Deutsche Börse dürfte LSE aus wettbewerbsrechtlicher Sicht übernehmen
Voraussetzung hierfür ist, dass der Käufer die Unabhängigkeit des Abwicklungsdienstleisters (Clearing) für die LSE gewährleistet, geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der britischen Wettbewerbsbehörde hervor. Die Deutsche Börse wollte die LSE im vergangenen Jahr für 530 Pence je Aktie übernehmen. Inzwischen ist die Aktie der Londoner Börse mit 1.190 Pence mehr als das doppelte wert.
«Fusion unter Partnern»
Der deutsche Börsenbetreiber hat sich am Mittwoch auch offiziell aus dem Kampf um die Londoner Börse zurückgezogen, strebt jedoch inzwischen eine «Fusion unter Partnern» mit der Fünf-Länder-Börse Euronext an. Die Euronext selbst war auch an der LSE interessiert und prüft nach aktuellen Angaben weiter die Situation rund um die Londoner Börse, will aber mit der Deutschen Börse konstruktiv bei einer möglichen Fusion der beiden Börsenbetreiber zusammenarbeiten. Experten gehen daher davon aus, dass die Euronext deshalb und wegen des inzwischen stark gestiegenen Aktienkurses kein Interesse mehr an der LSE hat.
Höchstes Gebot von der NASDAQ
Das derzeit höchste Gebot für die LSE kommt von der US-Technologiebörse NASDAQ mit 950 Pence je Aktie oder insgesamt 2,4 Milliarden Pfund. Doch auch diese Offerte stufte die LSE-Spitze wie die Angebote davor als zu niedrig und unzureichend ein. Zuvor hatte neben der Deutschen Börse und Euronext auch die australische Bank Macquarie Interesse an dem Londoner Börsenbetreiber gezeigt, sich aber wegen des Widerstands der Briten vor kurzem zurückgezogen.
NYSE als möglicher Käufer
In britischen Presseberichten wird zudem immer wieder über ein Interesse der New York Stock Exchange (NYSE) an der Londoner Börse spekuliert. Die gemessen an der Marktkapitalisierung der dort notierten Werte grösste Börse der Welt platzierte jüngst selbst eigene Aktien und verfügt seitdem über eine Akquisitionswährung. NYSE-Chef John Thain betonte zuletzt immer wieder, bei der erwarteten weltweiten Konsolidierung der Börsenbetreiber eine führende Rolle spielen zu wollen.
(awp/mc/hfu)