Deutsche Bank lässt Krise hinter sich
Konzernchef Josef Ackermann versicherte, die Bank werde sich am weltweiten Bemühen um schärfere Regeln konstruktiv beteiligen. Ihr Bonussystem stellte Deutschlands grösste Bank nach anhaltender Kritik an der Bezahlung von Bankern um. «Auf Grund unserer Finanzstärke und unserer strategischen Positionierung sind wir für die Chancen und Herausforderungen 2010 bestens gerüstet», sagte Ackermann in Frankfurt. «Das Jahr 2010 hat vielversprechend begonnen.» Die Erholung der Wirtschaft sei aber «noch fragil» und mit Risiken behaftet.
Investmentbanking soll auch 2010 Treiber bleiben
2008 hatte die grösste deutsche Bank wegen der Finanzkrise erstmals in ihrer Geschichte in einem Gesamtjahr rote Zahlen geschrieben und 3,9 Milliarden Euro Verlust gemacht. «2009 ist irgendwo ein Übergangsjahr: Aus der Krise kommend hoffentlich in normale Zeiten», sagte Ackermann. Der Vorsteuergewinn 2009 betrug 5,2 Milliarden Euro – nach einem Verlust vor Steuern von 5,7 Milliarden 2008. Trotz eines leichten Rückgangs im vierten Quartal nahm die Deutsche Bank im Investmentbanking im Gesamtjahr vor Steuern 4,3 Milliarden Euro ein. Allein durch den Handel mit Wertpapieren und Währungen wurden mehr als sieben Milliarden Euro erwirtschaftet. «Im Wesentlichen wird das Investmentbanking auch in diesem Jahr der Treiber bleiben», sagte Ackermann. Er rechnet jedoch nicht damit, dass die hohen Gewinnmargen in diesem Jahr wieder erreicht werden. 2009 trug die Sparte 67 Prozent zu den Gesamterträgen bei.
Ackermann will Sparkassen Kunden abjagen
Im Geschäft mit Privatkunden und der Vermögensverwaltung, dem Problembereich der Bank, wurde ein Vorsteuergewinn von 660 (Vorjahr: 420) Millionen Euro ausgewiesen. Ackermann will nach der Übernahme der Privatbank Sal. Oppenheim und der Beteiligung an der Postbank vor allem den Sparkassen Kunden abjagen. Bei vollständigen Übernahme der Postbank sieht Ackermann keinen Zeitdruck. «Wir haben unser Ziel erreicht, niemand kann bei der Postbank an uns vorbei.» Zu weiteren Zukäufen sagte er: «Wir wollen primär organisch wachsen, werden uns aber auch weiter strategisch interessante Akquisitionen anschauen.»
Ackermann schafft bei Bezahlung Fakten
Gegenwind für das laufende Jahr erwartet die Bank mit ihren weltweit 77.053 (80.456) Mitarbeitern durch neue Regularien für die Branche. Die Bank werde einen konstruktiven Beitrag leisten, versprach Ackermann. «Ein verlässlicher Regulierungsrahmen, eine effektive Aufsicht und eine intakte Risikodisziplin, man kann auch sagen Risikomoral, liegen in unserem ureigenen Interesse.» Bei der Bezahlung ihrer Manager schuf die Bank wie angekündigt Fakten: «Wir reduzieren den variablen Gehaltsbestandteil zugunsten des fixen Teils», erklärte Ackermann. Boni sollen über mehrere Jahre gestreckt werden und im Fall von Verlusten auch zurückgefordert werden können. Die Gesamtvergütung für das Jahr 2009 bezifferte die Bank auf 11,3 (9,6) Milliarden Euro.
Dividende steht im Zentrum
Für ausfallgefährdete Kredite legte die Bank deutlich mehr Geld zurück als im Vorjahr: Die Risikovorsorge stieg auf 2,6 (1,1) Milliarden Euro. Das oft kritisierte Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern verfehlte die Bank um zehn Prozentpunkte. Die Aktionäre sollen trotz des Milliardengewinns nur eine leicht erhöhte Dividende von 75 (50) Cent je Anteil erhalten. «Im Moment ist nicht die Dividende im Zentrum, sondern die Kapitalstärke», betonte Ackermann. Das Institut stärkte seine Eigenkapitalbasis deutlich: Die Kernkapitalquote – das Verhältnis zwischen Eigenkapital und ausgegebenen Krediten – lag Ende Dezember bei vergleichsweise starken 12,6 (10,1) Prozent. (awp/mc/pg/06)