CS: BIP-Wachstumsprognose 2008 unverändert +1,9 Prozent
In diesem Jahr werde die Teuerung durchschnittlich 2,2% betragen, nach 0,7% im Vorjahr, heisst es im Konjunkturmonitor zum zweiten Quartal. Noch im ersten Quartal hatte die CS eine Inflationsrate von 1,5% für das laufende Jahr und von 1,2% im Folgejahr vorausgesagt. Für 2009 erwartet sie nun 1,4%. Das seit 1994 ruhige Inflationsklima habe sich deutlich verschlechtert, teilte die CS am Mittwoch mit. So erreichte die Teuerung im Mai mit 2,9% den höchsten Stand seit Oktober 1993. Seit Januar beträgt die Teuerung über 2%. Nur bei Raten unter diesem Wert spricht die Schweizerische Nationalbank (SNB) von Preisstabilität. Angeheizt wird die Teuerung namentlich durch den Preisauftrieb beim Rohöl. Daneben sorgen auch teurere Agrarprodukte und Rohstoffe für höhere Preise.
Inflationsprognose bedarf Korrektur
Angesichts dieser Teuerungsdynamik sahen die CS-Ökonomen Korrekturbedarf bei ihrer Inflationsprognose. Sie stehen damit nicht allein da. So hoben die am Consensus Forecast der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich beteiligten Ökonomen ihre Prognose von 1,7 auf 2,1% Jahresteuerung an. Damit zeichnet sich ab, dass die im Februar vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) vorausgesagte Jahresteuerung von 1,7% zu optimistisch ist. Für 2009 rechnen die Ökonomen mit einer Entspannung. Die Energieteuerung sollte sich nach Ansicht der CS-Experten beruhigen. Auch die erwartete Aufwertung des Schweizer Franken dürfte den Inflationsdruck etwas dämpfen, ebenso die sich verlangsamende Konjunktur.
Privatkonsum als Triebfeder
Die CS sieht das Wirtschaftswachstum für das laufende Jahr unverändert bei 1,9%, nach 3,1% im Vorjahr. Es zeige sich, dass der Privatkonsum als konjunkturelle Triebfeder an Bedeutung gewinnt, während die Konjunkturimpulse des Aussenhandels schwächer werden. Im nächsten Jahr soll das Bruttoinlandprodukt (BIP) dann noch um 1,6% zulegen. Es bleibe «nicht verborgen, dass die konjunkturellen Antriebskräfte schwächer, die konjunkturelle Gangart langsamer geworden sind». Insgesamt sieht die CS die Schweizer Konjunktur aber «in einer soliden Verfassung». Damit schieben sich Inflationssorgen immer stärker in den Vordergrund.
Rekordhohe Teuerung
In der Schweiz wie auch in Europa und weltweit ist die Teuerung auf einem rekordhohen Niveau. Im Euro-Raum lag sie im Mai bei 3,6% – der höchste Wert seit Einführung der europäischen Einheitswährung 1999. Das bringt die Europäischen Zentralbank (EZB) unter Zugzwang. Ihr Präsident, Jean-Claude Trichet, erklärte Anfang Monat, die EZB sei angesichts der Rekordinflation in «erhöhter Alarmbereitschaft». Trichet schliesst eine Erhöhung der Leitzinsen im Juli nicht aus, trotz Konjunkturabschwung.
Warten auf SNB
Die SNB befindet sich im selben Dilemma. Die anziehende Teuerung würde eine Zinserhöhung durch eine knappere Versorgung der Wirtschaft mit Geld nahelegen. Ein Zinsschritt birgt aber die Gefahr, die Konjunktur vollends abzuwürgen. Es gibt indes Anzeichen, dass die SNB das Inflationsrisiko in ihren Abwägungen zunehmend stärker gewichtet. Anlässlich ihrer nächsten geldpolitischen Lagebeurteilung am 19. Juni erwarten Ökonomen noch ein Festhalten am geltenden Zielband. Doch im September liegt eine Erhöhung des Leitzinses im Bereich des Möglichen. (awp/mc/ps)