Deutsche Börse kämpft weiter um Euronext

Weiterhin werde an dem Vorschlag eines «Zusammenschlusses unter Partnern» festgehalten, ebenso wie an der Einbringung des Wertpapierabwicklers Clearstream in ein solches neues Unternehmen. «Management und Aufsichtsrat sind der Überzeugung, dass wir das Möglichste unternommen haben, um das Management von Euronext von dem Potenzial eines Zusammenschlusses und der Qualität unseres Vorschlags zu überzeugen», sagte Francioni. Damit erteilte der Frankfurter Marktbetreiber einem unter anderem von Aktionärsvertretern befürchteten Bieterstreit zumindest zunächst eine Absage.


Angebot an Theodore
In einem Punkt war die Börse zuvor einen weiteren Schritt auf die Euronext zugegangen: Sie bot dem derzeitigen Euronext-Chef Jean-Francois Theodore bis 2008 den alleinigen Vorsitz in dem neuen Konzern an. 2008 läuft die Amtszeit von Theodore aus. Bislang hatte die Deutsche Börse eine zunächst gemeinsame Führung von Theodore mit Francioni vorgeschlagen. Nach einer Übergangsfrist solle der Vorsitz dann auf Francioni allein übergehen, während Theodore in einer führenden Funktion in den Aufsichtsrat des neuen Unternehmens wechseln würde.


Gespräche mit potenziellen Partnern
In puncto Alternativen zu einer Fusion mit der Euronext, die Aufsichtsratschef Kurt Viermetz als beste und möglicherweise letzte Chance für eine grosse europäische Börse bezeichnete, blieb Francioni unkonkret. Er sagte vor knapp 600 Aktionären – 45 Prozent des Grundkapitals – die Börse könne auch aus eigener Kraft wachsen. Zudem habe die Deutsche Börse auch in Punkto Kooperationen verschiedene Möglichkeiten und führe Gespräche mit mehreren potenziellen Partnern.


An Silostruktur wird festgehalten
An der Silostruktur der Deutschen Börse mit Handel und Nachhandelsaktivitäten soll in jedem Fall festgehalten werden, wiederholte Francioni. Der Umsatztreiber Clearstream stehe nicht zur Disposition. «Bevor wir etwas zerschlagen, mit dem wir viel Wert kreiert haben, müssen wir bessere Alternativen haben, sonst würde dies Wert zerstören», sagte er. Der Vorschlag der Ausgliederung des Aktien-Clearings aus dem Luxemburger Wertpapierabwickler sei unter strategischen Aspekten zu sehen und solle das vertikale Geschäftsmodell schützen. Der Umsatz in diesem Bereich sei mit 63,5 Millionen Euro verglichen zu dem im Renten- und Derivatebereich gering.


Euronext-Spitze möchte Fusion mit NYSE
Auf der Aktionärsversammlung der Euronext am Dienstag hatten die Aktionäre mehrheitlich dagegen gestimmt, dass eine Fusion mit den Frankfurtern im besten Interesse der Aktionäre wäre. Sie sprachen sich damit aber auch nicht gegen einen Zusammenschluss aus, sondern forderten, dass alle möglichen Optionen geprüft werden sollen. Die Euronext-Spitze hingegen hält eine Fusion mit der an der Euronext ebenfalls interessierten US-Börse NYSE für die beste Lösung, gab aber keine Empfehlung ab. Eine ausserordentliche Hauptversammlung soll hier eine endgültige Entscheidung bringen. (awp/mc/pg)

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