Deutsche Banken noch nicht über dem Berg

Die Vorsorge für Kreditrisiken dürfte erheblich steigen und der Zinsüberschuss entsprechend zurückgehen. Der Abschwung schlage sich bei den Instituten erst zeitlich verzögert nieder. Auf die Frage, ob die deutschen Banken die bisherigen Rettungsangebote der Regierung und überhaupt richtig genutzt hätte, sagte Weber. «Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.»


Rückzug auf Heimatmarkt
Gleichzeitig sagte Weber, ihm mache sorge, dass sich seit der Krise viele Institute, bedingt durch Auflagen und Verkleinerungen, wieder auf ihren Heimatmarkt zurückzögen. «Es gab bislang nur wenig grenzüberschreitende Fusionen im Euroraum, von Ausnahmen wie Unicredit und HVB abgesehen.» Die Grösse dürfte bei der Regulierung nicht im Mittelpunkt stehen. «Alle Banken, gerade auch die grossen, müssen widerstandsfähiger werden. Sie brauchen höhere Eigenkapitalpuffer, grössere Liquiditätspolster und ein besseres Risikomanagement.» Ausserdem forderte Weber eine bessere Überwachung der Finanzmärkte und ein spezielles Insolvenzrecht für Banken.


Talsohle erreicht – Arbeitslosigkeit steigt weiter
Mit Blick auf den leichten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal, sagte Weber. Die deutsche Wirtschaft habe zwar die Talsohle erreicht, er warnte aber gleichzeitig: «Die Arbeitslosigkeit wird steigen, wenn die Kurzarbeit ausläuft. Das könnte den Konsum belasten, dürfte aber die Erholung insgesamt nicht gefährden, höchstens deren Dynamik schwächen.» Die Bundesbank hatte für 2009 mit einem gesamtwirtschaftlichen Minus von sechs Prozent gerechnet. Weber sagte jetzt, vermutlich dürfte es etwas günstiger laufen.


Krise laut Merkel noch nicht vorbei
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat vor verfrühten Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Wirtschaftskrise gewarnt. Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Wirtschaftsentwicklung seien zwar «ein ganz kleines Pflänzchen von Hoffnung», sagte Merkel am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung des Deutschlandfunks und des Fernsehsenders Phoenix in Berlin. Dennoch werde die deutsche Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um etwa sechs Prozent sinken. «Die Zeit ist ungewöhnlich ernst. Wir werden dieses Jahr ungefähr minus 6 Prozent haben, plusminus», sagte Merkel. «Das bedeutet, dass wir nicht aus der Krise sind, nur weil es das erste Mal ein bisschen hochgeht.»  (awp/mc/ps/03)

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