Die Stuttgarter trennen sich damit von einer ihrer letzten grossen Industriebeteiligungen und forcieren die Konzentration auf den Automobilbau. Die Belegschaft von MTU zeigte sich in einer ersten Reaktion zufrieden. Der Chef von EQT in Deutschland, Marcus Brennecke, sagte der dpa, dass beim angestrebten Wachstumskurs auch ein Ausbau bei der Mitarbeiterzahl denkbar sei. Auch DaimlerChrysler erklärte, mit dem Verkauf an EQT seien «die Weichen für die weitere Expansion von MTU Friedrichshafen gestellt». Nicht zum Zuge kamen der Münchner Maschinenbaukonzern MAN und der US-Finanzinvestor KKR.
EQT mit dem überzeugendsten Konzept
DaimlerChrysler-Vorstand Rüdiger Grube sagte dazu: «Bei vergleichbaren Preisvorstellungen der drei Kaufinteressenten haben wir uns für den Bieter mit dem überzeugendsten Konzept entschieden». Aus dem EQT-Unternehmen hiess es, man werde die bis 2010 geltende Standortgarantie bei MTU Friedrichshafen respektieren. Da beim Verkaufspreis liquide Mittel, Schulden und Pensionsverpflichtungen von MTU berücksichtigt werden, beträgt der Liquiditätszufluss für DaimlerChrysler voraussichtlich eine Milliarde Euro, teilte DaimlerChrysler weiter mit. Die zum schwedischen Wallenberg-Imperium gehörende EQT will langfristig in die Expansion von MTU investieren und hat nach eigenen Angaben keine Pläne für einen Stellenabbau in der Schublade.
400 Millionen Euro für das Konzernergebnis
Die Geschäftsführung und der Betriebsrat der MTU Friedrichshafen reagierten positiv. «EQT ist unser Wunschkandidat, der sich in erheblichem Mass finanziell an unserem Unternehmen beteiligen und uns auf unserem Wachstumskurs begleitet», sagte MTU-Geschäftsführer Volker Heuer in Friedrichshafen. Zufrieden zeigte sich auch MTU- Betriebsratsvorsitzender Karl-Heinz Wulle, auch wenn sich die Arbeitnehmervertretung zunächst für einen industriellen Käufer ausgesprochen und dabei den Münchner Konzern MAN favorisiert hatte. «Der Finanzinvestor EQT verfolgt einen eher industriellen Ansatz, der sich am detaillierten Konzept, das uns präsentiert wurde, gut ablesen lässt», sagte Wulle. Er verwies darauf, dass MTU als tarifgebundenes Mitglied im Arbeitgeberverband bleiben werde. Beim operativen Konzernergebnis von DaimlerChrysler wird sich die Transaktion mit etwa 400 Millionen Euro positiv niederschlagen. Das Konzernergebnis wird um etwa 300 Millionen Euro höher ausfallen. Noch ist der Verkauf nicht endgültig in trockenen Tüchern. Genehmigt werden muss er vom Bundeswirtschaftsministerium in Berlin und den Kartellbehörden in mehreren Ländern.
Abschluss der Übernahme im ersten Quartal 2006
Der Wirtschaftsminister hat nach dem Aussenwirtschaftsgesetz ein Mitspracherecht, weil es um rüstungspolitische Kernkompetenzen geht. Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte sich mit Blick auf MTU für ein schärferes Vetorecht beim Verkauf von Rüstungsunternehmen ins Ausland ausgesprochen. MTU liefert unter anderem Motoren für den Kampfpanzer Leopard. EQT und DaimlerChrysler wollen die Übernahme im ersten Quartal 2006 abschliessen. Auch wenn das Geld erst im Jahr 2006 fliesse, werde sich an der Ergebnisprognose für 2005 nichts ändern, sagte ein DaimlerChrysler-Sprecher. Sowohl bei DaimlerChrysler als auch beim schwedischen Konzern geht man nicht davon aus, dass die Bundesregierung oder die Kartellbehörden Bedenken anmelden.
Ex-DaimlerChrysler Manager Rolf Eckrodt soll in den Aufsichtsrat
EQT will rasch einen neuen Aufsichtsrat bestimmen. Unter anderem sollen Top-Manager von den schwedischen Konzernen ABB, Scania und Saab in den MTU-Aufsichtsrat einziehen. Auch der Ex-DaimlerChrysler-Manager Rolf Eckrodt, der EQT bei dem Verkauf beraten hatte, soll Mitglied des Kontrollgremiums werden. MTU produziert mit rund 7000 Beschäftigten, davon etwa 5000 am Stammsitz Friedrichshafen, Motoren für Schif fe, Bahnen, Militär- und Baufahrzeuge sowie Energieversorgungsanlagen. 2004 betrug der Umsatz 1,35 Milliarden Euro. Der Auslandsanteil lag bei 76 Prozent. Für das laufende Jahr peilt der Konzern einen Umsatz von 1,58 Milliarden Euro an. Die MTU-Gruppe erwartet im kommenden Jahr zusammen mit Detroit Diesel einen Umsatz von rund zwei Milliarden Euro.
(awp/mc/hfu)