Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde 2006 im Jahresdurchschnitt um 1,8 Prozent zulegen, teilte das DIW am Dienstag in Berlin mit. Im Januar hatten die Experten noch 1,7 Prozent erwartet.
Binnennachfrage wichtigster Konjunkturtreiber
«Das Wachstum wird dynamischer und gewinnt auch an Breite», sagte der DIW-Konjunkturleiter Prof. Alfred Steinherr. Bemerkenswert sei, dass die Binnennachfrage den Export als wichtigsten Konjunkturtreiber ablöse. Die Wirtschaft investiere mehr, selbst das Sorgenkind Bau entwickele sich gut.
Falsche Schwerpunkte in Fiskalpolitik
Für 2007 erhöhten die Forscher ihre Prognose auf 1,4 (bisher 1,2) Prozent. Ohne die im Januar kommende Mehrwertsteuererhöhung von 16 auf 19 Prozent wäre sogar ein Wachstum von mehr als zwei Prozent möglich gewesen. Der Bundesregierung werfen die Experten vor, in der Fiskalpolitik falsche Schwerpunkte zu setzen. Schwarz-Rot müsse die Staatsausgaben reduzieren, statt nur auf die Einhaltung des EU-Defizitkriteriums zu schielen. «Das DIW empfiehlt den politischen Entscheidungsträgern, die Geschwindigkeit des Defizitabbaus mittels Steuer- und Abgabenerhöhungen noch einmal zu überdenken.»
Plus von 0,7 Prozent bei Konsumausgaben
Keine Trendwende auf Arbeitsmarkt
Auf dem Arbeitsmarkt sieht der DIW keine Zeichen für eine nachhaltige Trendwende. Es wird zwar ein leichter Rückgang der Arbeitslosenquote von 11,2 Prozent im Jahr 2005 auf 10,2 Prozent in diesem Jahr erwartet. Das deutliche Minus sei jedoch teilweise auf die Ausweitung der Ein-Euro-Jobs zurückzuführen. 2007 gerate die positive Entwicklung schon wieder ins Stocken. Dann werde eine Arbeitslosenquote von 10,1 Prozent erwartet.
Export: Halb so starkes Wachstum
Die deutsche Exportwirtschaft wird sich laut DIW im nächsten Jahr auf ein nur noch halb so starkes Wachstum einstellen müssen. Dies liege an der etwas schwächeren Weltwirtschaft und der erwarteten Euro-Aufwertung. Für das Rekordjahr 2006 wird ein Plus von 10,3 Prozent angenommen.
Globales Ungleichgewicht grösstes Risiko
Grösstes Risiko für die Weltwirtschaft – noch vor den Ölpreisen und Zinsen – sei das globale Ungleichgewicht zwischen den Wirtschaftsregionen. Bedrohlich sei das Leistungsbilanzdefizit in den USA. «Dies kann mittelfristig zu einer deutlichen Aufwertung des Euro führen.» Das Institut warnte die Europäische Zentralbank vor Zinserhöhungen. Die Binnenkonjunktur in der Euro-Zone sei noch nicht gefestigt genug, um weitere Leitzinssteigerungen zu verkraften. (awp/mc/ar)