Deutsche Bank bleibt trotz erneutem Milliardengewinn vorsichtig
Zuletzt hätten sich die Märkte weiter stabilisiert. Für eine Entwarnung ist es laut Ackermann dennoch zu früh: Das Umfeld sei unsicher.
Privatkundengeschäft in den roten Zahlen
Zudem verlief das als Stabilitätsanker gepriesene Privatkundengeschäft schwach und rutschte sogar in die roten Zahlen. Unter dem Strich verdiente der heimische Branchenprimus von April bis Ende Juni knapp 1,1 Milliarden Euro, wie die grösste deutsche Bank mitteilte. Erst im Vorquartal war das Institut nach einem gigantischen Verlust im letzten Viertel des Jahres 2008 mit fast 1,2 Milliarden Euro in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Am Aktienmarkt überwog vor Handelsbeginn die Skepsis über die Nachhaltigkeit der Ergebnisse. Das Deutsche-Bank-Papier gab vorbörslich nach.
Höhere Risiken im Eigenhandel
«Wir haben die günstigen Bedingungen an den Finanzmärkten genutzt», sagte Ackermann. Um ihren Milliardengewinn zu erreichen, musste die Bank allerdings auch höhere Risiken im Eigenhandel eingehen. Probleme bereitet dagegen der Konjunktureinbruch. Die Vorsorge für faule Kredite verdoppelte sich in nur drei Monaten auf eine Milliarden Euro. «Wir erwarten auch weiterhin Belastungen im Kreditumfeld», warnte Ackermann. Immer mehr Schuldner können wegen steigender Arbeitslosigkeit und Unternehmensinsolvenzen ihre Raten nicht mehr zahlen.
Glänzendes Ergebnis mit Anleihen und Währungen
Im zweiten Quartal profitierte die Bank vor allem von einem glänzenden Ergebnis in ihrer Paradedisziplin – dem Geschäft mit Anleihen und Währungen. Dieses verhalf dem Investmentbanking insgesamt zu einem Vorsteuergewinn von rund einer Milliarde Euro, nachdem es im Vorjahresquartal noch im Minus war. Die Deutsche Bank gehört in diesem Bereich zu den weltweit führenden Anbietern und profitierte zuletzt neben einer starken eigenen Aufstellung auch vom Verschwinden zahlreicher Konkurrenten: Die US-Investmentbank Lehman Brothers ging Pleite, andere Institute flüchteten sich in Fusionen oder mussten staatlich gestützt werden.
Ackermann verteidigt Aufstellung als Universalbank
Einen Dämpfer gab es dagegen im Geschäft mit Privatkunden. Hier rutschte die Bank wegen Problemen in der Vermögensverwaltung und der Verlagerung von Stellen vor Steuern in die roten Zahlen, nachdem sie hier vor einem Jahr noch 570 Millionen Euro verdient hatte. Der Konzernchef verteidigte allerdings die Aufstellung als Universalbank mit Investmentbanking und Privatkundengeschäft: «Längerfristig betrachtet sind wir mit unserer strategischen Ausrichtung, unserem bewährten Geschäftsmodell, unserer führenden Position in wichtigen Geschäftsbereichen und unserer Finanzkraft gut gerüstet.»
Renditeziel von 25 Prozent deutlich verfehlt
Die Kernkapitalquote stieg von Ende März zu Ende Juni von 10,2 auf 11,0 Prozent. Anders als im ersten Quartal verfehlte die Deutsche Bank aber ihr viel gescholtenes Renditeziel von 25 Prozent. Der Wert sank auch wegen einiger Sonderbelastungen auf 16 Prozent. So mussten die Frankfurter dem US-Chemiekonzern Huntsman 316 Millionen Euro überweisen, weil das Institut eine Finanzierungszusage zurückgezogen hatte und dadurch eine milliardenschwere Übernahme platzte. Durch Verkäufe von Beteiligungen und Geschäfte rund um den Einstieg bei der Postbank konnten die Belastungen allerdings abgemildert werden.
Anders als viele Konkurrenten war die Deutsche Bank gut durch die Finanzkrise gekommen und hatte entsprechend auch auf gross angelegte Stellenstreichungen verzichtet. Das Institut beschäftige Ende Juni weltweit knapp 79.000 Mitarbeiter und damit etwas weniger als noch Ende März. In Deutschland blieb die Zahl der Mitarbeiter mit rund 28.000 stabil./das/zb (awp/mc/pg/03)