Deutsche Bank und HSBC machen Hoffnung auf Ende der Finanzkrise

Die Regierungen sollten eine Kernkapitalquote von mindestens acht statt bisher vier Prozent verlangen, sagte Ackermann bei der «Handelsblatt»-Tagung «Banken im Umbruch». Der Markt verlange sowieso deutlich mehr. Sollte dies so kommen, stehe eine Reihe von Kapitalmassnahmen bevor.


Das Gröbste ausgestanden
Ackermann zeigte sich optimistisch, dass das Gröbste der Finanzkrise ausgestanden sei. «Ich sehe für die Finanzmärkte ein Licht am Ende des Tunnels», sagte er und bekräftigte damit zuletzt getroffene Aussagen. Ackermann schränkte seine Aussagen allerdings ein, indem er darauf verwies, dass er genau das Gleiche bereits bei der «Handelsblatt»-Tagung vor einem Jahr gesagt hatte und eine Woche später die US-Investmentbank Lehman Brothers zusammengebrochen sei. Gewisse Dinge könne man nicht voraussehen, sagte er. HSBC-Aufsichtsratschef Stephen Green sagte: «Das Finanzsystem hat sich stabilisert. Obwohl ich nicht glaube, dass wir über dem Damm sind, machen uns die Signale Mut.»


Verständnis für Wut der Menschen
Green zeigte Verständnis für die Wut auf die Finanzbranche. Der öffentliche Zorn auf die Bankervergütung, die um ein vielfaches über der von Arbeitern liege, sei nachvollziehbar. Zumal viele Banken derzeit nur dank milliardenschwerer staatlicher Hilfspakete überleben können. Hier müsse die Branche noch viel tun, um diesen Makel wieder auszumerzen. «Wir müssen hart daran arbeiten, das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen», sagte Green. Die zu den weltweit grössten Banken zählende britische Bank selbst kam bisher ohne staatlichen Hilfen durch die Krise, sondern konnte ihr Kapital am Finanzmarkt stärken.


Ackermann propagiert vorsichtiges Agieren
Die Deutsche Bank will nach den Aussagen ihres Chefs das verloren gegangene Vertrauen auch dadurch wieder gewinnen, indem sie weiter vorsichtig agiere. Er wolle den eingeschlagenen Risikopfad nicht verlassen, selbst wenn dies Marktteilnehmer fordern sollten, sagte er. «Wir halten bewusst Liquidität vor.» Er kündigte zudem erneut an, die stabilen Geschäftsfelder wie die Vermögensverwaltung oder das Privatkundengeschäft stärken zu wollen. Die grösste deutsche Bank hatte zwar im vergangenen Jahr einen hohen Verlust eingefahren, schreibt aber seit Jahresbeginn wieder Milliardengewinne. «Wir sind überzeugt, dass wir relativ gut durch die Krise gekommen sind», sagte er. Andere hätten aber noch besser abgeschnitten.


Angriff auf den Heimmarkt
Gleichzeitig erklärte Ackermann, den von Sparkassen und Genossenschaftsbanken dominierten Heimatmarkt noch stärker ins Visier nehmen zu wollen. «Wir müssen im Heimatmarkt alles tun, um den Marktanteil zu erhöhen», sagte er. «Denn am Schluss ist der Heimatmarkt immer die Grundlage des Erfolgs auf globaler Ebene.» Wenn eine Bank zuhause genug verdiene, sei sie schlicht nicht gezwungen, risikoreiche Investments andernorts einzugehen, begründete Ackermann sein Vorpreschen.


Über Jahre hinweg sah sich die grösste deutsche Bank dem Vorwurf ausgesetzt, sie vernachlässige das Geschäft vor Ort. Zuerst mit mehreren kleinen und schliesslich einem grossen Zukauf baute sie ihre Präsenz im Privatkundengeschäft aber sukzessive aus. Sie übernahm zuerst die Berliner Bank, kaufte den Genossenschaftsbanken anschliessend die Norisbank ab und beteiligte sich schliesslich mit knapp 30 Prozent an der Postbank. «Wir sind auf gutem Wege in der Kooperation mit der Postbank», sagte Ackermann.


Einstieg bei Sal. Oppenheim
Neuester Coup ist der geplante Einstieg bei der ins Straucheln geratenen Privatbank Sal. Oppenheim, die zwar in Luxemburg sitzt, deren Wurzeln und Verwaltung aber in Köln liegen. «Ich hoffe, dass es zu einem guten Ende führen wird», sagte Ackermann zu den Verhandlungen. Noch bis Mitte des Monats prüft die Deutsche Bank die Bücher von Sal. Oppenheim, bis Mitte Oktober soll dann eine Entscheidung fallen. Es gilt als offenes Geheimnis, dass die Deutsche Bank letztlich die Komplettübernahme anstrebt. Sie könnte damit ihr schleppend laufendes Geschäft mit vermögenden Privatkunden aufpäppeln.


Das Massengeschäft wird mit der Übernahme der Postbank einen Schub bekommen. Spätestens Anfang 2012 fällt ihr automatisch die Mehrheit an der früheren Post-Tochter zu. Dann müsste sie den restlichen Aktionären ein Übernahmeangebot machen. Börsianer spekulieren seit Monaten darauf, dass die Frankfurter schon früher Nägel mit Köpfen machen. Am Geld würde es nicht scheitern, machte Ackermann klar. «Wir sind überzeugt, dass wir relativ gut durch die Krise gekommen sind.»


Wiedererstarken der US-Banken
Viele andere Banken können das nicht von sich behaupten. So musste in Deutschland etwa der Rivale Commerzbank staatlich gestützt werden, auch in anderen europäischen Ländern sicherten die Regierungen den Status quo durch Steuergelder. Das sieht Ackermann noch zum Problem werden: «Wir sind eigentlich heute da, wo wir vor der Krise waren.» Dagegen hätten die US-Institute unter dem Druck der Krise fusioniert. «Die amerikanischen Banken werden meines Erachtens gestärkt aus der Krise herausgehen.» (awp/mc/pg/17)

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