David Dean, CEO Bossard: «Es gibt Investoren, die in unseren Titel investieren, weil sie einen engagierten Hauptaktionär schätzen»


Von André Schäppi


Moneycab: Herr Dean, Sie reisen in die USA. Gibt es neue Aufträge, die in Aussicht sind?


David Dean: Wir konnten auch in diesem Jahr einige neue Belieferungsverträge abschliessen und die Pipeline lässt hoffen. Dies wird sich aber nicht sofort auf unseren Umsatz auswirken, kann es doch von der Kundenakquisition bis zum ersten Umsatzfranken 6 bis 12 Monate dauern.


Nach dem Taucher der USA: Welche Erwartungen haben Sie für das kommende Jahr?


Für das kommende Jahr gehen wir für die USA nochmals von einer konjunkturbedingten rückläufigen Nachfrage aus. Einer der Schwerpunkte bildet die eingeleitete Restrukturierung des amerikanischen Geschäfts, wo wir verschiedene Standorte zusammenfassen und damit auch unsere Kapazitäten dem wirtschaftlich veränderten Umfeld anpassen. Wir erwarten, dass die eingeleiteten Massnahmen ab Mitte Jahr schrittweise zum Tragen kommen, führt doch die Restrukturierung zu Kosteneinsparungen von rund 30 %. Die Restrukturierung wird sich aber erst im Jahre 2008 voll auf unser Ergebnis auswirken, da das Resultat 2007 einmalige Restrukturierungskosten beinhalten wird. Für das übrige Geschäft in Europa und Asien gehen wir von einem anhaltend guten Geschäftsverlauf aus.


Nochmals zu den USA. Seitens eines ehemaligen Grosskunden bestehen Schadensersatzforderungen gegenüber Bossard. Wie entwickelt sich diese Geschichte?


Da wir uns in einem laufenden Verfahren befinden, können wir dazu keine Stellung nehmen. Nur so viel, ob unsere Produkte wirklich die Ursache des vom Kunden dargestellten Problems sind, ist noch in Klärung. Der Fall wird zurzeit durch unsere Versicherung betreut und abgedeckt.


Wie entwickeln sich die beiden anderen Regionen, Europa und Asien?


Europa entwickelt sich wie schon das ganze Jahr überdurchschnittlich gut. Dabei tragen faktisch alle Absatzgebiete zu diesem guten Ergebnis bei. Auch die Zuwachsraten bei den asiatischen Gesellschaften sind erfreulich. Aufgrund der Kundeninformationen und der positiven Entwicklung des Purchasing Manager Indexes in den einzelnen Ländern stehen wir den Aussichten für die kommenden Monate positiv gegenüber.


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Bossard ist schwerpunktmässig im Maschinenbau und in der Elektronik aktiv. Ist die Erweiterung auf margenträchtigere Segmente wie etwa die Luftfahrtindustrie keine Option?


Bei den Zulieferer an die Luftfahrtindustrie handelt es sich um ausgewiesene und hochspezialisierte Produzenten, welche industriespezifische Anforderungen und Zertifizierungen zu erfüllen haben. Die Belieferung erfolgt in den meisten Fällen direkt vom Produzenten an den Kunden und nicht über den Zwischenhandel. Es ist auch so, dass der weltweite Schraubenmarkt mit geschätzten 50 Mrd. CHF gross genug ist und uns genügend Wachstumschancen bietet, bevor wir uns auf neue Segmente stürzen müssen.


Zwar hat Bossard in den letzten Jahren kontinuierlich sein EBIT gesteigert, liegt aber immer noch einiges tiefer als beispielsweise die ebenfalls in der Befestigungstechnik tätige SFS. Weshalb?


Betrachten wir die Entwicklung der EBIT Marge, so erzielt Bossard ähnlich hohe Margen in Europa. Diese wird jedoch durch die Ergebnisentwicklung in Asien und Amerika verwässert. Dies auch deshalb, weil wir in diesen Ländern primär organisches Wachstum anstreben und diese Kosten voll zu Lasten der Erfolgsrechnung gehen. Es ist unbestritten, dass die Ergebnisentwicklung in Amerika in den letzten Jahren unbefriedigend war. Wie vorgängig erwähnt, haben wir auf die ungenügende Profitabilitätsentwicklung, aber auch auf die veränderten Marktbedingungen reagiert und die nötigen Massnahmen eingeleitet. Was Asien betrifft, so würde sich das Resultat sofort verbessern, würden wir die Kosten für den zügigen Marktaufbau reduzieren.
Im Übrigen können der EBIT wie auch die Marge der beiden Unternehmen nicht eins zu eins verglichen werden, da SFS den grösseren Teil seines Ertrages nicht mit Schraubenverbindungen erzielt.


Der Engineering Support ist ein wichtiges Element für die Gewinnung neuer Kunden und die Attraktivität bestehender Kunden. Kann Bossard in diesem Bereich noch zulegen?


Davon sind wir überzeugt. Das Engineering ist einer unserer drei wichtigen Erfolgsfaktoren in unserem Dienstleistungsangebot. Wir sind daher auch bestrebt, in diesem Bereich mit stets neuen innovativen Dienstleistungen aufzuwarten und eine gewisse Vorreiterrolle in unserer Branche zu übernehmen.


Innovationen: Haben Sie keine Bedenken, dass gerade durch Nanotechnologien Klebstoffe auf den Markt kommen könnten, die die Schraubverbindung in Zukunft ersetzen könnte?


Sicherlich verfolgen wir auch diesen Trend mit Interesse. Im Moment erachten wir aber den Einfluss auf den Schraubenmarkt als gering, vor allem dort, wo für den Unterhalt einer Maschine oder für die Reparatur eines Gerätes, dieses noch immer in seine Einzelteile zerlegt werden muss. Das Kleben ist vor allem in der Automobil- und Luftfahrtindustrie ein Thema, also dort, wo vor allem Gewichtseinsparungen im Vordergrund stehen. Unsere Kunden sind jedoch vornehmlich in der Maschinen- und Elektronikindustrie zu suchen.


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Wie präsentiert sich die aktuelle Kostensituation bei der Beschaffung, respektive sind Kostensteigerungen, die das Resultat beeinflussen können, zu erwarten?


Im Gegensatz zu den Stahlpreisen, welche auf hohem Niveau stabil sind, sind die Preise für Edelstahl in den letzen 12 Monaten markant gestiegen. Wenn immer möglich werden diese Preiserhöhungen weitergegeben. Das gelingt aufgrund von laufenden Verträgen nicht immer vollumgänglich oder nur mit einer zeitlichen Verzögerung. Zur Zeit erachten wir den Einfluss auf das Resultat als gering.


Einheitsaktie: Die derzeitige Aktienstruktur entspricht einer Zweiklassengesellschaft und ist dementsprechend nicht gerade attraktiv. Gibt es keine Bestrebungen, diesen Zustand zu ändern und damit sowohl der internationalen als auch der schweizerischen Entwicklung der letzten Jahre zu folgen?


Zurzeit bestehen keine Absichten an der Aktienstruktur Veränderungen vorzunehmen. Wie die Gründerfamilie auch anlässlich des 175-jährigen Jubiläums bereits im Geschäftsbericht 2005 kommuniziert hat, wollen sie die Bossard Firmengruppe als selbstständiges Familienunternehmen weiterführen und die Stimmenmehrheit mit der aktuellen Aktienstruktur beibehalten. Die Familie vertritt diesen Entscheid im klaren Bewusstsein, dass dies möglicherweise einzelne Investoren weiterhin von einem Engagement in die Bossard Titel abhält. Auf der anderen Seite gibt es auch Investoren, die eben gerade deshalb in unseren Titel investieren, weil sie einen engagierten Hauptaktionär schätzen.





Zur Person
David Dean ist am 5. April 1959 geboren und Schweizer Staatsbürger. Ausbildung: Eidg. dipl. Experte in Rechnungslegung und Controlling, dipl. Wirtschaftsprüfer, PMD Harvard Business School und PED IMD Lausanne. Von 1980 bis 1990 war Dean in verschiedenen Funktionen in der Wirtschaftsprüfung und -beratung bei PricewaterhouseCoopers tätig. Zwischen 1990 und 1992 war er Corporate Controller und Mitglied der Geschäftsleitung in einem weltweit tätigen Logistikkonzern. Von 1992 bis 1997 war er Corporate Controller des Bossard Konzerns. Seit 1998 nahm er die CFO Funktion wahr und wurde Anfang 2005 CEO des Konzerns. Zudem ist er Mitglied des regionalen Wirtschaftsbeirates der Schweizerischen Nationalbank.

Das Unternehmen
Die Bossard Gruppe ist eine weltweit tätige Unternehmensgruppe. Die Dachgesellschaft Bossard Holding AG hat ihren Sitz in Zug, Schweiz, und ist an der Schweizer Börse kotiert. Die rund 1700 Mitarbeiter befassen sich weltweit mit der Beschaffung und dem Vertrieb von Verbindungselementen aller Art und erbringen mit diesen Produkten verbundene Engineering- und Logistikleistungen. Darüber hinaus bietet Bossard Industriekunden komplette Warenbewirtschaftungs- und Logistiklösungen im Bereich C-Teile an. Bossard erzielte 2005 einen Umsatz von 515 Mio. CHF.
In den drei Wirtschaftsregionen Europa, Amerika und Asien Pazifik zählt Bossard zu den marktführenden Unternehmen der Branche.

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