«Die Finanzkrise und deren Auswirkungen auf die Realwirtschaft werden im kommenden Jahr auch am ICT-Markt ihre Spuren hinterlassen. Die ICT-Budgets 2009 stehen unter hohem Druck und die geplanten Ausgaben werden zweimal hinterfragt», erklärte Philipp A. Ziegler, Geschäftsführer der MSM Research. «Hauptverantwortlich für den Rückgang des prozentualen Wachstums der ICT-Ausgaben werden Unternehmen aus dem Finanzsektor sein, gefolgt von stark exportorientierten Industrieunternehmen und deren Zulieferern. Vieles wird erst in den kommenden Monaten festgemacht, vor allem bei den kleineren Firmen. Während mittlere und grössere Unternehmen ICT-Projekte längerfristig planen und in der Regel ICT-Vorhaben nicht von heute auf morgen streichen, reagieren die kleinen Unternehmen schnell auf Veränderungen der wirtschaftlichen Entwicklung. Ihr Ausgabenverhalten auf einer zurzeit volatilen wirtschaftlichen Basis kann kurzfristige Ausschläge im ICT-Markt bewirken. Und immerhin machen die kleineren Unternehmen (bis 100 Mitarbeiter) einen Drittel des ICT-Marktes aus.»
Wachstum auf 16,33 Mrd. Franken
Insgesamt wird der ICT-Markt 2009 um 209 Millionen Fr. auf 16.33 Milliarden Fr. anwachsen. Aber nicht alle Bereiche des Marktes werden gleichermassen zulegen, die Wachstumsraten werden aus heutiger Sicht sehr unterschiedlich ausfallen. Für Software werden die Ausgaben um 2.4% ansteigen, angeführt von höheren Ausgaben für Lösungen in den Segmenten Business Intelligence (BI), Enterprise Content Management (ECM), Workflow und Security. Im Hardwarebereich kann für 2009 kein positives Wachstum mehr ausgemacht werden, MSM Research rechnet mit einem Rückgang der Ausgaben um minus 1.1%. Notebooks und Storageprodukte werden noch im positiven Wachstumsbereich zu finden sein, angetrieben von der weiter steigenden Mobilität, der wachsenden Datenflut und daraus resultierender Nachfrage nach Speicher-, Backup- und Archivierungsinfrastruktur. Desktops und Server werden 2009 rückläufige wertmässige Entwicklungen aufweisen.
«Austauschbare» Produkte verstärktem Wettbewerb ausgesetzt
Stagnierende Segmente haben auch noch mit einer weiteren negativen Entwicklung zu kämpfen: die Erfahrung der vergangenen Jahre hat wiederholt aufgezeigt, dass in stagnierenden oder rückläufigen Märkten «austauschbare» Produkte wie z.B. Clients einem verstärkten Wettbewerb und einer damit verbundenen höheren Preiserosion unterliegen, welche auf das wertmässige Wachstum eine zusätzlich bremsende Wirkung haben.
Verschnaufpause im Dienstleistungsgeschäft
Aber auch im Dienstleistungsgeschäft wird der Markt 2009 eine «Verschnaufpause» einlegen. Insgesamt werden 2009 im Vergleich zu 2008 (+4.4%) nur noch 1.9% mehr Ausgaben für ICT-Services getätigt. Unter Druck wird vor allem das Projektgeschäft, d.h. Ausgaben für paketisierte Integrationsleistungen, Beratung und Schulung geraten, während Implementierungsleistungen für neue Lösungen, Managed Services in den Bereich Workplace und Security weiter zulegen können.
Kein Vergleich mit den Jahren 2002/03
Insgesamt betrachtet rechnet MSM Research zurzeit aber noch nicht mit einem ähnlich drastischen Einbruch der ICT-Ausgaben wie etwa in den Jahren 2002 und 2003. Dazu Philipp A. Ziegler: «Die ICT ist heute so eng in die Unternehmen und deren Geschäftsprozesse eingebettet, dass weitere Ausgaben in den Unterhalt und den gezielten Ausbau der Infrastruktur und Lösungen unerlässlich sind. In Zeiten wirtschaftlich düsteren Aussichten werden diese Ausgaben allerdings noch vermehrt auf ihren direkten Nutzen und Wertbeitrag für das Unternehmen ausgerichtet. Entscheidend letztlich wird sein, wie schnell die global angesetzten Konjunkturpakete greifen und wie rasch die Unternehmen wieder Vertrauen in die künftige Entwicklung setzen». (MSM Research AG/mc/pg)