Auf die Frage, ob nach der Trennung vom Dieselmotorenbauer MTU Friedrichshafen nun auch EADS als die letzte grosse Industriebeteiligung zur Disposition stehe, sagte Schrempp der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX, er persönlich sehe zwar keine Veranlassung, hier Veränderungen vorzunehmen. Allerdings deutete er an, dass sein Nachfolger Dieter Zetsche durchaus zu einem anderen Schluss kommen könnte.
Politische Situation überprüfen
«Ich bin sicher, dass man sich dies in den kommenden Jahren anschauen wird und immer wieder die Interessenlage unserer Aktionäre und die politische Situation überprüfen wird», sagte Schrempp. Gemessen an der aktuellen EADS-Marktkapitalisierung von rund 26 Milliarden Euro ist der DaimlerChrysler-Anteil etwa 7,8 Milliarden Euro wert. Weitere EADS-Grossaktionäre sind die französische Industrieholding SOGEADE/Lagardere, der französische Staat (je rund 15 Prozent) und die spanische Staatsholding SEPI (5,5 Proze nt).
Noch stärker Synergien aus der Zusammenarbeit von Mercedes-Benz und Chrysler nutzen
Schrempp erwartet von seinem Nachfolger Dieter Zetsche, dass dieser noch stärker als er selbst Synergien aus der Zusammenarbeit von Mercedes-Benz und Chrysler schöpfen kann. «Dieter Zetsche war zuletzt Chrysler-Chef, jetzt führt er die Mercedes Car Group. Mit diesem Hintergrund ist er bestens gerüstet, die Integration des Unternehmens noch intensiver voranzutreiben.» Zetsche, der den Vorstandsvorsitz am 1. Januar übernimmt, hat bereits angekündigt, die Zusammenarbeit der Mercedes Car Group und Chrysler zu verstärken, um Kosten zu senken.
Sparprogramm mit Stellenabbau
Zum Sparkurs im Unternehmen sagte Schrempp, dieser könne sich nicht nur in der Fabrik abspielen. «Man muss schauen, welchen finanziellen Aufwand wir uns auch in der Zentrale leisten können, um den Konzern zu führen.» Es wird in Branchenkreisen erwartet, dass Zetsche 2006 ein Sparprogramm für die Konzernzentrale mit einem deutlichen Stellenabbau auch im Management ankündigen wird. Die bereits bekannte Streichung von 8.500 Jobs in der deutschen Mercedes-Produktion nannte Schrempp dringend notwendig. Der umstrittene Topmanager, dessen Vertrag eigentlich noch bis 2008 gegolten hätte, hob hervor, dass der im Juli angekündigte überraschende Führungswechsel im Konzern seiner Ansicht nach glatt über die Bühne gegangen sei. «Es gibt wenig Übergänge an der Spitze eines Unternehmens, die so reibungslos und gut laufen wie bei uns. Das hängt damit zusammen, dass Dieter Zetsche und ich seit über 20 Jahren miteinander arbeiten.»
Verständnis für den Rückzug von Eckhard Cordes
Gleichzeitig äusserte er Verständnis für den Rückzug von Mercedes-Chef Eckhard Cordes nach der Entscheidung für Zetsche. Aus Sicht von Kapitalmarktexperten verlief der Stabwechsel jedoch alles andere als reibungslos: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin ermittelt noch immer gegen den Konzern wegen möglicher Verletzung von Veröffentlichungspflichten (Adhoc) bei der Bekanntgabe des Schrempp-Rücktritts. Zudem ist die Klage eines Aktionärs vor dem Landgericht Stuttgart anhängig.
Wieder mehr Privatleben
Der 61 Jahre alte Schrempp kündigte an, sich künftig mehr seiner Frau und seinen Kindern widmen zu wollen. Ausserdem werde er sich weiter stark für Südafrika engagieren. «Ich erhalte im Moment viele Anfragen, ob ich Funktionen als Berater oder in einem Gremium übernehmen möchte. Bis Ende März schreibe ich mir alles auf und dann werde ich mir ein Konzept zusammenstellen.»
Investoren von Dubai International Capital
Auch von den Investoren von Dubai International Capital, die bereits bei DaimlerChrysler als Grossaktionäre engagiert sind, habe er eine Anfrage erhalten. «Das ist interessant, ich fühle mich auch geehrt», sagte Schrempp dazu. Aber einen besonderen Wunsch wolle er sich vielleicht auch erfüllen: «Es war schon immer ein Traum von mir, im eigenen Unternehmen tät ig zu sein.» (awp/mc/gh)