Sein Vorgänger Walter Kielholz hatte den Posten aufgegeben, um bei dem in Schwierigkeiten steckenden Rückversicherer Swiss Re als Präsident klar Schiff zu machen.
Glanzresultate im laufenden Jahr
Unter Doerig hatte die Credit Suisse nach ihrem Rekordverlust im Vorjahr wegen der Finanzkrise wieder auf den Erfolgspfad zurückgefunden und Glanzresultate erzielt. In den ersten neun Monaten dieses Jahres häufte sie wieder einen Reingewinn von 5,9 Mrd CHF an, nachdem sie 2008 mit 8,2 Mrd CHF noch den schlimmsten Verlust ihrer Geschichte erlitten hatte.
Übergangslösung
Allerdings galt Doerig bereits bei seiner Ernennung zum CS-Präsidenten wegen seines Alters als Übergangslösung. Der 69-Jährige blickt auf eine über 30-jährige Karriere im Dienste der Grossbank zurück. 1973 war der Absolvent der Hochschule St. Gallen in die damalige Schweizerische Kreditanstalt (SKA) in Zürich eingestiegen, nachdem er zuvor während fünf Jahren für die US-Grossbank J.P. Morgan in New York gearbeitet hatte. 1982 stieg Doerig in die Generaldirektion der SKA auf, welcher er 1996 auch kurz vorstand.
Oftmals im Schatten anderer
Mit Ellenbogen nach vorne gedrängt hat Doerig sich offenbar nie. Im Gegenteil: In seinem Lebenslauf reiht sich ein Vize-Amt ans andere, zur Nummer 1 wurde er bestenfalls nur für kurze Zeit, wie etwa als er für ein Jahr Präsident der SKA-Generaldirektion war. Stattdessen stand Doerig oft im Schatten anderer: 1993 etwa wurde Josef Ackermann und nicht er Präsident der SKA, 1996 wurde Lukas Mühlemann Konzernchef der neuen Credit Suisse und 2003 Walter Kielholz Präsident des CS-Verwaltungsrates.
Die Reihe am Edelreservisten
Nun folgt auf den Mann, der gemäss eigenem Bekunden gelbe Kravatten liebt und den das Magazin «Bilanz» einst als Edelreservisten bezeichnete, Urs Rohner. Der 50-Jährige habe wesentlich zum Erfolg der CS beigetragen, schreibt die Credit Suisse. «Der Verwaltungsrat und ich sind überzeugt, dass Kontinuität, Konsistenz und die strukturierte Übergabe von Verantwortlichkeiten entscheidend sind für den Erfolg der Credit Suisse», wird Hans-Ulrich Doerig im Communiqué zitiert.
Hürden nimmt Rohner problemlos
«Es ehrt mich, dass der Verwaltungsrat beschlossen hat, mir das Präsidium des Verwaltungsrats zu übertragen. Ich stehe voll und ganz hinter unserer Erfolgsstrategie, dank der sich die Credit Suisse nach einer turbulenten Zeit äusserst gut positionieren konnte», erklärte Rohner. Damit ist der einstige Schweizer Meister im 110 Meter Hürdenlauf am Ziel. Nach seinem im Eiltempo durchgezogenen Jus-Studium arbeitete Rohner während knapp 16 Jahren als Anwalt in Zürich und New York. Im Jahre 2000 wurde er überraschend Chef des deutschen TV-Senders ProSieben Media in München. Dort setzte er die Fusion mit Sat.1 um.
Nach vier Jahren erhielt ProSieben Sat.1 einen neuen Hauptaktionär. Unter dem damaligen CS-Präsidenten Walter Kielholz wechselte Rohner zur zweitgrössten Schweizer Bank. Dort wurde er Chefjurist und ab 2006 auch noch operativer Chef der CS. Als Nachfolger für den 2007 zurückgetretenen CS-Chef Oswald Grübel soll Rohner nicht im Rennen gelegen haben. Als Kielholz im Frühling das Präsidium der CS abgab, um sich voll den Problemen der Swiss Re zu widmen, wechselte Rohner in den Verwaltungsrat, wo er zum Vizepräsidenten gewählt wurde. (awp/mc/ps/03)