Von Alexander Saheb
Moneycab: Das Jahr 2006 endete mit einem Verlustausweis von 20 Mio. Franken, warum ist das geschehen?
Daniel Reinhard: Das operative Konzernergebnis lag bei CHF 55 Mio.; der ausgewiesene Verlust beruht auf dem Impairment des Goodwills der niederländischen Tochtergesellschaft von 74 Millionen Franken den wir abgeschrieben haben. Dieser stammte aus der Akquisition der Kien-Gruppe im Jahre 2001.
«Wir werden sicher erste Effekte aus den Neueröffnungen schon im 2007 haben, die richtige Expansion beginnt aber ab 2008». Daniel Reinhard, CEO der Charles Vögele Holding AG
Das operative Ergebnis war auf 143 von 165 Mio. Franken rückläufig, was allerdings nicht an Sonderposten lag. Welches sind die Gründe?
Der Rückgang des Betriebsergebnisses vor Abschreibungen (EBITDA) ist auf den wetterbedingten Umsatzrückgang im ersten Halbjahr 2006 zurückzuführen. Im zweiten Semester 2006 haben wir deutlich besser gearbeitet, konnten aber den Rückstand nicht mehr ganz aufholen, obschon wir mit einem EBITDA von CHF 90 Mio. nahe am besten Semesterergebnis der letzten 5 Jahre waren.
Schliesslich haben Sie auch etwas weniger Umsatz pro Quadratmeter Verkaufsfläche gemacht. Kommt Vögele bei den Kunden nicht mehr so gut an?
Ein Grossteil unserer Kunden sind Bedarfskunden, die dann einkaufen, wenn sie ein Kleidungsstück wirklich brauchen. Wenn also bis Mitte Juni Winter ist, werden keine Sommerkleider gekauft. Dies hat sich bei uns klar im überdurchschnittlichen Erfolg im Juli 2006 ausgewirkt. Hier haben wir auf Stufe EBITDA gegenüber einer normalen Vergleichbasis CHF 20 Mio. mehr Betriebsgewinn realisiert. Das zeigt, dass viele Frühjahrskäufe erst verspätet getätigt wurden, leider aber teilweise auch ausgefallen sind. Das hängt jedoch nicht mit der Attraktivität unseres Angebotes zusammen.
«Wir haben heute in Deutschland 325 Standorte und gehen zurzeit von einem Potential von insgesamt 500 Filialen aus, allerdings wird dies länger als bis 2010 dauern.»
Sie haben viel Geld in Neueröffnungen, Filialeinrichtungen und neue Kassensysteme gesteckt. Wird sich das schon 2007 bemerkbar machen?
Wir werden sicher erste Effekte aus den Neueröffnungen schon im 2007 haben, die richtige Expansion beginnt aber ab 2008, wenn wir auch über die beiden anderen Testmärkte Polen und Tschechien entschieden haben und die neu eröffneten Filialen ein ganzes Geschäftsjahr zum Erfolg beitragen können.
Geplant ist ein Ausbau ihrer Aktivitäten in Slowenien und Ungarn. Welche Wachstumsraten erzielen Sie dort?
Diese Märkte bieten einerseits Potential durch das Wachstum mit neuen Filialen als auch durch das Wachstum des Marktes selbst. Sie sind bezüglich Textilangebot noch nicht gesättigt, wie dies in Zentraleuropa der Fall ist. Für uns ist aber noch verfrüht, zum jetzigen Zeitpunkt von Wachstumsraten zu sprechen, da wir erst über zwei Standorte in Slowenien und 5 in Ungarn verfügen. Mit 7-9 Eröffnungen in Slowenien und 15-20 in Ungarn, wird das Wachstum im Jahr 2007 in diesen Märkten sehr bedeutend ausfallen.
Auch in Deutschland sehen Sie Potenzial für viele weitere Geschäfte. Wie viele wollen Sie bis 2010 eröffnen?
Wir haben heute 325 Standorte und gehen zurzeit von einem Potential von insgesamt 500 Filialen aus, allerdings wird dies länger als bis 2010 dauern. Wir gehen aber von einem Rhythmus von 20 Filialen im 2007 und von rund 30 Standorten pro Jahr ab 2008 aus.
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Welche Schwerpunkte setzen Sie beim Design ihrer Kollektionen?
Wir orientieren uns an den aktuellen Modetrends und bieten unseren Kunden ein Qualitätsprodukt zu einem attraktiven Preis. Dabei können wir durch unsere Labels unterschiedliche Stilrichtungen von trendig bis klassisch im Angebot haben.
Coop beispielsweise setzt mit der Naturaline-Produktlinie auf Biobaumwolle. Welche speziell ökologisch produzierte Materialien auch von Vögele verwendet und wo wird produziert?
Wir prüfen laufend die Entwicklungen auf diesem Gebiet und klären im Moment die entsprechenden Möglichkeiten ab.
«Grundsätzlich ziehen wir das organische Wachstum durch die Eröffnung eigener Filialen gegenüber Übernahmen vor. Diese machen nur Sinn, wenn dadurch eine Erweiterung des Filialnetzes ohne Doppelabdeckungen erreicht werden kann.»
Welche Finanzziele haben Sie für 2007?
Wir wollen grundsätzlich die Umsätze in allen unseren Vertriebsorganisationen verbessern und die Rentabilität wieder erhöhen. Auf Stufe EBITDA halten wir an der kommunizierten Margenbandbreite von 11%-13% fest.
Ab 2008 will Vögele stark expandieren. Geht es um grössere Übernahmen, wollen Sie zahlreiche neue Standorte eröffnen oder vielleicht gar ein neues Label einführen?
Wir wollen sowohl auf den bestehenden Flächen durch ein attraktives Modeangebot wachsen, als auch in allen Märkten neue Standorte eröffnen. Wie wir expandieren, hängt von den Möglichkeiten ab; grundsätzlich ziehen wir das organische Wachstum durch die Eröffnung eigener Filialen gegenüber Übernahmen vor. Diese machen nur Sinn, wenn dadurch eine Erweiterung des Filialnetzes ohne Doppelabdeckungen erreicht werden kann, wie wir es in Belgien in den Jahren 2005 und 2006 realisiert haben.
Rund 25 Prozent der Vögele-Aktien sind in Händen von Investmentfonds. Erhalten Sie von diesen Aktionären auch mal ein positives Feedback?
Die Mehrheit dieser Aktionäre beweist uns durch Ihr langjähriges Engagement ein anhaltendes Vertrauen, indem sie in Charles Vögele investiert bleiben. Das ist für ein Unternehmen und ein Management mit langfristiger Ausrichtung das schönste Kompliment.
Welche Gründe sprechen für eine Investition in Vögele-Aktien?
Für eine Investition sprechen unsere klar ausgerichtete Strategie und deren konsequente Umsetzung, die das Unternehmen in eine Position der Stärke geführt haben. Darauf kann man aufbauen.
Der Gesprächspartner:
Der 1953 geborene Daniel Reinhard ist seit 2001 CEO der Pfäffiker Modegruppe Charles Vögele. Nach einer Ausbildung an der HWV war er von 1986 bis 1991 als Finanzchef bei Bally Deutschland und Österreich. Anschliessend war er dort Firmenleiter bis 1993. Danach wechselte er in den Vorstand der deutschen Salamander AG und war von 1998 bis 2001 Sprecher des Vorstands. Daniel Reinhard ist Schweizer Staatsbürger.
Das Unternehmen:
Charles Vögele bietet seinen Kunden aktuelle Mode zu attraktiven Preisen. Die Kollektion spricht Damen, Herren und Kinder an und richtet sich so an die ganze Familie. Charles Vögele ist die grösste Textil-Einzelhandelsgruppe der Schweiz und nimmt in Zentraleuropa eine führende Stellung ein. Mit der Positionierung im Segment «value for money» ist Vögele die kompetente Einkaufsstätte für gute Qualität zu attraktiven Preisen. Die Gruppe verfügt über 809 eigene Filialen, davon 161 in der Schweiz, 325 in Deutschland, 149 in Österreich sowie 158 in Belgien und den Niederlanden, 2 in Slowenien sowie je 5 in Ungarn, Tschechien und Polen. Die Gruppe beschäftigt 7 370 Mitarbeitende sowie 534 Auszubildende. Die Aktien der Charles Vögele Holding AG (VCH) sind an der SWX Swiss Exchange kotiert.