Der Präsident des Branchenverbandes BITKOM, August-Wilhelm Scheer, sprach am Montag zum Auftakt der CeBIT in Hannover mit Blick auf 2010 von einem «Übergangsjahr». 2009 sank der Gesamtumsatz der Informationstechnologie und Telekommunikation in Deutschland um 4,3 Prozent auf 139,5 Milliarden Euro. «Wir hatten am Jahresanfang gedacht, wir kommen mit einem blauen Auge davon», sagte Scheer. Allerdings seien die Kunden gerade bei Hardware und Software deutlich zurückhaltender gewesen als erwartet. Für 2011 rechnet der BITKOM mit 1,6 Prozent Wachstum auf 141,8 Milliarden Euro.
Investitionsstau löst sich auf
Die einzelnen Segmente entwickeln sich allerdings unterschiedlich. In der Informationstechnik wird in diesem Jahr wieder ein Wachstum von 1,4 Prozent auf 64,4 Milliarden Euro erwartet. Bei den Unternehmen löse sich der Investitionsstau bei IT-Lösungen allmählich auf, die Nachfrage ziehe an. Davon profitierten am meisten Anbieter von Software und IT-Services.
Preise sinken
Einen «extremen Preisdruck» gebe es bei den Geräteherstellern. Zwar stiegen die Absatzzahlen für PCs derzeit um sechs Prozent, die von Laptops gar um 11 Prozent. Wegen sinkender Preise aber werde der Umsatz dennoch zurückgehen. «Wir brauchen derzeit im Geräteverkauf ein Plus von mindestens acht Prozent, um umsatzseitig wenigstens eine schwarze Null zu schreiben. Für den Verbraucher ist das toll, für die Hersteller ist es eine enorme Herausforderung.»
Telekom unter Druck
In der Telekommunikation wird der Umsatz der BITKOM-Prognose zufolge um 1,1 Prozent auf rund 63 Milliarden Euro sinken, für das kommende Jahr wird noch einmal ein Rückgang von 0,3 Prozent erwartet. Zwar bekomme etwa das mobile Internet mit den drastischen Verkaufszuwächsen von smartphones einen enormen Schub. Die Umsätze legten aber nicht zu, weil etwa die Telefontarife weiter zurückgingen. Auch der Markt für digitale Unterhaltungselektronik werde 2010 weiter sinken.
Jahr der Richtungsentscheidungen
Scheer sagte, 2010 werde ein Jahr der Richtungsentscheidungen. Der grösste Thema für die Unternehmen sei das sogenannte Cloud Computing. Dabei geht es darum, IT-Dienste über Netzwerke zur Verfügung zu stellen und die Daten auf Rechnern im Internet zu speichern – Experten sprechen von einer «Cloud» (Wolke). Scheer sagte, Cloud Computing werde den IT-Markt durcheinanderwirbeln. Der BITKOM wolle in der Branche eine Initiative für eine «deutsche Cloud» starten. Bisher wird dieser Markt von US-amerikanischen Unternehmen dominiert. (awp/mc/ps/20)