Conradin Schneider, CEO AIG Private Equity: «Private Equity Investoren sind von der Mentalität her Value Investoren und somit der Spekulation abgeneigt»

Conradin Schneider, CEO AIG Private Equity: «Private Equity Investoren sind von der Mentalität her Value Investoren und somit der Spekulation abgeneigt»

Von Alexander Saheb

Moneycab: Das Jahr 2006 ist zu Ende. War es ein gutes Jahr für Ihr Unternehmen und die Private Equity Branche?


Conradin Schneider: Die Aktienkurs- und NAV (Net Asset Value)-Entwicklung vermag nicht ganz mit den beiden ausgezeichneten Vorjahren mitzuhalten. Der NAV hat in den ersten zehn Monaten um 9.8% und der Aktienkurs hat um 5.4% zugenommen (in USD ausgedrückt NAV + 13.7% und Aktienkurs + 13.25%). Erhöht sich der NAV um 10% und mehr sprechen wir von einem guten Jahr. Die Branche verzeichnete bis ebenfalls ein gutes Jahr.


Ein Höhepunkt für APEN (AIG Private Equity) war sicherlich die Kapitalerhöhung vom Juni 2006. APEN vermochte von bestehenden aber auch von neuen Aktionären CHF 150 Mio. neue Mittel zu beschaffen.



«Aufgrund der etwas tieferen Renditeerwartung für Mezzanine Investitionen, im Vergleich mit Private Equity Anlagen, wird dieser Portfolioteil nicht wesentlich ausgebaut» Conradin Schneider, CEO AIG Private Equity


Seit Anfang 2006 hat sich der Aktienkurs nur moderat gesteigert und dem NAV stark angenähert. Wie begründen Sie diese Entwicklung?


Der Kurs der Aktie hat (in CHF ausgedrückt) 2006 um 5.4% zugelegt. Im Verlauf vom 2. Quartal wies die Aktie ein Plus von bis zu 20% aus, was einer Prämie von 25% entsprach, was für einen Fund-of-Funds einen hohen Wert darstellt und auf den Nachfrageüberhang zurückzuführen ist. Aufgrund dieses «Überschiessens» wurde die Kapitalerhöhung durchgeführt. Eine Prämie bis 10% ist für ein Vehikel wie APEN vertretbar. Die etablierten Konkurrenten werden zu einem kleinen Diskont respektive Prämien von bis zu 20% gehandelt.


Sie sind mit rund 1,4 Prozent des Portfolios in Mezzanine-Investments engagiert. Ist Mezzanine-Kapital der neue Trend der Firmenfinanzierung und werden Sie sich dort verstärkt engagieren?


Mezzanine Finanzierungen sind ein etablierter Teil von Buyoutfinanzierungen. APEN verfügt über wenig Mezzanine Exposure. Aufgrund der etwas tieferen Renditeerwartung für Mezzanine Investitionen, im Vergleich mit Private Equity Anlagen, wird dieser Portfolioteil nicht wesentlich ausgebaut. Zu Beginn des dritten Quartales investierte APEN rund CHF 47 Mio. in ein reifes Portfolio von Mezzanineanlagen und erwartet die vollständige Rückführung der Mittel bis Ende 2008. Bis dahin erhält APEN Erträge in Form von Zinsen und Dividenden. Die Transaktion erlaubte es APEN, einen Teil der Mittel aus der Kapitalerhöhung in ein Portfolio mit einem attraktiven Rendite-Risiko-Profil zu investieren. Damit konnte zudem verhindert werden, dass zu hohe Cash Bestände innerhalb von APEN die Rendite verwässern.


Ihre grössten Engagements sind derzeit Buyout-Szenarien. Muss man sich hier vorrangig die Nachfolgeregelung von KMUs vorstellen?


Nicht nur. APEN tätigt Investitionen schwergewichtig in Buyout Fonds die Investitionen in Unternehmen mit einem Unternehmenswert von USD/EUR > 100 Mio. tätigen. Zum Teil handelt es sich um Nachfolgeregelungen von privaten Unternehmen. Bei  Buyouts kann es sich zudem um Verkäufe von nicht strategischen Sparten eines Unternehmens handeln (Verkauf von Hertz durch Ford im Dezember 2005), um den Rückzug von Unternehmen von der Börse (VNU in Holland) oder um den Kauf einer Gesellschaft von einem anderen Private Equity Fonds handeln.


«Liquiditätsüberhang ist abgebaut und in guten Investments angelegt»


Nach einer erfolgreichen Kapitalerhöhung sind Sie derzeit mit rund 80 Prozent ihres Vermögens investiert. Was passiert mit dem Liquiditätsüberhang?


Per Mitte Jahr verfügte APEN über Barmittel von CHF 162 Mio. (28.3% der Bilanzsumme) und per 30.9.2006 von 98 CHF Mio. (16.6% der Bilanzsumme). In der Zwischenzeit beträgt der Anteil weniger als 10%, was im Vergleich mit Konkurrenten einen guten Wert darstellt. APEN vermochte aufgrund der Verbindung zu AIG die Mittel relativ rasch in qualitativ gute Investitionen anzulegen.


Der überwiegende Teil Ihres Portfolios ist in Investmentfonds angelegt. Diese erhalten von Ihnen Verwaltungsgebühren. Wäre es für Ihre Aktionäre nicht rentabler Sie würden mehr Direktinvestments machen?


Knapp 80% des investierten Kapitals ist via Fonds investiert und 20% in Direktinvestitionen. Auf den Direktinvestitionen wird keine Management Fee berechnet. Bei den Direktinvestitionen handelt es sich um Co-Investitionen mit unseren Portfolio Fonds. Aus Diversifikationsgründen empfehlen wir Anlegern in einen Fund-of-Funds zu investieren. Wenn wir unsere Due Diligence richtig machen, investieren wir in die besten Private Equity Fonds. Deren Struktur sieht vor, dass Mittelrückflüsse zuerst an die Investoren zurückfliessen bis sie sämtliche Beträge, die sie einbezahlt haben, zurückerhalten haben. Dann erhalten die Investoren eine jährliche Verzinsung von in der Regel 8% und erst dann erhalten die Private Equity Manager ihre Gewinnbeteiligung. Die Management Fee wird bei guter Entwicklung des Fonds somit zurückerstattet.


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Sie haben die meisten Ihrer direkten Investments in Nordamerika. Gibt es in Europa weniger Gelegenheiten oder hat das andere Gründe?


Insgesamt sind von den investierten Mitteln sind 51% in Europa, 43% in Nord Amerika und 6% in übrigen Regionen angelegt. Unser Ziel ist es langfristig etwa 45% in Nord Amerika und Europa und 10% in den übrigen Regionen anzulegen. APEN verfügt über vier Direktinvestitionen in Europa und über andere Direktinvestitionen, die teilweise in Europa tätig sind (wie zum Beispiel Hertz). Mit dem Verkauf der Spirit Group entstand etwas ein Ungleichgewicht, das mittelfristig wieder abgebaut werden soll.


Sie engagieren sich generell meist in Europa und Nordamerika, mithin entwickelten Volkswirtschaften. Versprechen Investments in den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China) nicht einen höheren Return?


APEN ist via Portfoliofonds indirekt in drei der vier BRIC-Staaten investiert. Insbesondere in Indien verzeichnete APEN gute Erfolge. Der Umfang des Geschäftes ist noch nicht umfangreich, da in diesen Märkten das Private Equity eben erst Fuss gefasst hat. Die Renditemöglichkeiten sind verlockend hoch – unter anderem weil auch höhere Risiken zu tragen sind.



«Während 2001-2003 die Ausschüttungen unter dem Durchschnitt lagen, waren sie 2004 und 2005 weit über dem Mittelwert. Langfristig geht die Rechnung auf»


Ist AIG eine Gesellschaft, die auch mal kurzfristig spekulative Engagements eingeht, oder verfolgen Sie einen grundsätzlich langfristig orientierten Value-Ansatz?


Spekulative Engagements werden keine getätigt. Sämtliche Investitionen durchlaufen die selbe rigorose Due Diligence. Wir sind angehalten, die uns von den Aktionären anvertrauten Mittel bestmöglich zu investieren. Private Equity Investoren sind von der Mentalität her Value Investoren und somit der Spekulation abgeneigt.


Mit welchen Ausschüttungen von Portfolioinvestitionen rechnen Sie im kommenden Jahr?


Das ist schwierig zu sagen. Eine Reihe von Faktoren beeinflussen die Mittelrückflüsse: Marktumfeld, Zinsniveau, Börsenlage, durchschnittliche Haltedauer der Investitionen im Portfolio u.a.m. Bei einer durchschnittlichen Haltedauer von 4 Jahren und einem Portfolio von CHF 600 Mio. müssten die Ausschüttungen mehr als CHF 150 Mio. pro Jahr betragen. Wie die Vergangenheit zeigt, sieht sie Wirklichkeit anders aus. Während 2001-2003 die Ausschüttungen unter dem Durchschnitt lagen, waren sie 2004 und 2005 weit über dem Mittelwert. Langfristig geht die Rechnung auf.


Wäre nicht eine Vergrösserung des Free Floats für AIG Private Equity ein Thema?


Mit der Kapitalerhöhung konnten wir den Freefloat in absoluten Zahlen weiter erhöhen. Mit einer Marktkapitalisierung von rund CHF 600 Mio. verfügt APEN über eine gute Grösse. Ziel ist es, die Kapitalisierung der Gesellschaft kontinuierlich weiter zu vergrössern.


Was finden Sie an Ihrer Tätigkeit als Finanzinvestor besonders interessant?


Die Private Equity Branche ist ein wichtiges Element in der Entwicklung der Wirtschaft. Sie wirkt als Katalysator für das Wachstum von Unternehmen, für die Repositionierung von Unternehmen etc. Eine kürzlich von der BVCA (British Venture Capital Association) veröffentlichte Studie zeigte auf, dass von Private Equity Investoren finanzierte Unternehmen schneller wachsen, profitabler sind und mehr Leute einstellen als vergleichbare Unternehmen. Dies zu beobachten erachte ich als sehr interessant.




Der Gesprächspartner
Conradin Schneider ist zuständig für die Koordination des Investment-Pozesses sowie das Tagesgeschäft. Der Manager ist 1962 geboren und Schweizer Staatsbürger. Er ist seit 1999 für AIG-Gruppengesellschaften tätig. Er war beim Aufbau und bei der Kotierung der AIG Private Equity AG an der SWX Schweizer Börse beteiligt.  Schneider ist ausserdem Mitglied des Verwaltungsrats der AIG MezzVest Partners Ltd. I & II, Geschäftsführer der AIG International Real Estate GmbH & Co. KGaA, einer an der Frankfurter Wertpapierbörse kotierten Immobiliengesellschaft und deren Tochtergesellschaften, und Mitglied der Direktion der AIG Privat Bank AG, Zürich.


Das Unternehmen
Die AIG Private Equity AG ist eine schweizerische Beteiligungsgesellschaft mit dem Ziel, durch die aktive Bewirtschaftung eines ausgewogenen Portfolios von Private Equity-Fonds-Anlagen und Direktinvestitionen in operativ tätige Unternehmen für die Aktionäre langfristig Kapitalzuwachs zu erzielen. Dasselbe Team, welches für die Private Equity Anlagen der American International Group, Inc. verantwortlich ist, ist auch als Anlageberater für die AIG Private Equity AG tätig. Mit über sechs Jahren Betriebserfahrung in diversen Marktzyklen verfügt die AIG Private Equity AG über einen soliden Leistungsausweis und ein reifes Portfolio von Fonds- und Direktinvestitionen. Die AIG Private Equity AG ist an der SWX Schweizer Börse unter dem Symbol «APEN» kotiert.

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