Deutsche-Bank-Chef Ackermann verdient 11,9 Millionen Euro

Das geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht der Deutschen Bank hervor. Zuvor hatte der 58 Jahre alte Schweizer Manager noch 10,1 Millionen Euro an Grundgehalt, leistungsabhängigem Bonus sowie Aktienrechten erhalten. Zum Vergleich : Postbank-Vorstandschef Wulf von Schimmelmann verdiente 2005 «nur» 1,7 Millionen Euro, der Chef des amerikanischen Finanzkonzerns Citigroup, Charles Prince, kam auf 23 Millionen Dollar (19,0 Mio Euro).

Group Executive Committee Mitglieder verdienen wahrscheinlich mehr als Ackermann
Erfahrungsgemäss verdienen einige Manager aus dem mächtigen zehnköpfigen Group Executive Committee unterhalb des Deutsche-Bank-Vorstands und im Investmentbanking deutlich mehr als ihr Chef, müssen aber ihre Gehälter nicht individuell offen legen. Im Zuge eines Gerichtsverfahrens war vor kurzem herausgekommen, dass die Mitglieder des Group Executive Committees im Jahr 2003 für ihre Arbeit im Schnitt je 12,9 Millionen Euro bezogen hatten.

Summen seien «nicht mehr nachvollziehbar»
Im vergangenen Jahr hatte Ackermann selbst betont, er sei beim Gehalt nur die «Nummer 14» in der Bank gewesen. Aktionärsschützer waren über die Ackermann-Bezüge geteilter Meinung. Willi Bender, Vorstand der Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger (SdK), sagte der «Augsburger Allgemeinen» (Freitag), solche Summen seien «nicht mehr nachvollziehbar. Da stimmt einfach die Grössenordnung für deutsche Verhältnisse nicht.» Der Hauptgeschäftsführer der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Ulrich Hocker, zeigte Verständnis für die Gehaltssteigerung. «Das Unternehmen ist erfolgreich, deshalb ist die Summe nachvollziehbar», sagte er dem «Tagesspiegel» (Freitag). Von Gewerkschaftsseite gab es dagegen Kritik. «Wir kritisieren die Höhe der Bezüge, denn sie kann durch keine Leistung gerechtfertigt werden», sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Uwe Foullong dem «Tagesspiegel».

Rekordjahr und Stellenabbau
«Dazu kommt, dass eine Unternehmenspolitik, die darauf abzielt, Personal abzubauen, mit solchen Gehältern nicht in Einlang zu bringen ist.» Der Jahresüberschuss des grössten deutschen Finanzhauses kletterte im zurückliegenden Geschäftsjahr um 43 Prozent auf 3,529 Milliarden Euro. Nach einem Bericht des «Handelsblatts» (Donnerstag) prüft die Deutsche Bank derzeit, ob sie ebenso wie zahlreiche Konkurrenten ein Angebot für die zum Verkauf stehende Berliner Bank abgeben wird. «2005 war für die Deutsche Bank ein Rekordjahr. Die Bank ist sowohl in ihrem Heimatmarkt Deutschland als auch international gut aufgestellt», schrieb Ackerm ann in einem Brief an die Aktionäre.

Weiterhin zweistellige Steigerung angepeilt
Angepeilt sei, das Ergebnis je Aktie künftig zweistellig zu steigern. Die Eigenkapitalrendite soll auch in den kommenden Jahren bei 25 Prozent vor Steuern liegen – ein Wert, der 2005 knapp erreicht wurde. Das Ergebnis fiel um mehr als 250 Millionen Euro niedriger aus als noch Anfang Februar angekündigt, da die Deutsche Bank für mögliche Strafzahlungen Rückstellungen bilden musste. Sie könnten wegen unzulässiger Steuersparmodelle für US-Kunden im Zeitraum 1997 bis 2001 fällig werden.

Finanzielle Belastungen durch Enron und Holzmann
Finanzielle Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten drohen der Deutschen Bank laut Geschäftsbericht auch im Zusammenhang mit den Pleiten des US-Energiekonzerns Enron und des deutschen Bauunternehmens Philipp Holzmann. Die verschiedenen Prozesse, die der ehemalige Medienunternehmer Leo Kirch gegen die Deutsche Bank und ihren Aufsichtsratschef Rolf Breuer angestrengt hat, hält das Kreditinstitut jedoch anscheinend für nicht so bedrohlich, dass sie im Geschäftsbericht erwähnt werden müssten. Breuer erhielt für seine Funktion in dem Kontrollgremium 2005 insgesamt 346.000 Euro (2004: 279.000 Euro) an Vergütung.

Mehrheit der Aktionäre aus Deutschland
Inzwischen stammt die Mehrheit der Aktionäre der Deutschen Bank wieder aus dem Heimatland: Mit 52 Prozent (2004: 49 Prozent) bilden deutsche Investoren die grösste Gruppe der Anteilseigner, gefolgt von Anlegern aus der Europäischen Union (30 Prozent) und den USA (elf Prozent). Deutlich abgenommen hat der Anteil von Investoren aus Ackermanns Schweizer Heimat.

(awp/mc/hfu)

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