Im Hallenstadion in Zürich geht heute die Generalversammlung der Credit Suisse über die Bühne. Unangenehme Fragen werden schon beim ersten Traktandum gestellt — der Genehmigung des Revisionsberichts.
Von Christof Moser
In einem gefüllten Hallenstadion, mit einer Big Band, die den Anlass musikalisch umrahmt, und einigen Werbespots auf Grossleinwand begann pünktlich um 10.30 Uhr die Generalversammlung der Credit Suisse Group. Ein Grossanlass mit modernster technischer Infrastruktur: Die 2092 anwesenden Aktionärinnen und Aktionäre der Credit Suisse müssen nicht einmal von Hand abstimmen. Jeder Stimmberechtigte erhält am Eingang einen elektronischen Stimmenzähler. Das imposante Bild hunderter hochgestreckter Hände ist damit nur einmal zu sehen: Bei der Wahl der Stimmenzähler ganz am Anfang.
Mühlemann will vorwärts machen
Begrüsst wurden die Aktionäre selbstverständlich durch den Chef persönlich: Lukas Mühlemann. Er wolle zügig vorwärts machen, sagte er, schliesslich würden die Pfingsttage bevorstehen und viele der Anwesenden im Saal hätten sicher vor, heute noch in die Ferien zu reisen. Vielleicht hofft er auch einfach, dass sich die Diskussionen um sein Doppelmandat und seine Rolle im Verwaltungsrat der Swissair Group nicht allzu sehr in die Länge ziehen wird.
Heitz heizt schon zu Beginn einAllerdings muss Lukas Mühlemann diese Hoffnung schon beim ersten Traktandum wieder begraben. Schon bei der Genehmigung der Revisionsberichts ergreift ein prominenter Aktionär das Wort: Der Anwalt Hans-Jacob Heitz, Schreck der Swissair Group und jetzt auch Mühlemann-Kritiker. So prominent, dass er sich nicht einmal vorzustellen braucht.
Er stellt mehrere sehr kritische Fragen: Warum hat die CS die Swissair-Aktie zum Kauf empfohlen, obwohl das Debakel schon bekannt gewesen sei? Ist der Einsitz von Mitgliedern des CS-Kaders bei der Swissair Group und umgekehrt nicht ein Problem? Warum hat man sich nicht früher von Swissair-Chef Phillippe Bruggisser getrennt? Und schliesslich auch: Ist das Doppelmandat von Mühlemann als CEO und VR-Präsident der Credit Suisse Group kein Problem?
Die Replik von MühlemannLukas Mühlemann betont, 1995 nicht als Bankenvertreter in den Swissair-Verwaltungsrat gewählt worden zu sein. Er lobte auch seine Kollegen im Swissair-Verwaltungsrat. Man habe Bruggisser nicht früher abgesetzt, weil «man nicht einfach einen verdienten Chef entlässt, wenn Probleme auftauchen.»
Auch habe man die Swissair-Aktien nicht zu lange zum Kauf empfohlen. «Kein einzige Bank hat bis Sommer 2000 die Swissair-Aktien zum Verkauf empfohlen», sagt Mühlemann. «Im Gegenteil. Fast alle Institute haben den Titel zum Kauf empfohlen.»
Zu seiner Rolle als CEO und VR-Präsident verwies Mühlemann auf Traktandum acht. Er werde dann ausführlich Stellung nehmen.