von Jolanda Lucchini
Herr Pfanner, mit der Traditions-Bank EEK verbindet man konservative Anlagepolitik, persönliche Beratung und auch eine Portion bernische Behäbigkeit: «Nume nid jufle». Wie verträgt sich diese Zurückhaltung mit einer gesunden Risikobereitschaft?
Unsere Zurückhaltung begründen wir gerade mit unserer gesunden Risikobereitschaft. Bewusste und tragbare Risiken in unserem Kerngeschäft gehen wir ein. Qualität kommt bei uns vor Quantität. Unsere Kunden und wir sind damit immer gut gefahren.
Die Bank EEK wird öfters mit der DC Bank verwechselt. Was wenige wissen: Dieses der reichen Burgergemeinde Bern zugehörende Finanzinstitut war der Auslöser, dass die Genossenschaftsbank EEK gegründet wurde. Was war der Hintergrund?
Die Bank EEK, eine der ältesten Banken der Schweiz, wurde 1821 als «Einwohnerersparniskasse für den Amtsbezirk Bern» gegründet, weil viele Gewerbetreibende und Handelsleute, die nicht Bernburger waren, keinen Zugang zur DC Bank hatten. Aus diesem Grund haben einige tüchtige Berner eine eigene Bank in Form einer Genossenschaft gegründet.
Die Kundengelder der Bank EEK nahmen 2008 um 12,6 Prozent zu. Von einer Vertrauenskrise spüren Ihre Kundenberater und Sie nichts?
Der grosse Kundengelder-Zufluss ist ein schöner Vertrauensbeweis für unsere Bank. Das Vertrauen in die Bank EEK ist ausgezeichnet. Die weltweite Vertrauenskrise beschäftigt uns im Rahmen unserer Beratungen aber täglich.
Inwiefern?
Von der dramatischen Aktienkursentwicklung sind auch unsere Kunden mit einem Aktienportefeuille und die Bank EEK als Investorin in Schweizer Blue Chips betroffen.
Ihre Bilanzsumme stieg mit 1?037 Mio. Franken erstmals über die Milliardengrenze. Gehen Sie davon aus, dass dieses Kundenwachstum auch im laufenden Jahr anhalten wird?
Ich glaube, dass wir auch in diesem Jahr überdurchschnittlich viele Neugelder und Neukunden haben werden.
Trotz des grossen Kundenvertrauens betrug Ihr Bruttogewinn im Jahre 2008 nur 8,3 Mio. Franken. Das ist ein Minus von 40,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Jahresgewinn reduzierte sich um fast einen Drittel auf 5,1 Mio. Franken. Wie werten Sie das Resultat?
Unsere Ertragszahlen wurden im Jahr 2008 stark von unserem eigenen erstklassigen Wertschriftenportefeuille von rund CHF 75 Mio. beeinflusst. Auf Devisenbeständen und Schweizer Blue Chips mussten wir Abschreibungen von über CHF 4 Mio. vornehmen. Unter den gegebenen Umständen erachte ich das Resultat als gut.
Ihre Bank betreibt kein spekulatives Eigengeschäft und verzichtet auf eigene Anlageprodukte. Weshalb?
Das war schon immer unsere Philosophie. Wir sind damit völlig frei in der Wahl der geeigneten Produkte für unsere Kunden und sehen uns nicht veranlasst, eigene Produkte zu forcieren.
Die EEK Gruppe besitzt Anlagen in Obligationen und Schweizer Aktien, welche sie als erstklassig bezeichnet. Was zeichnet sie als das aus?
In unserem Obligationenportefeuille achten wir auf die beste Schuldnerqualität. Bei unseren Aktienanlagen sind wir seit Jahren in Schweizer Blue Chips engagiert. Damit sind wir über die Jahre hinweg sehr gut gefahren, auch wenn wir nun im letzten Jahr auf diesem Portefeuille einen Verlust von rund 6 % verbuchen mussten.
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Warum kommt man bei der Bank EEK im Gegensatz zu den Grossbanken bereits ab 100 000 Franken in den Genuss von Privat-Banking?
Unsere Rechnung geht auch mit diesen Kunden auf. Ich glaube, dass in Zukunft auch Grossbanken sogenannt kleinere Kunden gerne beraten werden.
Sie betreuen nebst Privaten vor allem Geschäftskunden von kleinerer bis mittlerer Grösse. Wie entwickelte sich die Kreditvergabe in diesem Bereich?
Es wurde von Geschäftskunden nicht vermehrt um Kredit ersucht. Vielmehr haben viele Geschäftskunden die vorhandene Liquidität zum Abbau der Verschuldung verwendet.
Die Führung der EEK hat ? im Gegensatz zur UBS – darauf geachtet, dass sie über hohe Eigenreserven verfügt. Wie beurteilen Sie aus diesem Blickwinkel deren Unterstützung durch die Schweizer Nationalbank?
Wir sind in der privilegierten Situation, dass wir unsere Gewinne thesaurieren können und damit unsere Eigenmittel laufend erhöht werden. Eine börsenkotierte Bank kann dies nicht. Die Unterstützung durch die SNB war richtig. Ich bin überzeugt, dass in Zukunft grosse, systemgefährdende Banken verkleinert werden oder dass die Eigenmittelvorschriften für solche Banken verschärft werden.
Das Bankgeheimnis ist unter Beschuss. Welche Bedeutung hat dessen Wahrung für Ihre Bank und wie beurteilen Sie die Einsetzung einer Taskforce-Gruppe?
Das Bankkundengeheimnis hat für unsere Bank keine grosse Bedeutung. Die Schweiz sollte sich im herrschenden Wirtschaftskrieg gegen sie aber entsprechend wehren. Eine gute Taksforce-Gruppe ist sicher wichtig. Sie muss von der Zusammensetzung her bei der Gegenpartei infolge Kompetenz und Reputation akzeptiert sein, muss klare Vorstellungen des Ziels mit Varianten haben und muss sich zu 100 % der Problemlösung zuwenden können.
Welche Meinung vertreten Sie bezüglich Managerlöhnen von mehreren Millionen Franken? Finden Sie, dass Banken, auch wenn sie hohe Verluste einfahren, ihre Mitarbeitenden kompetitiv bezahlen sollten, um sie zu halten?
Ich finde, dass von den Managern Loyalität zu ihren Firmen verlangt werden darf. In schlechten Zeiten sind die Entlöhnungen deshalb im Hinblick auf die Überlebensfähigkeit der Firma zu reduzieren. Manager, die die Unternehmung in schlechten Zeiten wegen weniger Lohn verlassen, waren auch in guten Zeiten die falschen Manager.
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung der Hypothekarzinsen?
Ich glaube, dass die Hypothekarzinsen noch bis anfangs 2010 auf dem tiefen Niveau verharren. Dann werden voraussichtlich vor allem die langfristigen Zinsen stark ansteigen. In rund drei Jahren werden wir eine Inflation von wahrscheinlich über 3 % haben.
Welche Erwartungen setzen Sie in das laufende Geschäftsjahr? Und wo setzen Sie die Schwerpunkte?
Wir nutzen die Gunst der Stunde mit dem regen Zustrom an neuen Kunden. Unsere bewährte Strategie mit unserem langjährigen Beratungsansatz werden wir beibehalten. Schwerpunkte setzen wir im Jahr 2009 in der Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeitenden.
Der Gesprächsparnter
Daniel Pfanner (45) studierte an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Uni Bern und erwarb 1991 das Fürspreche-Patent. Es folgten Weiterbildungen an der University of California (Orientation in USA Law), in Fontainebleau (Financial analysis) und an der Swiss Banking School (Bank-Lehrgang). Seit 1992 ist Daniel Pfanner im Bankbereich tätig. Nach dem Engagement als juristischer Sachbearbeiter bei der Schweizerischen Volksbank wurde er 1993 Leiter Rechtsdienst der CS Niederlassung Bern. Ab 1995 arbeitete er sieben Jahre bei der Dezennium-Finanz AG, zuletzt in der Funktion des Geschäftsleiters. Seit 2003 ist er Direktor der Bank EEK und hat damit auch die operative Leitung der EEK Holding und EEK Immobilien inne.