Nach dem «unannehmbaren» Ergebnis im dritten Quartal müssen Oswald Grübel und John Mack die CS Group mit harter Hand zum Erfolg zurückführen: Für 2003 sind wieder überall schwarze Zahlen geplant.
Von Markus Schär
John Mack (Foto: Keystone)
«Unakzeptabel» nannte es John Mack, «höchst unbefriedigend» Oswald Grübel: Das Ergebnis der CS Group im dritten Quartal erfüllte mit einem Reinverlust von 2.1 Milliarden Franken die schlimmsten Erwartungen. Grübel beeilte sich aber auch, es zu erklären: «Wir haben Korrekturen vorgenommen – gerade deshalb sieht das Ergebnis so aus.»
Oswald Grübel (Foto: Keystone)
Wieder einen klaren Weg aufzeigen
«Als Marktführer haben wir die Pflicht, wieder einen klaren Weg aufzuzeigen», betonte Co-CEO Grübel. Bei der Präsentation der Zahlen stand denn auch nicht die katastrophale Vergangenheit im Vordergrund, sondern die Frage nach der Zukunft: Kann der Finanzkonzern zum Gewinn zurückkehren? Muss er noch viele Altlasten mitschleppen? Und: Können die beiden Co-Chefs die schwer angeschlagene Gruppe gemeinsam zum Erfolg führen?
Chefs wollen miteinander auskommenDiese Frage, die Medien und Publikum am meisten bewegt, beantwortete John Mack gleich zum Einstieg. Grübel, den er konsequent «Ossi» nennt, und er seien ähnliche Typen mit einer gewaltigen Erfahrung und vor allem seien sie beide «bottom-line oriented». Deshalb, betonte auch Grübel, «steht einer erfolgreichen Zukunft mit diesem Management-Team überhaupt nichts im Wege».
Neuer Chef noch ohne FachwissenMit Leonhard Fischer, zuletzt Vorstand von Allianz und Dresdner Bank, bekommt auch die führungslose «Winterthur“ am 1. Januar einen neuen Chef. Der 39-jährige Deutsche ist allerdings ein ausgewiesener Investmentbanker, kein Versicherungsmann. Doch das macht nichts, meinte Grübel: «Die Winterthur hat 30’000 Versicherungs-Spezialisten, die ihr Geschäft so gut betreiben wie kaum jemand sonst. Auch der CEO wird mit der Zeit etwas von Versicherungen verstehen – schliesslich verstehe auch ich jetzt schon mehr, als ich je von Versicherungen verstehen zu müssen glaubte.»
«Winterthur» schätzte Markt falsch einDas Problem bei der «Winterthur» waren auch nicht die Versicherungs-, sondern die Anlagespezialisten. Da diese ein falsches Risikomanagement betrieben und Markttrends nicht erkannt hätten, sei die Versicherung «auf die Nase gefallen», meinte Grübel. Ihr Aktienbestand ging von 13.7 Milliarden Franken zur Jahresmitte auf 8 Milliarden zurück, aufgrund von Verkäufen, vor allem aber wegen des Wertverlusts: Ohne konsequent betriebenes Hedging hätte die Versicherung 3,8 Milliarden Franken verloren, mit Absicherung betrug der Verlust aber immer noch 1,7 Milliarden.
Broker Youtrade wird eingestellt
Da sich diese massiven Verluste nicht wiederholen, sollte die «Winterthur» schon im laufenden Quartal wieder in die Gewinnzone zurückkehren. Daneben will Grübel bei seinen Credit Suisse Financial Services mit harter Hand Kosten sparen: So wird der schwer defizitäre Online-Broker Youtrade Ende Januar eingestellt und das aufgeblähte Geschäft für wohlhabendere Kunden vor allem in Deutschland zurückgefahren.
Geld zurück statt einem BonusDamit soll der Konzern im nächsten Jahr «in allen Geschäftsbereichen zu soliden Ergebnissen zurückkehren». Dazu dürften vor allem auch deutlich niedrigere Personalkosten beitragen, einerseits aufgrund des Abbaus, anderseits wegen der schlechten Ergebnisse. «Ich für meinen Teil erwarte dieses Jahr keinen Bonus», meinte Grübel. Und Mack betonte gar: «Es wäre nicht fair, von anderen Leuten zu verlangen, dass sie Geld zurückgeben, aber sich selber auszunehmen: Ich tat es letztes Jahr, und ich gedenke, es auch dieses Jahr zu tun.»
Widriges Klima für KreditgeschäftDer Investmentbanker hat bei Credit Suisse First Boston auch noch schwierigere Probleme zu lösen. Die Bank konnte im globalen Wettbewerb ihre Spitzenstellungen halten – sie leidet einfach gleich wie alle anderen unter dem widrigen Marktumfeld. «Beim Kreditgeschäft gibt es zwei Meinungen», sagte Mack. «Die einen sagen, es sei so schlecht wie vor zehn Jahren, die anderen, es sei so schlimm wie nie seit den Dreissigerjahren.»
Altlasten möglichst schnell loswerdenBei den problematischen Krediten für Telekom- und Energie-Firmen gibt die CSFB zwar Werte an, die unter dem Marktdurchschnitt liegen. Aber auch sie schleppt im Geschäft mit Immobilien, Private Equity und Distressed Securities noch als «Legacy» bezeichnete Altlasten herum: «Wir möchten sie so schnell wie möglich hinter uns bringen», sagte Chief Risk Officer Richard Thornburgh. Für einen Verkauf dieser Geschäfte ist allerdings das Umfeld gegenwärtig äusserst ungünstig: Auch andere kämpfen mit ähnlichen Problemen.
Eigenkapital soll gestärkt werdenDennoch soll auch die CSFB im nächsten Jahr zur Profitabilität zurückfinden. Und damit lässt sich auch das Grundproblem des Konzerns lösen: die angeschlagene Eigenkapitalbasis. Sie entspreche immer noch allen Anforderungen, betonen die Verantwortlichen. Um Wachstumschancen wahrnehmen zu können, wollen sie aber allenfalls das Eigenkapital stärken, sei es durch den Verkauf von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten, durch Verbriefung von Aktiven oder durch Eigenkapital-bezogene Instrumente. Und Oswald Grübel weiss: «Die effektivste Art, das Eigenkapital zu erhöhen, ist Gewinn machen.»