Crossair-GV: Prominente Stimmen zum «Affentheater» rund um Moritz Suter


Spannung bis zum Schluss:Tritt Moritz Suter aus dem VR zurück oder kommt es zum Eklat? Vor dieser Frage tritt das Geschick der neuen Airline in den Hintergrund. Moneycab hat prominente Stimmen gesammelt.

Von Herbert Lanz


(Foto: Keystone)
«Es ist zu erwarten, dass die beiden Ego-Menschen Moritz Suter und sein Gegenpart vom Steuerungsausschuss, Rainer Gut, morgen frontal zusammenprallen werden», befürchtet Unternehmensberater Klaus J. Stöhlker. Doch eine letzte Tür sei noch offen. «Damit es nicht so weit kommt, muss Gut Moritz Suter kaufen.»

«Millionen für Moritz Suter»
Zwei Möglichkeiten stünden Rainer Gut offen: Entweder müsste dem Crossairgründer, dem «seine Firma quasi gewaltsam genommen» worden sei, doch ein Job im operativen Bereich der neuen Airline angeboten werden. Oder Moritz Suter müsse einen «sehr hohen zweistelligen Millionen-Betrag erhalten, bezahlt vermutlich von den Banken». Denn für Stöhlker ist klar: «Hier haben wir es mit den beiden wohl glänzendsten Pokerern der Schweiz zu tun. Und Moritz Suter auszuzahlen, kommt alleweil noch billiger, als einen Eklat in Kauf zu nehmen.»


«Moritz Suter mit Millionen auszuzahlen, kommt alleweil noch billiger, als einen Eklat in Kauf zu nehmen.» Klaus J. Stöhlker



Bleibt er oder geht der Mann, dessen unternehmerischen Leistungen Respekt gezollt wird, dessen Integrationskraft für die neue Gesellschaft aber vehement in Frage gestellt wird? Noch selten in der Schweizer Wirtschaftsgeschichte hat eine Verwaltungsratswahl in der Öffentlichkeit derart für Aufmerksamkeit gesorgt. Kein Wunder, lässt es sich auch das Schweizer Fernsehen nicht nehmen, morgen live und hautnah, inmitten von erwarteten 4500 Aktionären und einer Handvoll «Streithähne» dabei zu sein.

Letzte Crossair-VR-SitzungDabei könnte auch alles mehr oder minder in Minne über die Bühne gehen – und zwar bereits vor der für 14 Uhr angesagten a.o. GV. Laut «Basler Zeitung» (BAZ), Sprachrohr des sich für Moritz Suter in die Bresche werfenden «Daigs» vom Rhein, wird kurz zuvor die letzte Sitzung des noch amtierenden Verwaltungsrats der Crossair stattfinden. Wie die BAZ aus dem VR-Umfeld vernommen haben will, seien die verbleibenden Räte zu einem freiwilligen Rückzug bereit, wenn sich für Moritz Suter eine «vernünftige Funktion» finden liesse.

Heitz: «Suter tritt zurück oder …»(Foto: Keystone)
Doch vorerst muss weiter gerätselt werden. Hans-Jacob Heitz, der als Anwalt die Interessen der gebeutelten Swissair-Aktionäre vertritt, wird es sich nicht nehmen lassen, morgen in der St. Jakobs-Halle mit einem eigenen Stand Präsenz zu markieren. Und bei Traktandum 1 und 11 werde er zudem nach vorne schreiten und das Wort ergreifen. Heitz erwartet, dass Moritz Suter die Veranstaltung leiten wird und bei der Neuwahl des Verwaltungsrats (Traktandum 11) «Grösse zeigen» wird. «Suter wird sich für die enorme Sympathiewelle in der Bevölkerung bedanken und seinen Rücktritt erklären.» Schliesslich seien die gegebenen Mehrheiten Suter nicht verborgen geblieben.


«Suter wird sich für die enorme Sympathiewelle in der Bevölkerung bedanken und seinen Rücktritt erklären.» Hans-Jacob Heitz


Suter und das SpektakelAlles andere als ein Rücktritt wäre für Heitz, dem auf ziemlich verlorenem Posten fightenden Robin Hood der Kleinaktionäre, schlicht ein «Affentheater», das ihn «entsetzen» würde. Doch weshalb hat Moritz Suter dem ganzen Klamauk nicht schon vor Wochen ein Ende gesetzt? Zumal er bei der Präsentation des Finanzierungspakets im Oktober einen Rückzug auch angekündigt hatte. Heitz ortet zwei Gründe: Einerseits musste Suter über die Medien erfahren, dass der alte Crossair-VR «abserviert» worden sei. «Da ging es um mehr als bloss eine Stilfrage. So etwas macht man einfach nicht.» Dieser Darstellung widerspricht indes Gut, der betont, Suter vorgängig informiert zu haben. Andererseits, so Heitz,spiele auch das Naturell des Crossair-Gründers eine Rolle. «Dass Suter das Spektakel braucht, erst an der GV zurück zu treten, ist nicht ganz von der Hand zu weisen.»

Oben Tränen, unten Ovationen
Unternehmensberater Sandro V. Gianella hofft, dass sich die Protagonisten auf ein vernünftiges Szenario einigen. Seine Vorstellung davon: «Moritz Suter zieht die GV professionell durch, der Kapitalerhöhung wird zugestimmt, und danach erklärt Suter, dass er zurücktrete, gemeinsam mit dem gesamte alten Verwaltungsrat.» Danach würden «oben ein paar Tränen fliessen und ihm von den Aktionären stehende Ovationen entgegenbranden». Mit der Folge, so Gianella, dass «Basel sicher eine Strasse oder Kirche nach Moritz Suter benennen wird, was ihm eventuell zur Ehre gereicht».


«Kommt es zur Eskalation, wird es nur Verlierer geben.» Sandro V. Gianella


Gianella befürchtet DesasterZugleich ist Unternehmensberater Gianella überaus skeptisch. Tritt obiges «vernünftiges Szenario» nicht ein, widersetzt sich Suter und sein VR der Neuwahl, müsse von einem «Desaster» gesprochen werden. «Eine solche Eskalation befürchte ich in der Tat. Dann würde es nur Verlierer geben, die New Crossair würde scheitern und die Steuerzahler müsste noch mehr zur Kasse gebeten werden.» Sicher sei in diesem Falle auch, dass es dannzumal immer schwieriger werde, gute Leute für einen Verwaltungsrat zu rekrutieren. «Da werden sich doch viele sagen: Warum soll ich mich überhaupt zum Joggeli machen?!»

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