Befragt wurden 388 Führungskräfte und Manager weltweit, wie Deloitte am Mittwoch mitteilte. Demnach betrachten 46 Prozent von ihnen die Einhaltung von Sanktions-Compliance als ein immer wichtigeres Anliegen. 63 Prozent geben an, mehr Zeit, Geld und Personalressourcen dafür zu verwenden als je zuvor. Der Grund ist das zunehmend harte Vorgehen von Aufsichtsbehörden rund um den Globus. Trotzdem haben lediglich 50 Prozent der befragten Unternehmen ihr eigenes Sanktions-reglement bereits implementiert. Die andere Hälfte riskiert hohe Bussen durch nationale oder ausländische Behörden wie das Beispiel des U.S. Department of Justice zeigt, welches bereits mehrere europäische Banken in Verfahren verwickelte und zum Teil mit hohen Beträgen büsste.
Gestiegene Anforderungen
Die grössten Herausforderungen, vor denen Unternehmen bei der Einhaltung von sanktionsbewehrten Regeln stehen, sind nach Meinung der Befragten die komplexe Überwachung von Finanztransaktionen (56 Prozent) sowie die steigenden Anforderungen der Aufsichtsbehörden (41 Prozent).
Sanktionen als wirksames Mitrtel
«Die massiven Strafen, welche US-Strafverfolgungsbehörden in letzter Zeit für die Verletzung von sanktionsbewehrten Bestimmungen verhängt haben, hat viele unserer Kunden überrascht. Sie unternehmen jetzt grosse Anstrengungen, um in ihren Unternehmen die grenzübergreifende Überwachung dieser Regeln einzuleiten. Aber dies ist nicht nur ein US-Phänomen – auch die UNO und eine Anzahl europäischer Staaten haben deutlich gemacht, dass Sanktionen äusserst wirksam sein können, wenn es um die Erreichung aussenpolitischer Ziele geht. Jede Finanzinstitution, welche heutzutage sanktionsbewehrte Bestimmungen ignoriert, muss mit massiven Strafen oder sogar einem Prozess rechnen», erklärt Chris Phillips, Lead Partner Forensic & Dispute Services bei Deloitte.
Schweizer Unternehmen nicht ausgenommen
Das gilt auch für Unternehmen in der Schweiz: «Sie sollten prüfen, ob sie über angemessene Richtlinien und Abläufe in ihrer Compliance-Struktur verfügen, welche die Einhaltung von in- und ausländischen sanktionsbewehrten Bestimmungen gewährleisten. Es ist wichtig, die Risiken zu ermitteln und mit geeigneten Massnahmen gegenzusteuern. Verstösse resultieren nicht nur in einem Imageverlust, sondern ziehen auch hohe Kosten nach sich. Nachforschungen können mehrere Jahre zurückreichen und für lange Zeit enorme Ressourcen verschlingen», so Ivo Hoppler, Partner Forensic & Dispute Services bei Deloitte in Zürich. Er spricht aus Erfahrung. Zusammen mit seinem Team hat er in jüngster Zeit mit in der Schweiz ansässigen grossen Finanzdienstleistern auf diesem Gebiet zusammengearbeitet.
Die Studie identifiziert auch die gängigsten Massnahmen beim Umgang mit Bestimmungen der Sanktions-Compliance:
Durchführung von Risikobewertungen: Unternehmen verwenden im Rahmen der Sanktions-Compliance zunehmend risikobasierte Ansätze, vor allem seit das U.S. Office of Foreign Asset Control («OFAC») und die dritte EU Geldwäscherei-Richtlinie verlangen, dass sich das Risiko-Profil einer Bank auch in dessen Compliance-Programm widerspiegelt. Von den 44 Prozent der Befragten, die bereits über ein Programm zur Einhaltung von sanktionsbewehrten Regeln verfügen, haben 70 Prozent entweder innerhalb der vergangenen zwei Jahre eine formelle, auf Sanktions-Compliance bezogene Risikoanalyse abgeschlossen oder waren im Begriff, eine solche abzuschliessen.
IT-Massnahmen: Wenn es um die Einhaltung ihrer Compliance-Verpflichtungen geht, sind Finanzdienstleister beim Einsatz von IT-Lösungen führend. Ein Grossteil greift in einer ersten Ermittlungsphase darauf zurück. Die so generierten Meldungen müssen allerdings noch manuell aufgearbeitet werden. Lediglich 19 Prozent der Befragten arbeiten in Unternehmen, die diesen Prozess bereits vollständig automatisiert haben; mehr als doppelt so viel (52 Prozent) gehen davon aus, dass dies innerhalb der nächsten drei Jahre auch bei ihnen der Fall sein wird. Da die Automatisierung zunehmen dürfte, wird erwartet, dass die Anzahl Unternehmen mit weitgehend manuellen Prozessen von 37 Prozent im Laufe der nächsten drei Jahre auf unter die Hälfte (17 Prozent) sinken wird.
Globaler Ansatz: Teilbereiche der Sanktions-Compliance ? von der Strategie bis zur Überwachung der nötigen Listen – können auf globaler, regionaler oder lokaler Ebene geführt werden. 55 Prozent der befragten Unternehmen verwenden eine globale Sanction-Compliance-Policy, wovon 40 Prozent diese Policy dann bezüglich der damit verbundenen Verfahren, Weiterentwicklungen und Überwachung auch global weiterführen. Über ein Drittel (39 Prozent) der Manager von Finanzunternehmen gaben weiter an, dass der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung ihres Unternehmens über Sanktions-Compliance in allen geografischen Regionen informieren und diese Aktivitäten gleichzeitig global koordinieren.
Die Studie zeigt weiter, dass die diesbezüglichen Compliance-Vorschriften für den Finanzsektor nicht in allen Aspekten eingehalten werden: Beispielsweise kontrolliert eine grosse Anzahl Unternehmen internationale Zahlungen nicht. Auch werden zu wenig Mittel und Ressourcen für die Schulung der Mitarbeitenden in diesem Bereich bereitgestellt. In der Folge haben nur etwas mehr als die Hälfte der an der Studie beteiligten Unternehmen die Compliance-Kultur geschaffen, die zur Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen, bzw. für die Milderung der grössten Risiken, nötig ist.
Breit angelegte Umfrage
Deloitte hat die Economist Intelligence Unit beauftragt, Führungskräfte und Manager weltweit zur Sanktions-Compliance im Zusammenhang mit der Geldwäscherei-Bekämpfung zu befragen. Die Studie wurde zwischen dem 20. August 2008 und dem 3. Oktober 2008 online durchgeführt. Unter den Führungskräften, die sich an der Studie beteiligten, waren 40 Prozent Verwaltungsräte, CEOs oder andere Geschäftsleitungsmitglieder. 50 Prozent der Unternehmen, für welche die Befragten arbeiten, erzielen einen Jahresumsatz von über 5 Milliarden USD. Die Befragten stammten aus den Regionen Asien-Pazifik (32 Prozent), Nordamerika (24 Prozent), Westeuropa (28 Prozent), Nahost und Afrika (7 Prozent), Lateinamerika (5 Prozent) und Osteuropa (4 Prozent). (deloitte/mc/ps)