DaimlerChrysler: Cordes und Zetsche eröffnen Rennen um Schrempp-Nachfolge
Die beiden Aspiranten konnten sich kaum unterschiedlicher präsentieren: Während Chrysler-Boss Dieter Zetsche mit strahlender Miene auftrat, musste der neue Mercedes-Chef Eckhard Cordes einen dramatischen Gewinneinbruch bei der Kernmarke Mercedes-Benz eingestehen. Über die Chancen der beiden sagt das aber noch nichts aus.
Gewinnrückgang von 47 Prozent
Ein Gewinnrückgang von 47 Prozent auf 1,7 Mrd EUR sollte Cordes Chancen auf den Chefsessel beim Stuttgarter Autokonzern eigentlich schmälern, zumal Zetsche zugleich aus einem Verlust einen kräftigen Gewinn von 1,4 Mrd EUR gezaubert hatte. Doch der Blick auf letzte Quartals-Ergebnis von Mercedes zeigt, was Konzernkenner am Donnerstag als «alte Schrempp-Schule» bezeichneten.
Alle «Grausamkeiten» ins vierte Quartal gepackt
Offenbar hat Cordes alle «Grausamkeiten» und Verluste ins vierte Quartal gepackt – so wie es Schrempp vor zehn Jahren gemacht hatte, als er zum Amtsantritt als Daimler-Benz-Chef einen Verlust von 5 Mrd DM (2,55 Mrd EUR) ausweisen liess. So dürfte zu erklären sein, warum der operative Gewinn der Mercedes Car Group in den letzten drei Monaten 2004 um satte 97 Prozent auf magere 20 Mio EUR schrumpfte.
Effizienz-Programm CORE
Auch Cordes hätte – wie aus Konzernkreisen verlautete – durchaus ein besseres Mercedes-Ergebnis vorlegen können – und damit auch seinen Vorgänger Jürgen Hubbert etwas schonen können. Doch Cordes zielt mit seinem am Donnerstag verkündeten Effizienz-Programm CORE (Cost Down, Revenue up, Execution) schon auf das Jahr 2007 – und da dürfte der Schrempp-Nachfolger benannt werden. «Dann soll die Marke mit dem Stern wieder in altem Glanz und sogar noch ein bisschen besser strahlen», meinte ein Konzernkenner. Angesichts der zahlreichen neuen Modelle und der bereits mit den Tarifpartnern vereinbarten Kostensenkung von jährlich 500 Mio EUR sei dies durchaus zu schaffen, erklärten Beobachter.
Achterbahnfahrten gehören fast zur Geschichte
Chrysler-Chef Zetsche gilt wie Cordes als Favorit auf den Chefsessel bei der DaimlerChrysler AG. Wie er ohne grosse Verwerfungen fast 30.000 Arbeitsplätze abgebaut, die Qualität verbessert und trotz der Riesenrabatte in den USA wieder einen guten Gewinn eingefahren hat, verschaffte ihm nicht nur in Detroit Respekt. Aber Chrysler ist auch ein Unternehmen, in dem Achterbahnfahrten fast zur Geschichte gehören. Zetsche wird ebenfalls alles versuchen, 2007 weiter gute Resultate vorzuweisen.
«Gewollter Schock» für die eigene Organisation
Der Gewinneinbruch bei Mercedes sei auch als gewollter Schock für die eigene Organisation zu verstehen, hiess es aus Konzernkreisen. Damit wolle Cordes die Notwendigkeit seines Effizienzprogramms unterstreichen. Da werden die rund 160.000 Beschäftigten in den deutschen Autowerken dem ehemaligen «Mr. Mercedes» Jürgen Hubbert und ihrem Betriebsratschef Erich Klemm im Nachhinein erst Recht dankbar sein, dass diese im vergangenen Sommer eine Beschäftigungsgarantie bis Anfang 2012 vereinbart hatten. (awp/mc/gh)