In der kommenden Woche will die Initiative Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) ihren ersten Zwischenbericht vorlegen. «Für die Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland ist eine weltweit wettbewerbsfähige Batterie- und Zellproduktion entscheidend», sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann, dem «Handelsblatt». Um den Rückstand aufzuholen, sei eine intelligente Förderkulisse von Forschung, Entwicklung und Industrialisierung – auch von Pilotfertigungsanlagen – genauso wichtig wie die Stärkung der universitären Landschaft in der Elektrochemie. Um international führend zu werden, werde in Deutschland «in jedem Fall mehr als eine Batteriefabrik» benötigt.
Leitmarkt für Elektromobilität
Die Plattform Elektromobilität, ein Forum von Regierung, Autoindustrie, Zulieferern, Stromversorgern und Wissenschaftlern, hat sich zum Ziel gesetzt, Deutschland weltweit zum «Leitmarkt für Elektromobilität» zu machen. Bis zum Jahr 2020 sollen mindestens eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Strassen fahren. Knackpunkt ist bei Elektroautos bislang vor allem die Batterie, die oftmals schon nach hundert Kilometern stundenlang aufgeladen werden muss. Ein neues Batterie-Testzentrum in Ulm soll das Problem zentral ab 2011 in den Griff bekommen.
«Man sollte den zweiten nicht vor dem ersten Schritt machen»
Die Bundesregierung unterstützt bislang die Forschung und auch Einzelprojekte zur Elektromobilität, lehnt aber eine direkte Subventionierung von Elektroautos, etwa durch Kaufanreize, ab. «Es ist nicht Sache des Staates, das Konsumverhalten der Bürgerinnen und Bürger mit Kaufprämien zu lenken. Das verzerrt den freien Wettbewerb», sagte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) der Zeitung. Auch Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) lehnt dies ab: «Man sollte den zweiten nicht vor dem ersten Schritt machen», sagte sein Sprecher dem Blatt. Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba (CDU) verteidigte die Förderung gegen Kritik aus der Industrie. «Von Giesskanne kann keine Rede sein. Wir haben unsere acht Modellregionen mit sehr viel Bedacht aus 130 Bewerbungen ausgewählt», sagte Bomba den «VDI Nachrichten».
Chance, den Vorsprung Chinas bald aufzuholen
Der Staatssekretär rechnet damit, dass sich die deutschen Unternehmen aufgrund höherer Qualität gegen die chinesische Konkurrenz durchsetzen werden. «Wir brauchen uns vor China und den anderen autobauenden Nationen nicht zu verstecken, auch wenn wir sie ernst nehmen müssen.» Bei der Batterietechnik sieht Bomba die Chance, den Vorsprung Chinas bald aufzuholen. «Wo wir bei Lithium-Ionen- Batterien nicht ganz vorne dran sind, sollten wir dies zumindest bei der nächsten und übernächsten Generation von Energiespeichern schaffen.»
Neuinterpretation bestehender Modelle
BMW-Chef Reithofer setzt auf eine Neuinterpretation bestehender Modelle, etwa des Dienstwagen-Privilegs. «Anstatt jetzt neue Massnahmen zu erfinden, kann es intelligenter sein, heute schon vorhandene Steuern intelligent zu modifizieren – etwa wenn es um den Betrieb von Elektrofahrzeugen in Fuhrparks von Unternehmen geht», sagte er der «Süddeutschen Zeitung» (Donnerstag). Die deutschen Autobauer müssten sich beeilen, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. «Die Elektromobilität kommt. Für Autohersteller, die da zögern wird es verdammt eng werden», sagte er dem Blatt. (awp/mc/gh/31)