Offenbar habe die vor Jahresfrist publizierte erste «zRating»-Studie bereits etwas ausgelöst, sagte zCapital-CEO Gregor Greber am Donnerstag bei der Präsentation vor den Medien. Allerdings hätten sich die Verbesserungen oft auf einfach umzusetzende Dinge bezogen, wie etwa die Publikation des GV-Protokolls auf der Firmen-Website. «Die grösseren Dinge, wie die Abschaffung von Stimmrechtsbeschränkungen, brauchen länger Zeit», so der CEO. Immerhin sei es auch vermehrt zu Konsultativabstimmungen über Entschädigungen gekommen.
150 SIX-kotierte Firmen unter die Lupe genommen
Unter die Lupe genommen haben die Studienverfasser die 20 Gesellschaften des Swiss Market Index (SMI) sowie 130 weitere SPI-Firmen. Bewertet wurden die Unternehmen nach diversen Kriterien in den Bereichen Aktionärszusammensetzung und Kapitalstruktur, Zusammensetzung von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat, Entschädigungs- und Beteiligungsmodelle sowie Mitwirkungsrechte der Aktionäre. In der Rangliste erreichten die untersuchten Firmen im Durchschnitt 66 von 100 möglichen Punkten. Bei den SMI-Werten erreichte SMI-Neuzugang Lonza mit 93 Punkten die höchste Punktzahl, gefolgt von Holcim mit 86 und Julius Bär mit 84 Punkten. Bei Lonza und Holcim dürfte die Handschrift von Rolf Soiron sichtbar sein, meinte Greber.
Musterknaben Implenia und AFG Arbonia Forster
Bei den 130 untersuchten weiteren SPI-Werten führt Geberit die Rangliste mit 87 Punkten an, gefolgt von Valora mit 86 und Sulzer mit 82 Punkten. Valora sei der grosse Aufsteiger, kommentierte Greber: Das Unternehmen hat etwa die Stimmrechtsbeschränkung abgeschafft, den Free Float auf 100% erhöht und ein langfristiges Aktienprogramm für den Verwaltungsrat eingeführt. Stark verbessert haben sich auch der Baukonzern Implenia oder die AFG Arbonia Forster, wo mit der Einführung der Einheitsaktie der Einfluss des Firmenpatrons Edgar Oehler eingeschränkt wurde. Deutlich verschlechtert hat sich die Corporate Governance dagegen bei OC Oerlikon, bei der Bank Coop, der Bank CA St. Gallen aber auch beim Chemiekonzern Clariant.
Eigentümergeführte Unternehmen zahlen höhere Entschädigungen
Bei den Löhnen für die Geschäftsleitung konnten die Studienverfasser trotz Wirtschaftskrise insgesamt keinen Rückgang feststellen. Danken sanken die Honorare für den Verwaltungsrat etwas. Die Entschädigungen für den Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung machten bei den SPI-Extra Firmen im Schnitt 4,6% des Betriebsgewinns EBITDA aus, bei den SMI-Unternehmen waren es 1,5%. Auffallend sei, dass eigentümergeführte Unternehmen deutlich höhere Entschädigungen ausrichteten als reine Publikumsgesellschaften, so Greber. Konkret erhielt der typische CEO eines Small- und Mid-Cap-Unternehmens laut der Erhebung eine mittlere Entschädigung von 1,1 Mio CHF. Bei den SMI-Unternehmen betrug der Median-Lohn gar 5,4 Mio CHF.
Aktionäre in der Pflicht
Noch stärker klaffen die Entschädigungen für die Verwaltungsratspräsidenten auseinander: Bei den Small und Mid-Caps betrug die mittlere Entschädigung 238’000 CHF, bei den Grossunternehmen dagegen 1,75 Mio CHF. Eine gute Corporate Governance sei schlussendlich im Interesse sowohl der Aktionäre wie auch der Unternehmen, gab sich der zCapital-CEO überzeugt. Auch die Aktionäre stünden in der Pflicht, ihre Rechte wahrzunehmen und nicht etwa ihre Stimmrechte über «Securities Lending» weiterzugeben. So habe die letzte UBS-GV gezeigt, dass Minderheitsaktionäre etwas bewegen könnten. (awp/mc/ps/23)