Der grosse Unterschied: Frauen in Spitzenpositionen kritischer

Wie die Studie «2010 Board of Directors Survey» des Top Executive Search-Unternehmens Heidrick & Struggles, der Organisation WomenCoporateDirectors (WCD), einem weltweiten Netzwerk von Frauen in Aufsichtsräten, und Dr. Boris Groysberg von der Harvard Business School zeigt, ist eine Mehrheit der Frauen in Kontrollgremien eher als ihre männlichen Kollegen bereit, neue Erwartungen an eine gute Governance zu erfüllen und signifikante Veränderungen für die Unternehmen zu unterstützen.Befragt wurden insgesamt 294 weibliche und 104 männliche Verwaltungsratsmitglieder börsenkotierter und privater nordamerikanischer Unternehmen. 


«Goldene Röcke» kritischer
Die Studie kommt zum Ergebnis, dass deutlich mehr Frauen (40 Prozent versus ein Prozent der Männer) davon ausgehen, dass verbesserte Risikomanagementsysteme, schärfere regulatorische Anforderungen bei der Festlegung von Vergütungssystemen (45 Prozent vs. 22 Prozent), eine grössere Vielfalt in Kontrollgremiengremien bezüglich Geschlecht und Nationalität (65 Prozent vs. 35 Prozent) und die Stärkung der Aktionärsrechte (38 Prozent vs. 17 Prozent) geeignete Massnahmen sind, um das Vertrauen in die Kontrollorgane wieder herzustellen.


«Betriebswirtschaftliche Notwendigkeit»
Ebenfalls kritischer sind Frauen in der Beurteilung der Leistungsfähigkeit der eigenen Aufsichtsgremien. Nur 59 Prozent der Frauen (gegenüber 67 Prozent der Männer) beurteilen den Prozess der Leistungsbeurteilung der Kontrollorgane im eigenen Unternehmen als gut oder sehr gut. 71 Prozent (Männer: 81 Prozent) bewerten die Sicherstellung einer angemessenen Entschädigungspraxis als gut bzw. sehr gut. «Zahlreiche Konzerne sind derzeit bestrebt, ihre Spitze mit einem höheren Anteil an weiblichen Führungskräften zu besetzen,» sagt Wolfgang Schmidt-Soelch, Managing Partner des Top Executive Search-Unternehmens Heidrick & Struggles in der Schweiz. «Frauen zu besseren Karrierechancen zu verhelfen ist nicht allein eine gesellschaftliche, sondern auch eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit.»


Frauen für mehr Vielfalt
Einigkeit gibt es bei Männern und Frauen hinsichtlich der Beurteilung der Nachfolgeplanung oder dem Vorantreiben von Vielfalt. 59 Prozent der Frauen und 61 Prozent der Männer beurteilen die Nachfolgeplanung im eigenen Verwaltungsrat als gut oder sehr gut, jedoch bewertet nur gerade die Hälfte (51 Prozent der Frauen und 53 Prozent der Männer) die Initiativen zu Gunsten einer grösseren Vielfalt auf oberster Leitungsebene wie im Unternehmen als gut bzw. sehr gut. Hingegen sind 51 Prozent der weiblichen Verwaltungsräte der Auffassung, dass drei oder mehr Frauen im Verwaltungsrat das Board leistungsfähiger machen würden. Diese Auffassung teilen nur gerade 12 Prozent der Männer. Eine deutliche Mehrheit der Frauen (62 Prozent versus 43 Prozent der Männer) unterstützt denn auch die neue Richtlinie der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC, wonach in börsenkotierten Unternehmen eine grössere Vielfalt in der Zusammensetzung der Kontrollorgane angestrebt wird.


Quoten bleiben kontrovers
Quoten indessen bleiben ein kontroverses Thema. Während sich Norwegen und Spanien bereits zu einer 40-Prozent-Frauenquote in Verwaltungsräten börsenkotierter Unternehmen verpflichten, gibt es in zahlreichen anderen europäischen Ländern verschiedene Vorstösse für einen deutlich höheren Anteil an Frauen in Aufsichtsräten. Beispiele sind Frankreich, Island, die Niederlande und Belgien. Die börsenkotierten Unternehmen in Deutschland haben sich in der neuen Leitlinie für gute Unternehmensführung (Corporate Governance Kodex) ebenfalls auf einen höheren Frauenanteil in Aufsichtsräten verpflichtet, ohne jedoch neue gesetzliche Vorschriften zu forcieren. In der Studie kommt ebenfalls zum Ausdruck, dass sich nur 25 Prozent der 294 befragten Verwaltungsrätinnen und nur ein Prozent der befragten 104 Männer für Quoten aussprechen. Eine Mehrheit beider Geschlechter (Frauen 59 Prozent, Männer 93 Prozent) wünscht auch in Zukunft keine Institutionalisierung fester Quoten.


Schweizer WCD-Organisation vor Gründung
Women Corporate Directors WCD, eine schnell wachsende internationale Organisation von Frauen in Aufsichtsräten, zählt über 700 Mitglieder, die 850 Verwaltungsrats-Mandate in 27 Länderorganisationen vertreten. In der Schweiz wird die WCD-Organisation 2011 gegründet. Heidrick & Struggles unterstützt das Netzwerk exklusiv. «Die Besetzung von Top-Positionen mit Frauen folgt deutlichen Kundensignalen,» sagt Wolfgang Schmidt-Soelch, Managing Partner von Heidrick & Struggles in der Schweiz. «Immer mehr Unternehmen wünschen eine angemessene Vertretung von Frauen in ihren Aufsichtsräten.» (heidrick & struggler/mc/ps)

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