotheksraum wird nicht nur zum Aufenthaltsort der Ausstellungsbesucher, hier treffen auch die Protagonisten des Hauses wieder zusammen. Die von der reiselustigen Mutter des Sammlers, Berta Coninx-Girardet, verfassten Publikationen, die philosophischen und kulturhistorischen Bücher aus dem Bestand von Werner Coninx sowie die gesammelten Werke von Max Frisch stehen dort Rücken an Rücken und bringen zusammen, was lange auseinander gehalten war. Die zur Ausstellung im Verlag für moderne Kunst Nürnberg edierte Publikation «Spirit» versteht sich als Erweiterung der Ausstellung. Markowitschs Reisen mit der Fotokamera durch die Lagerräume konzentrieren den Blick auf den ?Rohzustand? der Sammlung und heben mitunter Sammlungsobjekte hervor, die sonst nur davon träumen, im Ausstellungslicht zu stehen. (aa/mc/th)







Informationen zum Künsteler 


I thought you were already in teh soup.


 

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