Eine Gewinnprognose für das Gesamtjahr wagte Ackermann trotz vehementer Forderungen von Aktionärsschützern weiterhin nicht, obwohl er das Ende der Finanzmarktkrise für greifbar hält. «Ich kann Ihnen nicht sagen, ob im Juni ein weiterer externer Schock geschieht, der wiederum das ganz Preisgefüge nach unten zieht.» Die Aktien der Deutschen Bank lagen zuletzt mit 72,61 Euro nahezu auf Vortagesniveau. Den Äusserungen von Ackermann wurden am Markt nur geringe Beachtung gezollt. Händler bewerteten die Aussagen insgesamt als «nicht wirklich neu» und daher auch als kaum kursbewegend.
Postbank interessant
Bei der Neuordnung der Branche in Deutschland gelten Postbank und Citibank als Übernahmekandidaten. Spekuliert wird auch, dass sich der Versicherungskonzern Allianz von seinem Sorgenkind Dresdner Bank trennt. «Bis jetzt ist die Postbank nicht im Markt, es gibt keinen offiziellen Verkaufsprozess, zu dem wir eingeladen wurden», sagte Ackermann. «Wenn wir eingeladen werden, werden wir selbstverständlich die Unterlagen einfordern und prüfen.» Das gelte auch für die Dresdner Bank, er wisse allerdings nicht, ob das Institut überhaupt zum Verkauf stehe.
Schaffung dauerhafter Werte
«Bei der Citibank gab es die Möglichkeit sich einmal dazu zu äussern, ob wir da was tun, das werden wir mal sehen.» Zuletzt hatte es Meldungen gegeben, der DAX-Konzern führe schon Gespräche zum Kauf des Deutschland-Geschäfts der US-Citigroup . Ackermann betonte, eine Übernahme müsse dauerhaft Wert schaffen: «Wir schätzen unternehmerischen Mut, für Abenteuer aber sind wir nicht zu haben.»
Mit einem weiteren Aktienrückkaufprogramm und der Möglichkeit einer Kapitalerhöhung wollte sich das Management von den Aktionären vorsorglich «die erforderliche Flexibilität» für künftige Geschäfte genehmigen lassen. Unter dem Strich dürfte die Bank nach Angaben eines Sprechers damit ihr Grundkapital um bis zu knapp ein Fünftel erhöhen. Der aktuelle Marktwert der Deutschen Bank liegt bei knapp 39 Milliarden Euro.
Grosse Chancen im Investmentbanking
Neben einer Stärkung des Privatkundengeschäfts hält der Konzern unvermindert an dem in der Finanzkrise gebeutelten Investmentbanking fest, was einzelne Aktionäre kritisierten. «Wir sehen weiterhin grosse Chancen für unser Investmentbanking», sagte Ackermann. «Ich bin zuversichtlich, dass sich das Investmentbanking weiter stabilisieren wird.» Zugleich verteidigte er das Engagement in den USA: «Es wäre ganz und gar unklug, wenn die Deutsche Bank in den USA abseits stünde.» Auf Fragen von Aktionären betonte Ackermann: «Wir tun alles dafür, dass es noch eine deutsche Bank gibt, die global erfolgreich ist und aus Deutschland heraus geführt wird.»
Ende der Finanzkrise absehbar
Ein Ende der seit Sommer 2007 anhaltenden Finanzkrise ist nach Einschätzung von Ackermann absehbar. Allerdings erwartet er, dass «die Herausforderungen vorerst weiter dominieren». 2008 werde «insgesamt kein leichtes Jahr»: «Die kurzfristigen Aussichten sind nach wie vor unsicher. Die Kredit- und Liquiditätslage an den internationalen Finanzmärkten bleibt angespannt», sagte Ackermann.
Blick nach vorne «voller Zuversicht»
Die Deutsche Bank war nach einem Rekordjahr 2007 im ersten Quartal 2008 infolge der Turbulenzen erstmals seit fünf Jahren in die Verlustzone gerutscht. Stück für Stück rückte die Bank im Jahresverlauf von ihrer einstigen Prognose eines bereinigten Vorsteuergewinns von 8,4 Milliarden Euro für 2008 ab. Gleichwohl blicke der deutsche Branchenprimus «voller Zuversicht nach vorne», sagte Ackermann. «Wir setzen alles daran, die kleine Delle zu Beginn dieses Jahres wieder glatt zu bügeln.» Der Konzern musste bisher infolge der Krise rund fünf Milliarden Euro Belastungen verkraften. (awp/mc/pg)