Der Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung habe sich trotz der Wachstumsverlangsamung zum Ende des vergangenen Jahres nicht nennenswert eingetrübt, heisst es in dem am Montag in Frankfurt veröffentlichten Monatsbericht der Deutschen Bundesbank für Februar. Gleichwohl bestünden die Risikofaktoren, die seit Mitte vergangenen Jahres die Konjunkturperspektiven über das übliche Mass hinaus verunsichert hätten, nach wie vor fort. Teils hätten die Risiken sogar an Bedeutung gewonnen, beispielsweise die Gefahr einer stärkeren konjunkturellen Abschwächung in den USA.
Keine grösseren Planrevisionen
Die Auswirkungen derartiger Risiken auf die deutsche Konjunktur hielten sich bislang aber in Grenzen, schreibt die Bundesbank. So seien bei den Unternehmen keine grösseren Planrevisionen zu erkennen. Das deutsche Bankensystem habe die Turbulenzen der letzten Monate insgesamt gut gemeistert und seine Stabilität und Funktionsfähigkeit behauptet. Auch bei den privaten Verbrauchern seien keine erheblichen Vertrauensstörungen festzustellen.
Verlagerung auf binnenwirtschaftliche Kräfte
Daher bestehe weiterhin die Aussicht, dass die Binnennachfrage – insbesondere der private Verbrauch – wieder stärker von ihrem «fundamental begründeten Erholungspotenzial» geprägt sein werde. Die Abschwächung der inländischen Nachfrage im Herbst sei voraussichtlich eher vorübergehender Natur. Eine Schwerpunktverlagerung auf binnenwirtschaftliche Auftriebskräfte sei daher trotz des unverkennbaren Risikopotenzials weiter sehr wahrscheinlich.
Wegfall von Ausrüstungsinvestitionen
Auf Unternehmensseite sei hingegen der Wegfall von Ausrüstungsinvestitionen zu erwarten, die wegen des Auslaufens der degressiven Abschreibung vorgezogen worden seien. Stützend sollte indes der hohe Zuwachs an Neuaufträgen in der deutschen Industrie wirken. Auch die Auftragslage im Bausektor habe sich zuletzt verbessert. Die Exportdynamik werde durch den starken Euro und die Abkühlung der US-Konjunktur zwar gebremst, nicht aber stark behindert.
Inflationsrisiken in der langen Frist gestiegen
Die längerfristigen Inflationsrisiken in der Eurozone sind nach Einschätzung der Bundesbank zuletzt gestiegen. «Trotz der leichten Abschwächung im vierten Quartal gibt das hohe Geld- und Kreditwachstum nach wie vor Anlass zu stabilitätspolitischer Sorge?, heisst es in dem am Montag in Frankfurt veröffentlichten Monatsbericht der Deutschen Bundesbank. Die mit monetären Daten durchgeführten Inflationsprognosen («Monetäre Analyse») deuteten insgesamt darauf hin, dass die Preisrisiken im vierten Quartal weiter gestiegen seien.
Abschwächungstendenzen überkompensiert
Zwar dürften die Finanzmarktturbulenzen die Geldhaltung der Nichtbanken zum Teil gefördert haben. Auch stelle die Abschwächung der Kredite an private Haushalte eine aus geldpolitischer Sicht angemessene Entwicklung dar, was den geldpolitischen Handlungsbedarf für sich genommen verringere. Allerdings sei die ebenso erwünschte Dämpfung der Kreditdynamik bei Unternehmen aus dem Nichtfinanzsektor derzeit noch nicht zu erkennen. Hier seien die Abschwächungstendenzen in den anderen Euro-Raum-Ländern durch eine beschleunigte Kreditvergabe an Unternehmen in Deutschland überkompensiert worden, schreibt die Bundesbank. (awp/mc/ps)