David Becher, CEO Glarner Kantonalbank

von Patrick Gunti


Herr Becher, die Glarner Kantonalbank feiert in diesem Jahr das 125. Jahr ihres Bestehens. Wie wichtig ist die GLKB heute für die wirtschaftliche Entwicklung im Kanton?

Die Glarner Kantonalbank beschäftigt im Kanton Glarus rund 170 Personen, die mehrheitlich auch im Kanton wohnen. Insofern zählen wir zu den grösseren und damit wichtigen Arbeitgebern im Glarnerland. Unsere Bank verfügt über signifikante Marktanteile bei natürlichen und juristischen Personen sowie der öffentlichen Hand und  ist der grösste Finanzdienstleister im Kanton. Wir sind demnach lokal zu einem grossen Teil für die wirtschaftliche Entwicklung mit verantwortlich.
 
Hohe Kreditrisiken aus den vergangenen Jahren führten 2008 zu einem aussergewöhnlich hohen Wertberichtigungsbedarf von fast 100 Mio. Franken, die letztlich zu einem Jahresverlust von 56,8 Mio. Franken führten. Operativ erzielte die GLKB aber eines der besten Resultate ihrer Geschichte. Wie ist das Geschäft im 1. Halbjahr 2009 verlaufen?

Wir werden am 25. August 2009 über unser Halbjahresergebnis 2009 orientieren, davor kann ich dazu nichts sagen.


Von welcher weiteren Entwicklung gehen Sie im laufenden Jahr aus?

Aufgrund des konjunkturellen Umfeldes sowie des Margendruckes im Hypothekargeschäft, unserem Hauptgeschäftsfeld, gehen wir von einer verhaltenen Entwicklung aus. 


«Unsere Bank verfügt über signifikante Marktanteile bei natürlichen und juristischen Personen sowie der öffentlichen Hand und  ist der grösste Finanzdienstleister im Kanton.»


Die Finanzmarktaufsicht FINMA verlangt von der GLKB eine Eigenmitteldeckung von 150 Prozent. Ende 2008 lag diese bei 135 Prozent. Die GLKB hat der FINMA versichert, die geforderte Deckung innert nützlicher Frist erreichen zu können. Wie und in welchem zeitlichen Rahmen werden Sie das Ziel erreichen?

Wir haben unwiderrufliche Zusagen anderer Finanzinstitute für Eigenmittel in Form von nachrangigen Darlehen, sodass wir die geforderten 150% bereits per 30.6.2009 erfüllt haben.


Mit Priscilla Leimgruber (Leiterin Finanz + Logistik) und Stephan Bruhin (Bereichsleiter Privatkunden) werden oder haben zwei Mitglieder der Geschäftsleitung die GLKB verlassen. Sie werden durch Martin Dürst und Leonhard Walser ersetzt. Sind damit die Veränderungen auf Geschäftsleitungsebene abgeschlossen?

Das ist richtig. Die Geschäftsleitung hat sich in den letzten 12 Monaten vollständig erneuert. Auch der Bankrat ist mit der Zuwahl der Herren U. Gnos und R. Stäger seit Sommer 2007 vollumfänglich neu zusammengesetzt worden. Damit haben wir in diesen beiden Gremien hohe Fach-, Führungs- und Sozialkompetenz und sind für die Zukunft sehr gut aufgestellt.


Sie haben die Risikopolitik grundlegend überarbeitet. Welches sind heute deren Eckpfeiler?

Bereits im Sommer 2008 hat der Bankrat die neue Risikopolitik verabschiedet. Wesentlich ist dabei, dass sich die Glarner Kantonalbank geografisch ? insbesondere im Bereich der ungedeckten Ausleihungen an Geschäftskunden ? wieder vermehrt auf den Kanton Glarus und den eng angrenzenden Wirtschaftsraum konzentriert. Daneben haben wir die Risikoparameter so gesetzt, dass Ausleihungen künftig in einem korrekten Verhältnis zur Ertragskraft und den Eigenmitteln unserer Bank gewährt werden.


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Das Thema Kreditklemme aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise wird von Branchen, Verbänden und Unternehmen unterschiedlich beurteilt. Wie verhält sich die GLKB gegenüber Firmenkunden wie zum Beispiel in Bedrängnis geratenen KMU?

Die GLKB will für KMUs im Kanton Glarus ein verlässlicher Partner sein. Dazu gehört, dass der Kunde und wir gerade in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten einen offenen Dialog und Informationsaustausch pflegen. So können gemeinsam Lösungen gefunden werden. Wir beurteilen unsere KMU-Kunden selbstverständlich vermehrt nicht nur nach Kennzahlen aus der Vergangenheit sondern insbesondere aufgrund der aktuellen Auftragslage und der künftigen Entwicklung. Eine Kreditklemme, wie sie viele Medien und Politiker in den Raum stellen, kann ich bei uns in der Bank bzw. im Kanton nicht feststellen.


Im Zusammenhang mit der Finanzkrise werden Rufe nach mehr Regulierung der Finanzindustrie laut. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Ich denke, dass die Finanzindustrie zu den am dichtesten geregelten Branchen gehört. Selbstverständlich braucht es Regelungen. Ich warne jedoch davor, immer alles über einen Leisten zu schlagen. Es muss klar differenziert werden zwischen einer kleinen, meist nur regional tätigen Universalbank mit Hauptrisiken im konventionellen Kredit- und Zinsengeschäft und grossen, international tätigen Geschäftsbanken mit Investmentbanking, Asset Management etc.. Fazit: Mehr Regulierung nur, wo wirklich nötig und wenn, dann klar differenziert aufgrund der Risikoexposition des Finanzinstitutes.


«Selbstverständlich braucht es Regelungen. Ich warne jedoch davor, immer alles über einen Leisten zu schlagen.»


Der Finanzplatz Schweiz ist im Umbruch begriffen und die Nationalbank hat zuletzt Vorschläge hinsichtlich einer Grössenbegrenzung für die Grossbanken UBS und CS geäussert. Würden sie entsprechende Schritte begrüssen?

Die Risiken bei Banken müssen überblickbar sein und bei Eintreten gewisser Risiken müssen diese auch tragbar sein. Wie diese beiden Ziele am besten erreicht werden können, kann ich aus meiner Perspektive zu wenig beurteilen. Wichtig erscheint mir aber, dass der Finanzplatz Schweiz als Ganzes erhalten bleibt und nicht gefährdet wird.


Das Engagement des Bundes bei der UBS dauert an. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation und wie bewerten Sie das Engagement generell?

Persönlich habe ich die Aktivitäten des Bundes zur Stabilisierung der UBS begrüsst. Ich wünsche mir, dass sich der Bund, bei sich bietender Gelegenheit und wenn die Situation der UBS wieder als geordnet beurteilt werden kann, von seinem Engagement trennt.


Herr Becher, besten Dank für das Interview.





Zur Person:
David Becher ? CEO Glarner Kantonalbank (seit 1.8.2008)


Geboren, 14. September 1957
Verheiratet, keine Kinder
Hobbies: Jogging, Golf, Reisen, Musik


Beruflicher Werdegang


-1963 ? 1976 Schulen/Gymnasium, Zürich
-1976 ? 1981 Studium der Rechtswissenschaften, Zürich (lic.iur.)
-1981 ? 1985 Einstieg ins Bank- und Finanzgeschäft (SBV, Finanzgesellschaft)
-1986 ? 2004 Diverse Fach- und Führungsfunktionen bei der SKA / Credit Suisse u.a. Kommerzchef, Stabschef, Leiter Filialgruppe/Region/Marktgebiet
-2004 ? 2005 Bank Coop GL-Mitglied / CEO
-2006 ? 2008 Credit Suisse, Projektleiter, Prozessoptimierung, strategische Neuausrichtung von Geschäftsfeldern

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