Detailhandel überraschend mit mehr Umsatz im Juni
«Die Daten sind besser als von uns erwartet», so Thomas Stocker, Ökonom bei der Konjunkturforschung Basel (BAK) der Nachrichtenagentur SDA auf Anfrage. Aufgrund der anhaltend tiefen Indikatoren für die Konsumentenstimmung und der dämpfenden Wirkung der schlechten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt, habe man eher mit einer Stagnation gerechnet. Für die Warengruppen Nahrungsmittel, Getränke, Tabak und Raucherwaren traf diese Erwartung zu: Die Verkäufer mussten sich mit einem Nullwachstum zufrieden geben. Bei Bekleidung und Schuhen gab es gar einen Umsatzrückgang von real 0,9%.
Unterhaltungs- und Büroelektronik mit sattem Plus
Der Verkauf von Produkten für Gesundheit, Körperpflege und Schönheit verzeichnete hingegen ein Umsatzplus von 5,4%, gefolgt von Küche und Haushalt (+6,8%). Noch besser erging es den Verkäufern von Unterhaltungs- und Büroelektronik: Ihr Umsatz stieg um 8,1%. Stocker führt diesen Boom unter anderem auf den Verkauf von Handys und Computern zurück. Die Branche der pharmazeutischen, medizinischen und kosmetischen Artikel erzielte mit einem nominalen Anstieg von 3,6% das grösste Umsatzwachstum. Am schlechtesten erging es den Händlern von Antiquitäten und Gebrauchtwaren. Sie mussten einen Umsatzrückgang von 6,8% hinnehmen.
Starke Umsatzeinbussen bei Bekleidung und Schuhen
Im Halbjahresvergleich stiegen die nominalen Umsätze pro Verkaufstag um 0,9%. Inflationsbereinigt lag der Anstieg bei 0,5%. Einzig die Verkäufer von Bekleidung und Schuhe musste eine starke Umsatzeinbusse hinnehmen: Die Umsätze gingen real um 4,4% zurück. Trotz des Anstiegs im Juni habe der Detailhandel die Wirtschaftskrise noch nicht ausgestanden, sagte Stocker. Für das Jahresende sei mit einem Umsatzrückgang zu rechnen, für das ganze Jahr 2009 mit einem Nullwachstum.
Schwieriges 2010 erwartet
Noch schwieriger werde es 2010, sagte Stocker. Dies aus zwei Gründen: Einerseits sei mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit zu rechnen und andererseits würden die Löhne nicht ansteigen. Es sei daher anzunehmen, dass die Konsumenten weniger ausgeben würden und daher der Umsatz der Detailhändler abnehmen werde. Auch Eva Köberl, Ökonomin bei der Konjunkturforschungsstelle an der ETH Zürich, rechnet mit einem schleppenden Fortgang, bis die Konjunktur wieder besser werde. «Mit einem extremen Einbruch im Detailhandel rechne ich aber nicht». (awp/mc/ps/11)