So würden sich die Risikoaufschläge zwischen den Unternehmensanleihen und den sicheren Staatsanleihen zwar weiter einengen, wodurch die Kreditaufnahme erleichtert werde, erklärte die Expertin. Jedoch wird der Aufschwung ihr zufolge dennoch nur verhalten ausfallen. Denn das langfristige Wachstum in den entwickelten Ländern schwäche sich ab. Zudem sei der Anpassungsprozess im europäischen Bankensektor noch nicht abgeschlossen. Dort seien vielmehr noch weitere Abschreibungen auf problematische Kredite zu erwarten, und zudem müssten die Finanzinstitute zur Lösung ihrer Finanzierungsprobleme zusätzliches Kapital aufnehmen.
Pro und Contra hoher Beschäftigungsstand in Deutschland
In Deutschland speziell dürfte die Lage am Arbeitsmarkt einer deutlicheren Erholung gegenüberstehen, meinte Hochberg. Hierzulande sei die Zahl der Beschäftigten im Zuge der Krise kaum zurückgegangen, so dass die Produktivität abgenommen habe. Dies stelle ein Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes dar. Andererseits könnte Deutschland auch in besonderem Masse von der bevorstehenden globalen Erholung profitieren, schränkte die Expertin ein. Bei einem spürbaren Anziehen der Nachfrage aus dem Ausland etwa dürften die Aufträge aus dem Ausland dank der relativ hohen Zahl der Beschäftigten schnell abgearbeitet werden.
China als Wachstumslokomotive
Die stärksten Impulse für die Weltwirtschaft sollten laut Hochberg die Schwellenländer liefern. Angetrieben werde die globale Erholung vor allem von der chinesischen Wirtschaft. Dort zögen die Investitionen in Sachwerte wieder an. Ferner werde derzeit eine Rekordzahl an Krediten an chinesische Firmen vergeben, die damit ihre internationale Expansion finanzieren könnten. Allerdings sei der Beitrag Chinas und der anderen Schwellenländer zu gering, um die Wirtschaft schnell aus der Rezession zu führen, bemerkte die Expertin. «Wir erwarten ein länger anhaltende Phase mit schwächerem, aber positiven Wachstum», fasste Stefan Keitel, Global Chief Investment Officer bei der Credit Suisse, die Einschätzung des Bankhauses zusammen. Weiterhin drohten Unternehmenspleiten, und der US-Häusermarkt bleibe trotz erster Anzeichen einer Erholung unter Druck.
Erholungsrally am Aktienmarkt dürfte weitergehen
Vor diesem Hintergrund interpretiert Keitel die derzeitigen Rückschläge an den internationalen Aktienmärkten als «gesunde Konsolidierung innerhalb einer Erholungsrally». Bis Ende 2009 könnte es für europäische Aktien noch bis etwa 20 Prozent nach oben gehen. «In zahlreichen Portfolios sind die Aktienquoten immer noch bescheiden, so dass ein Kaufdruck bald einsetzen dürfte», sagte der Experte und rät zur Übergewichtung der Schwellenländer. Diese würden wegen ihrer niedrigen Verschuldung und der besser funktionierenden Binnenmärkte in den nächsten Monaten überdurchschnittlich wachsen. Auf mittlere Sicht aber bleibt Keitel angesichts der fundamental nach wie vor angespannten Lage der Weltwirtschaft vorsichtig. Falls die globale Wirtschaft auch im kommenden Jahr nur noch zaghaft wächst, dürften die Unternehmensgewinne unter Druck bleiben. Wenn in diesem Szenario die Aktienmärkte 2010 dennoch weiter zulegen, empfiehlt er, die Risiken im Portfolio zu verringern und überdurchschnittlich gut gelaufene Aktien zu verkaufen. (awp/mc/ps/24)