VPOD-Chef Daniel Vischer ist vom angekündigten Kahlschlag bei der Swiss enttäuscht. Mit dem vor anderthalb Jahren mit Bundegeldern mitfinanzierten Projekt hat die «neue Swiss» für ihn nicht mehr viel gemein.
Von Florian Adank
Daniel Vischer: Der VPOD-Chef will keine Kostensenkungsprogramme mittragen (keystone)
Daniel Vischer, haben Sie die von der Swiss bekannt gegebenen Massnahmen erwartet?
Daniel Vischer:
Mit solchen Massnahme haben wir gerechnet. Dass es zu einem Arbeitsplatzabbau von insgesamt 5000 Stellen im Raum Zürich kommt, ist heute offenbar nicht zu verhindern. Dabei wollte man mit der Gründung vor anderthalb Jahren ein solches Szenario vermeiden. Wie ist Ihre Position als Gewerkschafter?
Klar ist, dass wir Kostensenkungen in der Höhe, wie sie heute bekannt gegeben wurden, mit allen Mitteln bekämpfen werden. Wir bieten nicht Hand für Lohnsenkungen bei Personen, die zwischen 3000 und 5000 Franken verdienen. Das werden wir mit allen Mitteln bekämpfen.
Das heisst…?
Offenbar kennt man sich im Swiss-Management nicht klar genug im Arbeitsrecht aus. Wir haben Gesamtarbeitsverträge und die sind nicht einfach kündbar. Solche laufen dann aus, wenn sie auslaufen oder sie haben eine vertraglich geregelte Kündigungsfrist. Was heisst das konkret?
Herr Dosé kann nicht einfach Kostensenkungsprogramme bei SR Technics und anderen durchsetzen, die im Endeffekt nichts anderes als Lohnsenkungsprogramme sind. Vor allem kann er das bei den Zulieferern nicht, mit welchen Gesamtarbeitsverträge abgeschlossen wurden.
Dann wird es aber für die Swiss schwierig, ihren neuen Businessplan umzusetzen?
Richtig. Das zeigt, welche Basis die heute kommunizierten Informationen haben. Ich weiss nicht, wie ein Management oder ein Verwaltungsrat dazu kommt, heute einen Business Plan oder besser Eckwerte eines solchen zu präsentieren, der so wenig mit der Realität gemein hat. Trotzdem werden Sie sich damit befassen müssen: Sind Sie bereit mit dem Swiss-Management für die Airline zu kämpfen?
Wir sind bereit, Kompromisse zu machen, wenn es eine glaubhafte Perspektive zur Rettung von Arbeitsplätzen gibt. Diese glaubhafte Perspektive gibt es heute nicht. Und warum nicht?
Das Swiss-Management kann keine glaubhafte Perspektive aufzeigen. Eines ist klar: Für eine Gesellschaft, die aus der Schweiz 6 bis 8 Langstreckenflüge betreibt, dazu braucht es die Swiss nicht. Das kann irgend jemand anbieten. Dazu hätte es keinen Rappen Bundesgeld gebraucht. Sind Sie in Kontakt mit den anderen Interessenverbänden?
Ja, wir führen Gespräche. Dabei gibt es aber unterschiedliche Interessen, das zeigt die Schwierigkeit der Situation. Trotzdem waren die Gewerkschaften und alle Interessenverbände sich doch vor anderthalb Jahren einig und damit Geburtshelfer der Swiss…
Ja, wenn wir als Gewerkschaften uns damals dagegen gestellt hätten, dann hätte es eine Koalition zwischen Blocher und Gewerkschaft gegeben und es wäre keine Swiss entstanden. Es kann also nicht sein, dass wir anderthalb Jahre später einfach akzeptieren, dass alles zusammenfällt und dass wir obendrein noch die sozialen Kosten tragen sollten. Nein, so geht es nicht. Interview: Florian Adank (swisscontent)