Deutsche Börse eröffnet Zentrale unter Protesten

Letztlich sollen 2000 Mitarbeiter in dem neuen Gebäude arbeiten. Juristischer Sitz der Gesellschaft ist aber weiterhin Frankfurt, auch der im Fernsehen als Kulisse genutzte Handelssaal in der Frankfurter Innenstadt bleibt erhalten. Die in scharfem Wettbewerb stehende Börse wechselt nicht nur die Immobilie, sondern baut auch ihre Struktur um: 370 der insgesamt 3300 Stellen sollen vor allem in Frankfurt und Luxemburg gestrichen beziehungsweise an den billigeren Standort Prag verlagert werden.


Kostenschraube überdreht?
Die Gewerkschaft Verdi und der Betriebsrat werfen dem Management vor, die Kostenschraube zu überdrehen. Mehr als 100 Mitarbeiter protestierten am Donnerstag gegen Stellenabbau und für den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. «Eine schöne neue Fassade und dahinter Arbeitsplatzabbau – das passt nicht zusammen», schimpfte Verdi- Vertreter Herbert Bayer, der die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat der Deutschen Börse AG vertritt. Die Betriebsratsvorsitzende Irmtraud Busch betonte: «Der Abbau von Stellen und die Verlagerung nach Prag ist für die Deutsche Börse unnötig und schädlich.» Börsenchef Reto Francioni stellte klar: «Wir bleiben nicht nur in Hessen, wir bleiben im Rhein-Main-Gebiet. Wir bleiben auch Frankfurt eng verbunden.» Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Manfred Gentz, versicherte: «Der Kern unserer Aktivitäten bleibt hier, in dieser Region, von hier aus steuern wir unsere globalen Aktivitäten.»


«Ein guter, pragmatischer und dynamischer Standort»
Eschborn sei für die Weiterentwicklung des Konzerns «ein guter, pragmatischer und dynamischer Standort», befand Francioni vor etwa 400 Gästen und Mitarbeitern. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte: «Die Tatsache, dass sich eine der weltgrössten und wichtigsten Börsen hier weiter ausbaut und etabliert, ist ein Signal für den Standort Rhein-Main, für Hessen, aber auch für Deutschland.» 200 Millionen Euro investierte der Konzern in seinen neuen Hauptsitz, das würfelförmige, verglaste Gebäude «The Cube». Im Januar 2008 verkündete der Vorstand die Entscheidung zum Umzug, Mitte November 2008 wurde der Grundstein gelegt, nachdem auch die letzten Bemühungen der Stadt Frankfurt gescheitert waren, den Ortswechsel des Konzerns zu verhindern. (awp/mc/ss/20)

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