«Einige Pendenzen» müssten zwar noch aufgearbeitet werden. Doch die «operative Wiederherstellung» der CS sei «absolut gelungen», sagte Kielholz in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» (Ausgabe 14.1.06). «Die Freude, ohne viel Baustellenlärm arbeiten zu können, haben wir allerdings erst noch vor uns», sagte Kielholz mit Blick auf die neue One-Bank-Strategie.
Jahresgewinn in Höhe von 8 Milliarden Franken für 2007 vorgesehen
Die CS will unter einer einheitlichen Marke zu einer global integrierten Finanzgruppe zusammenwachsen. Das soll sich auch in den Zahlen niederschlagen. Für 2007 peilt Kielholz einen Jahresgewinn in Höhe von 8 Mrd CHF an. «Dieses Ergebnis ist qualitativ anders zu gewichten als die Gewinne der 90er-Jahre: Es ist viel breiter abgestützt», erklärte Kielholz. Kielholz, der dem CS-Verwaltungsrat seit 1999 angehört und das Gremium seit Januar 2003 präsidiert, will sich im Frühling zur Wiederwahl stellen: «Ich bin überzeugt, dass Kontinuität in der gegenwärtigen Phase sehr wichtig ist», sagte der 55-Jährige.
Mehr Freude an der Innovation als an der Umsetzung führte zur «Baustelle» CS
Auf die Frage, weshalb die seit 150 Jahren bestehende CS lange Zeit eine Baustelle geblieben sei, antwortete Kielholz: «Vielleicht war man zu sehr in die Innovation verliebt und hatte mehr Freude an der Innovation als an der Umsetzung.» Ein Beispiel dafür sei die Investmentbank Credit Suisse First Boston (CSFB). Obwohl sie schon vor zehn Jahren vollständig übernommen wurde, sei ihre Integration nie zu Ende geführt worden. Dazu habe man sich nie durchringen können. Kielholz räumte Probleme bei der Zusammenführung unterschiedlicher Geschäftsmodelle und Kulturen ein: «Man war ein First-Boston-Mann oder ein Private Banker, und der Private Banker hat den First-Boston-Mann nie wahnsinnig gemocht.» Dieses «Silo-Denken» solle nun überwunden werden.
Kein Retail-Banking in Asien
Wachstumspotenzial sieht Kielholz in Asien, dem Mittleren Osten, Mittel- und Osteuropa sowie in Lateinamerika. In diesen Regionen will sich die CS auf Investment Banking, Private Banking und Asset Management (Vermögens- und Anlageberatung) konzentrieren. Vom Retail Banking, also dem Massengeschäft mit Privat- und kleineren Geschäfts- und Firmenkunden, will die CS in Asien die Finger lassen – auch wenn dieses Geschäft in den kommenden Jahren das grösste Wachstumspotenzial haben dürfte. Eine solche Strategie komme für die CS nicht in Frage. «Nur wenige Institute sind überhaupt in der Lage, eine im Inland erprobte Retail-Banking-Strategie erfolgreich auf andere Märkte zu übertragen», sagte Kielholz. Institute wie Citibank, Bank of America oder HSBC betreiben ein weltumspannendes Retail-Geschäft. Die kontinentaleuropäischen Banken dagegen besässen diese Retail-Erfahrung im angelsächsischen Sinn nicht, erklärte Kielholz im NZZ-Interview.
(awp/mc/hfu)