Von Alexander Saheb
Moneycab: Welches sind die grossen Ziele die ihre Organisation 2007 auf der Agenda hat?
Daniel Küng: Osec wird 2007 ihre Plattformstrategie weiter konsequent umsetzen. Wir laden deshalb externe Partner und private Experten ein, ihr Know-how und ihre Kompetenzen den exportorientierten KMU via Osec anzubieten. Wir wollen auch verstärkt Dienstleistungen in Wachstumsmärkten offerieren, wo diese nicht in genügender Qualität von einem privaten Unternehmen gewinnbringend angeboten werden. Ein weiteres Ziel ist, mit unserem global agierenden Netzwerk «Business Network Switzerland» das führende Kompetenzzentrum für die Schweizer Export- und Aussenwirtschaft zu werden.
«Die Schweiz verdient praktisch jeden zweiten Franken im Ausland» Daniel Küng, CEO OSEC
Wo könnte die Politik im Hinblick auf die Exportförderung noch mehr leisten?
Im Vergleich zu anderen Staaten wie beispielsweise Österreich, Schweden, Finnland oder Dänemark erhalten wir viel weniger staatliche Mittel für die Exportförderung. Es ist jedoch nicht an mir, der Politik zu sagen, was diese bezüglich Exportförderung zu tun hat. Wichtig ist mir viel mehr, dass die Politik sich der wirtschaftlichen Bedeutung der Exporte klar bewusst ist. Die Schweiz verdient praktisch jeden zweiten Franken im Ausland. Mit unseren qualitativ hochstehenden und wettbewerbsfähigen Produkten erobern wir viele Märkte. Pro Kopf gerechnet gehören wir Schweizer sogar zu den Exportweltmeistern. Dies bedingt aber, dass die Exportwirtschaft dementsprechend mit finanziellen Mitteln gefördert werden muss. Ich hoffe daher, das Parlament wird diesen Sommer dem Kredit zur Exportförderung klar zustimmen.
Können Sie einen kurzen Rückblick auf wichtige Ereignisse des Jahres 2006 für OSEC geben?
Wir haben im letzten Jahr eine neue Kundensegmentierung vorgenommen und an den Vorbereitungen unserer neuen Dienstleistungen gearbeitet. Anfangs dieses Jahres fand dann der Produkte-Launch unter dem Namen «Export Step-by-Step» statt. Die Dienstleistungen sind nun stufenweise auf die individuellen Kundenbedürfnisse ausgerichtet und orientieren sich dabei nach dem jeweiligen Internationalisierungsgrad des entsprechenden KMU. Unsere Kunden können so verschiedene Produktmodule kombinieren und sich dadurch ihr eigenes Leistungspaket zusammenstellen. Wichtig war im letzten Jahr auch, dass wir eine Partnerschaft mit der UBS eingegangen sind. Mittels dieser Kooperation, von der beide Seiten profitieren, können wir auch auf eindrückliche Weise zeigen, dass wir in der Lage sind, höchsten Partnerschaftsanforderungen zu entsprechen.
Wie hat sich die Zahl der Rat suchenden Unternehmen entwickelt?
Sehr positiv. Die Kundenkontakte nahmen in den letzten Jahren stark zu. Auch die verrechneten Mandate zeigen steil nach oben. Seit 2004 haben wir die Zahl praktisch verdoppelt. Ende 2006 lag sie bei rund 360. Die Kundenzufriedenheit ist ebenfalls sehr hoch. Gemäss unseren Kundenumfragen liegt die Zufriedenheit bei den zwei Hauptbereichen Beratung und Messen über 90%. Das ist ein deutliches Indiz, dass wir unseren Kunden gute und nützliche Dienstleistungen anbieten und ihre Bedürfnisse möglichst optimal abdecken.
«Letztes Jahr konnte der Nahrungs- und Genussmittelsektor ein stolzes Wachstum von über 20% Prozent hinlegen » Daniel Küng, CEO OSEC
Hat sich ein Trend abgezeichnet wo neue Exportmärkte entstehen – sei es geografisch, sei es auf Produktseite?
Tatsache, ist dass die Schweiz nach wie vor rund 60% ihrer Exporte in die EU ausführt. Exportmärkte, die an Bedeutung gewinnen, sind sicherlich Russland, China, Indien, der ASEAN-Raum sowie die Golfstaaten. Das Exportvolumen nach Russland nahm im letzten Jahr um ca. 44% zu, dasjenige nach Indien um 35%. Bezüglich der Produkte kann man nicht sagen, dass sich ein Trend abzeichnet. Es ist vielmehr so, dass die traditionellen Exportbranchen auch letztes Jahr wiederum gut gelaufen sind. Dazu gehören die Chemikalien, die Pharmazeutika, die Maschinen- und Elektronikindustrie sowie die Präzisionsinstrumente. Erwähnenswert ist jedoch, dass letztes Jahr der Nahrungs- und Genussmittelsektor ein stolzes Wachstum von über 20% hinlegen konnte.
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Spielt der Export von Dienstleistungen auch eine Rolle oder dominieren Industrieprodukte?
Die Schweiz ist sehr stark, was den Export von Industrieprodukten angeht. Der Export von Dienstleistungen spielt aber eine immer wichtigere Bedeutung. Das kann man schon längst anhand der Direktinvestitionen im Ausland beobachten, denn Verlagerungen ins Ausland nehmen fortlaufend zu. Nach Auslagerungen der Produktion folgen nun Service-, Administrations- und Marketingdienstleistungen. Solche Direktinvestitionen sind übrigens für die Schweiz nicht negativ, wie man verschiedentlich hört. Im Gegenteil: Neben der Senkung von Produktionskosten und der Nähe zum Kunden wirken sich auch die Erhöhung der Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit für Schweizer Unternehmen positiv aus. Ich bin sicher, dass über dem Strich die Direktinvestitionen der Schweiz mehr Wohlstand bringen.
«Die Vorbereitung ist und bleibt etwas vom Wichtigsten bei einem neuen Markteintritt. Zur Vorbereitung gehört, dass man einerseits die eigenen Finanzen, den Business Plan und das eigene Produkt kritisch beleuchtet»
Wo liegen für exportwillige Unternehmen die Hauptprobleme wenn sie im Ausland Geschäfte machen wollen?
In der richtigen Einschätzung des Zielmarktes und der objektiven Urteilskraft bezüglich der eigenen Kompetenzen. Oft erleiden Unternehmen im Ausland zudem Schiffbruch, weil sie sich nicht richtig vorbereiten. Die Vorbereitung ist und bleibt etwas vom Wichtigsten bei einem neuen Markteintritt. Zur Vorbereitung gehört, dass man einerseits die eigenen Finanzen, den Business Plan und das eigene Produkt kritisch beleuchtet, auf der anderen Seite auch den Zielmarkt und die dortigen Konkurrenzprodukte analysiert. Bei Osec prüfen wir bei exportinteressierten KMU die Exportfähigkeit mittels unseres «Export Audits» kostenlos. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Sensibilität gegenüber einer anderen Kultur und die Notwendigkeit, sich bereits vor dem Markteintritt mit dieser anderen Kultur auseinander zu setzen.
Ende März veranstalten Sie das Forum der Schweizer Aussenwirtschaft. Was können Unternehmen von der Teilnahme an diesem Anlass erwarten?
Dieses Forum richtet sich vor allem an die KMU-Vertreter. Es werden Unternehmer, Vertreter und Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik zusammentreffen, um sich über Erfahrungen mit anderen Forumsbesuchern auszutauschen und Networking betreiben zu können. Das Forum dient aber auch dazu, um neue Impulse beim Auslandsgeschäft zu gewinnen und um mehr über aktuelle Trends und Kooperationsmodelle bei der Internationalisierung zu erfahren. Es werden an diesem Forum sehr renommierte Referenten auftreten, unter anderem Ex-US-Vizepräsident Al Gore, der indische Wirtschafts- und Industrieminister Kamal Nath, der Zukunfts- und Trendforscher John Naisbitt sowie Bundesrätin Doris Leuthard.
Ein Schwerpunktthema der Veranstaltung wird Indien sein. Für welche Schweizer Unternehmen sehen Sie besonders gute Chancen auf dem indischen Markt?
Wie bereits erwähnt, nahm das Exportwachstum nach Indien im letzten Jahr um 35% zu. Die prozentuale Zunahme der Exporte nach Indien war notabene die zweithöchste. Indien ist daher zu Recht unser Schwerpunktland bei diesem Forum, weil es sich für Schweizer Unternehmen als zunehmend wichtiger Absatzmarkt herauskristallisiert. Für Schweizer Unternehmen sehe ich in den Bereichen Automotive, Electronics, Pharma und Chemie einiges Potenzial. Wirft man einen Blick auf die Exportstatistik nach Indien, dann erkennt man, dass vor allem das Segment der Maschinen gute Absätze in Indien generiert. Ebenfalls gut lassen sich Präzisionsinstrumente absetzen. Schliesslich ist Indien auch als Ousourcingstandort für bestimmte Dienstleistungstätigkeiten und Prozesse interessant.
Warum haben Sie kein Land gewählt dass näher gelegen ist und weniger kulturelle Unterschiede hat, was die Verständigung über Business sicher vereinfachen würde?
Die Strategie von Osec ist, unsere Ressourcen vor allem auch auf die etwas schwieriger zugänglichen Wachstumsmärkte zu verlagern, weil die KMU in solchen Märkten unsere Hilfe eher benötigen als in den verwandten, nahe gelegenen Nachbarmärkten. Indien als Wachstumsmarkt eignet sich für ein solches Forum sehr gut. Dieses Land wird für die Schweizer Wirtschaft denn auch immer wichtiger. Als BRIC-Staat dürfte Indien in naher Zukunft wahrscheinlich eine neue Wirtschaftsmacht werden. Indien bietet zudem eine gute Basis für Geschäftsbeziehungen, denn das Rechtssystem ist stark vom englischen geprägt und die Geschäftssprache ist Englisch. Das sind doch Vorteile, die das Business mit Indien erleichtern.
Der Gesprächspartner:
Daniel Küng wurde 1952 geboren. Nach der ausserordentlich-kantonalen Handelsmatur 1972 studierte er Volkswirtschafts- und Betriebswirtschaftslehre in Bern, Quito (Ekuador) und St. Gallen. Nach dem Abschluss als lic. oec. HSG 1975 folgten bis 1979 verschiedene Praktika und Kurzzeitstellen. Dann arbeitete Küng bis 1982 für Mercedes Benz do Brasil in Sao Paulo als Vorstandsassistent. Anschliessend war er als Gründer und geschäftsführender Partner bis 1987 bei der Agrosuisse tätig, die sich auf Verwaltung und Beratung von Farmbetrieben spezialisierte. Die gleichen Aufgaben nahm er von 1987 bis 2004 für die Agrosuisse-Tochter Response in Lissabon wahr. Anschliessend wechselte Küng auf den CEO-Posten bei der OSEC. Seit 2002 ist er ferner Vorstandsmitglied von SwissCham (Dachverband der Schweizerischen Aussenhandelskammern).Küng ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Freizeit verbringt er mit Joggen, Tauchen, Skilaufen und Reisen.
Das Unternehmen:
Osec Business Network Switzerland unterstützt als Aussenwirtschaftsförderer mit einem Mandat des Bundes die Schweizer und Liechtensteiner KMU bei ihrer Expansion ins Ausland. Osec ist subsidiär zu privaten Anbietern tätig und unterhält eine Plattform, auf der auch Private ihre Dienstleistungen für KMU anbieten können. Mit dem «Business Network Switzerland» koordiniert Osec zudem ein engmaschiges Netzwerk von Anlaufstellen. Osec bietet seit Anfang 2007 eine neue Produktpalette nach dem Konzept «Export Step-by-Step» an. Es ist stufenweise aufgebaut und orientiert sich nach dem jeweiligen Internationalisierungsgrad des entsprechenden KMU.