Meldungen über einen Führungsstreit bei der grössten deutschen Bank trat der Aufsichtsrat entgegen: Demonstrativ stärkte das Kontrollgremium seinem in die Kritik geratenen Vorsitzenden Clemens Börsig den Rücken. Diesem war nachgesagt worden, Ackermann nach dessen Ausscheiden 2010 beerben zu wollen, damit aber bei den Kontrolleuren abgeblitzt zu sein. Ende April verlängerte der Aufsichtsrat dann überraschend Ackermanns Vertrag bis zur Hauptversammlung 2013.
Börsig ohne CEO-Ambitionen
Der Aufsichtsrat habe bei der Suche nach einem Nachfolger für Ackermann zwar durchaus alle Alternativen bedacht – «bis hin zu der Notwendigkeit, Dr. Börsig in die Pflicht zu nehmen», erklärte Aufsichtsrat Tilman Todenhöfer. Börsig habe jedoch deutlich gemacht, «dass er in dieser Hinsicht keinerlei Ambitionen hat, sondern Vorsitzender des Aufsichtsrates bleiben möchte», sagte der Vorsitzende des mit Personalfragen betrauten Präsidialausschusses des Aufsichtsrates. «Insgesamt hält der Aufsichtsrat die Kritik an Dr. Börsig im Zusammenhang mit diesem Vorgang für völlig unbegründet.»
Aktionäre fordern Details zu Datenaffäre
Aufklärung verlangten Aktionärsschützer auch zum Thema Daten-Affäre: Das Kreditinstitut hatte am Freitag mitgeteilt, es habe möglicherweise Verstösse in der Abteilung Konzernsicherheit gegeben habe. Kundendaten seien nicht betroffen. Das «Handelsblatt» (Dienstag) berichtete unter Berufung auf Unternehmenskreise, die Bank habe Mitarbeiter bis hinauf in den höchsten Führungszirkel ausgespäht. Ähnlich wie bei Bahn und Telekom seien Nachforschungen über das Umfeld einzelner Mitarbeiter angestellt worden, schreibt die Zeitung. Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hatte schon zuvor deutlich gemacht: «Wir wollen schon wissen, ob unserer Bank ein Datenskandal à la Telekom oder Deutscher Bahn droht.» Dies könne den Ruf der Bank beschädigen.
Rückkehr in die Gewinnzone
Ackermann versicherte den Aktionären, das Management lasse sich vom Milliardenverlust im Krisenjahr 2008 nicht entmutigen. «Wir sind zuversichtlich, Ihnen künftig wieder eine bessere Ertrags- und Gewinnentwicklung vorlegen zu können. Erste Anzeichen dafür sind im ersten Quartal 2009 bereits sichtbar.» Nach 3,9 Milliarden Euro Verlust 2008 war der Branchenprimus von Januar bis Ende März mit 1,2 Milliarden Euro in die Gewinnzone zurückgekehrt. Dank eines regen Handels mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen wurde sogar das Ziel von 25 Prozent Eigenkapitalrendite vor Steuern erreicht.
Renditeziel ohne grosse Risiken
Vor den Aktionären verteidigte Ackermann dieses Ziel, das Kritikern als Beleg für die Gier der Banker gilt, erneut. Die Bank erreiche es «nicht, wie manche behaupten, weil wir übermässige Risiken eingehen», sagte der 61-Jährige. «Wir erreichen diese Rendite, weil wir ein überzeugendes Geschäftsmodell und eine starke Marktposition haben.» Er sei «sehr froh, dass wir, die Deutsche Bank, die Regierung nicht um Steuergelder haben bitten müssen», sagte Ackermann und bekräftigte, die Bank sei ausreichend mit Kapital ausgestattet. Es sollte «ein Grund zur Freude sein, wenn gerade in Zeiten wie diesen die Deutsche Bank einen guten Gewinn erwirtschaftet. Ein Gewinn, der sie in die Lage versetzt, zu wachsen, Risiken zu verkraften, Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen».
Gute Entwicklung hält an
Die gute Entwicklung der Deutschen Bank halte auch im zweiten Jahresviertel an. «Unsere Kerngeschäftsfelder wurden mit Blick auf das gewandelte Umfeld optimiert», sagte Ackermann. «Die ersten erfreulichen Resultate, die sich im zweiten Quartal fortgesetzt haben, sind bereits zu verzeichnen.» An der Fondstochter DWS hält die Bank entgegen anderslautender Medienberichte unvermindert fest. «Die Expansion der DWS setzen wir unvermindert fort», betonte Ackermann. Im ersten Quartal hatten die als «stabil» gepriesenen Bereiche Privatkunden und Vermögensverwaltung enttäuscht, in den Medien war daraufhin über eine Abspaltung der DWS spekuliert worden. (awp/mc/ps/14)