DE: Ifo erhöht Prognose, konjunkturelle Auftriebskräfte stark
«Treibende Kraft des Booms ist weiterhin die Auslandsnachfrage, die aufgrund der schwungvollen Weltkonjunktur erneut sehr kräftig zugelegt hat», sagte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Donnerstag in München. Für das laufende Jahr prognostiziert das Institut ein Wachstum von 2,5 Prozent, nach 0,9 Prozent im Jahr 2005. Anders als im Vorjahr sei jedoch auch die Binnenkonjunktur in Schwung gekommen. Im Sommer hatte das Institut noch 1,8 Prozent für 2006 prognostiziert.
Mehrwertsteuererhöhung wird nicht belasten
Auch die Mehrwertsteuererhöhung wird nach Einschätzung des Instituts das Wachstum im kommenden Jahr nicht nachhaltig belasten. Das Institut erwartet jetzt für das Jahr 2007 ein Wirtschaftswachstum von 1,9 Prozent. Im Sommer war das Institut noch von 1,7 Prozent ausgegangen. Vor einigen Tagen hatte auch das Institut für Weltwirtschaft (IfW) seine Prognose für 2007 von 1,0 Prozent auf 2,1 Prozent kräftig angehoben. Auch das RWI erhöhte am Donnerstag seine Prognose von 1,7 auf 1,9 Prozent. Das ifo Institut erwartet im Jahr 2008 eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstum auf 2,3 Prozent.
Endogene Auftriebskräfte stark genug
«Im kommenden Jahr wird die Konjunktur durch die massive Erhöhung von Steuern und Abgaben zunächst erheblich gedämpft, gleichwohl wird sich dann aber der Aufschwung fortsetzen», sagte Sinn. Die endogenen Auftriebskräfte dürften 2007 kräftig genug sein, dass der Aufschwung nicht zum Erliegen komme. Diese würden von einer weiterhin hohen Exportdynamik begleitet werden.
Erstmals wieder Obergrenze des Maastrichtvertrags eingehalten
Das Finanzierungsdefizit des Staates werde sich 2006 auf 1,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) belaufen. Damit hält Deutschland erstmals seit 2001 wieder die Obergrenze des Maastrichtvertrags ein. Im Jahr 2007 werde das Defizit dann auf 1,3 Prozent sinken, um im Jahr 2008 auf 1,1 Prozent zu fallen. Die Inflationsrate werde im Jahr 2007 mit 2,3 Prozent merklich höher sein als in diesem Jahr (+1,7). Im Jahr 2008 sollten die Preise dann um 1,5 Prozent steigen.
EZB legt Pause ein
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird im kommenden Jahr nach Einschätzung des ifo-Instituts zunächst eine Zinspause einlegen und den Leitzins bei 3,50 Prozent belassen. «Dieser eingeschlagene geldpolitische Kurs ist als neutral zu bewerten», sagte Sinn. Eine weitere Aufwertung des Euro könne den Druck auf die Preise verringern. Das ifo Institut erwartet, dass die Inflationsrate (bereinigt um die Auswirkung der Mehrwertsteuererhöhung) in den nächsten zwei Jahren unter der von der EZB festgelegten Obergrenze liegen wird. Die E ZB strebt eine Inflationsrate von unter, aber nahe bei zwei Prozent an. Sinn lobte zudem die EZB: «Die EZB macht eine sehr gute Geldpolitik. Keiner hätte vor der Einführung des Euro geglaubt, dass dies alles so günstig laufen wird.» Der Kampf gegen die Inflation sei «sehr erfolgreich».
Merklicher Rückgang der Arbeitslosigkeit
Der Aufschwung wird lauf ifo Institut zu einem merklichen Rückgang der Arbeitslosigkeit führen. Nach einem Rückgang von 360.000 im laufenden Jahr dürfte sich im kommenden Jahr die Arbeitslosenzahl im Jahresdurchschnitt um 380.000 vermindern um dann im Jahr 2008 um 150.000 zu fallen. Die Arbeitslosenquote dürfte daher laut ifo Institut von 10,3 Prozent im laufenden Jahr auf 9,5 Prozent in 2007 und auf 9,1 Prozent in 2008 sinken. Eine beschäftigungsneutrale Lohnerhöhung liegt laut Sinn bei 2,2 Prozent. Um die Arbeitslosigkeit stärker zu vermindern, sei aber ein noch niedrigerer Lohnabschluss sinnvoll. Ob der Rückgang der Arbeitslosigkeit auch struktureller Natur sei, kann laut Sinn erst am Ende des Jahrzehnts beurteilt werden. (awp/mc/ar)